Aus aktuellem Anlaß:

Die Geister, die ich rief... Schläpfers Abgang und die chaotischen Folgen

von Peter Bilsing

Martin Schläpfer - Foto: Deutsche Oper am Rhein
Aus aktuellem Anlaß:
 
Die Geister, die ich rief...
Schläpfers Abgang und die chaotischen Folgen
 
Am 19.3.2019 schrieb Peter Bilsing, Herausgeber des Opermagazins „Der Opernfreund“ zur Causa Martin Schläpfer:
 
„Ganz so einfach, wie es sich Rheinopern-Intendant Meyer vorstellt, wird die Übergabe des Ballettdirektoren-Zepters an den vielversprechenden Nachfolger Demis Volpi wohl nicht gehen, denn die Problempunkte am dortigen Ballett sind unübersehbar. Warum? Der von Martin Schläpfer vor anderthalb Jahren als neuer Ballettchef von ihm persönlich nominierte Tänzer Remus Sucheana - Schläpfer erklärte damals völlig überraschend, er wolle ab sofort in den Hintergrund treten und gebe an Herrn Sucheana die Direktion ab - ist das Problem.
Der Laie staunte, die Fachwelt wunderte sich, die Verantwortlichen in der Verwaltung der Oper bekamen fast einen Herzanfall: Ein Ballett-Direktor ernennt seinen Nachfolger ohne Einschaltung des Aufsichtsrates der Oper - quasi par Ordre du Mufti. Er erklärte wie selbstverständlich, daß seine Majestät sich nun gedenke zurückzuziehen. Aber halt doch nicht ganz, denn er wolle zukünftig nur noch als offizieller Berater des Rheinopernballetts, quasi im Hintergrund, fungieren.
Die Anfrage kritischer Journalisten nach den Kosten - Bekommen plötzlich zwei Leute ein Direktorengehalt? - wurde von der Rheinoper damals mit dem Satz beantwortet, daß der ganze Vorgang kostenneutral stattgefunden habe.
 
Nun hat also aktuell Sucheana einen Vertrag als Ballettdirektor bis 2024. Haben wir jetzt zukünftig zwei Ballettdirektoren? Da fragt man sich doch erst einmal, wie werden zukünftig die Kompetenzen zwischen ihm und Volpi aufgeteilt sind? Oder tritt Sucheana ganz leise dann in den Hintergrund und verzichtet auf Gehalt und Position?
Hinzu kommt, daß Martin Schläpfer angekündigt hat, er wolle die Aufführungsrechte für seine Stücke in Düsseldorf lassen. Was bedeutet das für den designierten Volpi? Muß er auch Schläpfer-Stücke spielen? Hoffentlich nicht, denn dies gäbe dann so einen Klüngel, wie einst in Köln, als man den Intendanten Krämer entließ, dieser sich aber klammheimlich über die Kulturbeauftragte der GRÜNEN noch die Garantie für zwei große Operninszenierungen per annum für die nächsten vier Jahre hatte schriftlich bescheinigen lassen.
 
Der Vertrag des Generalintendanten Christoph Meyer, der ja die Rheinoper nach Jahren des Tiefschlafs - einzig die zwei Düsseldorfer Lokalzeitungen berichteten noch über Opern-Premieren - mit seinem Einknicken vor der Publikumswut anläßlich einer umstrittenen Tannhäuser-Premiere erstmals wieder ins internationale Feuilleton brachte, läuft nur noch bis 2024, ebenso wie der des jetzt designierten Demis Volpi. Wenn Meyer 2024 also aufhört, bedeutet dies, daß der neue Intendant auch einen neuen Ballettchef bestimmen kann. Oder macht Meyer dann noch bis zum Rentenalter weiter? Fragen über Fragen, über Fragen... Die anscheinend außer dem OPERNFREUND niemand stellt.
Wobei mich persönlich ja auch brennend interessieren würde, wer noch im Gespräch für die Übernahme der Ballettdirektion war. Aber darüber herrscht - allgemeiner Usus - ja bei jeglicher Findungskommission (gab es die überhaupt?) Stillschweigen.“
 
 
Übernahme mit freundlicher Erlaubnis von „Der Opernfreund“