Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Donald!

„85 Jahre Donald Duck“

von Andreas Rehnolt und Frank Becker

© Disney
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag,
lieber Donald!
 
Der liebenswürdig cholerische Pechvogel wird 85 Jahre
alt und ist nach wie vor die beliebteste Figur
aus der Comicmetropole Entenhausen.
 
Entenhausen - Donald Duck feiert heute, am 9. Juni seinen inzwischen schon 85. Geburtstag. Der berühmte Erpel aus der Comicmetropole Entenhausen ist auch in hohem Alter immer noch der liebenswürdig cholerische Pechvogel, den wir so lieben. Vermutlich wird er mit Dauerfreundin Daisy ein Tänzchen aufs Parkett legen. Und Oma Duck hat sicherlich ihm zu Ehren auf ihrem Bio-Bauernhof vor den Toren der Stadt ein riesiges Buffet mit zahllosen Leckereien aufgebaut. Geizkragen und Geldonkel Dagobert überlegt sich wahrscheinlich auch noch am Morgen des 9. Juni, ob er auch ohne Präsent zum Geburtstagsessen kommen kann. Und er hat - soviel ist sicher - zwei Tage gefastet, um ordentlich reinhauen zu können.
 
Daß man Donald sein Alter nicht ansieht, liegt nicht zuletzt an den Künstlern, die ihn in ewiger Jugendfrische immer wieder in neue Abenteuer schicken. In der Onkel-Gesellschaft von Entenhausen spielt Alter eben keine Rolle, und so bleiben Donalds Neffen immer die pfiffigen Schuljungen und Pfadfinder und Onkel Dagobert der ewig gleich alte Griesgram. Im Egmont-Verlag ist zum Geburtstag ein schön gemachter Band mit 159 Seiten erschienen, auf dessen Titelbild - Sie sehen es hier - Donald im Scheinwerferlicht vor einer Filmklappe nicht ganz uneitel in seinem berechtigten Ruhm badet. Acht Geschichten von einigen Donald-Duck-Vätern vereint der Band. Romano Scarpa ist ebenso vertreten wie William van Horn und Vicar oder Kari Korhonen sowie mehrere italienische Zeichner.
Donald-Fans, allen voran eingefleischte Donaldisten und vor allem Barksisten werden aber sicherlich und zu Recht eine Geschichte von Carl Barks in diesem Geburtstags-Band vermissen. Und auch Donald selbst wird sich vermutlich fragen, warum ausgerechnet der ihm nicht gratulieren sollte, der seine schönsten und originellsten Abenteuer geschrieben und gezeichnet hat. Dagegen sind bei Donalds 85. natürlich seine Neffen Tick, Trick und Track zugegen, die für ihren Onkel Donald vermutlich auch diesmal ihr Sparschwein geschlachtet haben, um ihm ein würdiges  Geschenk zu besorgen.
Die Filmklappe auf dem Umschlag ist sicherlich nicht von ungefährzu sehen, erblickte Donald doch am 9. Juni 1934, damals noch als kleine Nebenfigur, bei der Uraufführung des Zeichentrickfilms „The Wise Little Hen“ das Licht der Comicwelt. Und dieser Geburtstag wird heute gefeiert.


© Disney

Schon zwei Jahre nach seinem ersten Auftritt war Donald bereits gleichberechtigter Co-Star neben Micky Maus und Goofy. Und schon 1937 erhielt er seine eigene Kurzfilmreihe. Weit über 100 Filme drehte Donald in nur zwei Jahrzehnten.
Aber die bis heute schönsten Geschichten und Zeichnungen von Donald Duck schuf , wie oben erwähnt, sicherlich ab 1943 der unvergessliche Zeichner und Texter Carl Barks, der 1943 in Donalds Leben trat und bis heute den Entenhausen-Kosmos prägt, wie kein anderer. Dafür mitverantwortlich war natürlich die deutsche Übersetzerin, die promovierte Germanistin Dr. Erika Fuchs mit ihren grandiosen Einfällen, den Entenhausen-Slang mehr als kongenial einzudeutschen.

Donald, der mit vollständigem Namen Donald Fauntleroy Duck heißt und der es über alles liebt, in seiner Hängematte zu liegen und faul zu sein, wird zu seinem 85sten vom Egmont-Verlag auch noch mit zwei Ausgaben der Lustigen Taschenbücher geehrt. Eines davon erscheint am 18. Juni und trägt den Titel „50 Jahre Phantomias“. Denn Donald führt bereits seit einem halben Jahrhundert ein Doppelleben.
Am 8. Juni 1969 schlüpfte er erstmals in die Superheldenmaske und wacht seitdem als Phantomias nachts über das verschlafene Entenhausen. Unterstützt und ausgestattet wird er dabei vom Erfindergenie Daniel Düsentrieb mit Superkräften und seinem legendären roten Auto „313“, umgerüstet als Heldenmobil mit Sprungfederreifen, Unsichtbarkeits-Spray und Schleudersitz.


© Disney - Carl Barks pinx.

Unnachahmlich sind seine charakteristischen Wutausbrüche - er geht niemals einem Streit aus dem Weg - mit der schnatternden Stimme im Film, die er seit seiner „Geburt“ von Clarence Nash, einem früheren Milchmann bekam. Für Abenteuer in aller Welt im Auftrag oder Beisein seines geizigen Geldonkels Dagobert ist Donald immer zu haben. Ob in China, in Indien, tief im Innern der Erde, auf abgelegenen Inseln, im Eismeer oder im Weltall, es gibt vermutlich keinen Winkel im Universum, den Donald Duck nicht schon bereist hat.
Arbeit kommt dagegen oft nur dann in Frage, wenn auch das Sparschwein seiner Neffen nichts mehr zum Leben hergibt. Unendlich die Liste der Jobs, die Donald bislang meist nur kurz - in Entenhausen angenommen hat: Feuerwehrmann, Gärtner, Postbote, Kapitän, Truthahnjäger, Fotograf, Schlangenbeschwörer, Sheriff, Milchmann, Schulpolizist, Schatzsucher, Uhren-Reparatur-Experte, Traumprüfer, Liftboy und viele andere. Wenn er Onkel Dagobert die Miete nicht zahlen kann, poliert er ihm dafür dessen heißgeliebte Taler im Geldspeicher.


© Disney - Sheriff of Bullet Valley 1948 - Carl Barks pinx.

 
Nur wenige wissen, daß Donald Duck 1943 sogar einmal den Oscar bekommen hat, für seine Darstellung in dem nazikritischen US-Propaganda-Zeichentrickfilm „Der Fuehrers Face“ nämlich, der die Form eines Albtraums hatte, in dem sich der Erpel als Arbeiter in einer Nazi-Munitionsfabrik wiederfindet. Schon einige Jahre früher gab sich Donald sehr politisch, als er 1936 für das Amt des amerikanischen Präsidenten kandidierte. 2004 erhielt Donald einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

 
 Donald Duck und Nachbar Zorngiebel © Disney

Die Sympathien der Entenhausen-Fans und der Bewohner der Comicmetropole liegen eindeutig allen anderen voran bei ihm. Seine schlauen Neffen Tick, Trick und Track, die schnippische Dauerfreundin Daisy, die gutmütige Oma Duck und selbst der gerne griesgrämige Onkel Dagobert ziehen übrigens Donald dessen Vetter, dem notorischen Glückskind und Widerling Gustav Gans vor. Der wurde wahrscheinlich ebensowenig zum Fest eingeladen wie Nachbar Zorngiebel. Donald ist eben bis heute mit all seinem Freud und Leid wahrlich einer von uns gewesen und geblieben. Herzlichen Glückwunsch, lieber Donald, viele Geschenke und nur nette Geburtstagsgäste wünschen wir Dir.
 
„85 Jahre Donald Duck“ - Egmont-Comic-Collection
© 2019 Egmont Verlag / Disney, 160 Seiten, gebunden - ISBN: 978-3-7704-4051-1
20,- €