Wenig erhellend

Mitgliederversammlung des „Pina Bausch Zentrum Förderverein e.V.“ mit politischen Gästen

von Karl-Heinz Krauskopf

Bettina Wagner-Bergelt - Foto © Karl-Heinz Krauskopf
Politische Gäste bei der Mitgliederversammlung des
„Pina Bausch Zentrum Förderverein e.V.“
im Kronleuchter-Foyer der Wuppertaler Oper.
 
Eine kleine Schar Unterstützer des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch und insbesondere des geplanten Pina Bausch Zentrums (PBZ) traf sich am 25.03.19 zur Mitgliederversammlung im eleganten Kronleuchter-Foyer der Wuppertaler Oper. Nach Eröffnung der Versammlung durch Vorstandsmitglied Heinz Theodor Jüchter und Abwicklung der Regularien - u.a. mit den Wahlen von Enno Scharwächter zum neuen Schatzmeister (bis dato besetzte Peter Vaupel diesen Posten) und Heinz Gilde zum neuen Geschäftsführer – wurden einige der angestrebten Ziele und durchzuführenden Projekte diskutiert. Dazu gehörten Themen wie: die Tanzfeste, die Pina Bausch einst initiiert hat, sollten zur Tradition werden, damit fortgeführt und vom Verein unterstützt werden; Sponsoren müßten ebenso gefunden werden wie neue Mitglieder, um, ausgestattet mit ausreichenden Finanzen, wirksam helfen zu können. Eine Werbekampagne dazu werde noch 2019 gestartet.
Der de facto nicht vorhandene Websiteauftritt werde ebenfalls optimiert, so daß auch Beitrittswilligen die entsprechenden Unterlagen online zur Verfügung gestellt werden können. Eine Verlinkung mit den Internetauftritten des Tanztheaters und der Pina Bausch Foundation wurden ebenfalls vorgeschlagen und positiv aufgenommen.
 
Im zweiten Teil der Veranstaltung hätte es dann inhaltlich interessant werden können, weil Bettina Wagner-Bergelt, die Intendantin des Tanztheaters, Uwe Flunckert, der Gebäudemanager der Stadt Wuppertal, Isabel Pfeiffer-Poensgen, die parteilose Kultusministerin des Landes NRW u. last but not least der Landtagsabgeordnete der SPD, Andreas Bialas eingeladen waren, ihre Statements zum Projekt PBZ vorzutragen.
 
Frau Wagner-Bergelt schlug im Vorfeld zu den anstehenden Um- und Ausbaumaßnahmen des Schauspielhauses eine schnelle Nutzung vor. Unter der Überschrift: „Pina Bausch Zentrum under Construction“ möchte sie das Foyer ab Mai 2019 wieder beleben. Dort sollen, nach kleineren Verschönerungsmaßnahmen des Foyerbereichs, Kooperationen mit verschiedenen Veranstaltern stattfinden (u.a. Tanzrauschen, Tanzfilmpräsentationen). Zudem soll der fortschreitende Gammellook des Gebäudes durch Säuberungsaktionen der Außenanlagen, Austausch der Absperrungen aus Draht durch Holzzäune, die mit Graffiti bemalt werden könnten, dem Verfallseindruck entgegenwirken. Wagner-Bergelt sieht hier viele Ansatzpunkte wo der Förderverein als auch andere Institutionen aus dem Tal unterstützten können (ähnlich den Wupper-Säuberungsaktionen). Der Förderverein sollte das Zentrum ebenfalls zügig „besetzen“ und z.B. seine Mitgliederversammlungen dort abhalten.
Uwe Flunckert erläuterte die anstehenden Baumaßnahmen und den Zeitplan des Um- und Ausbaus des Zentrums. Daß man mit ca. sieben Jahren Planungs- und Bauzeit rechnen müsse, war nachvollziehbar, nachdem er die Details der Prozesse dargelegt hatte. Auf die Frage: „Reicht das Geld?“ Kam sein klares „Nö“! Dabei sei die Inflationsrate nicht das Problem. Das mache ihn, Flunckert, nicht nervös. Wieso nicht, blieb offen, denn hier war dann aber auch schon Schluß mit seinen Ausführungen.
 

Andreas Bialas - Foto © Karl-Heinz Krauskopf

Isabel Pfeiffer-Poensgen - Foto © Krauskopf
Ob sich das Warten auf die verspätet eintreffende Kulturministerin des Landes NRW, Isabel Pfeiffer-Poensgen, tatsächlich gelohnt hat, darf in Zweifel gezogen werden. Sie legte nochmals die allen bekannten Fakten und Bekenntnisse des Koalitionsvertrags zum PBZ dar und verwies auf Schwachstellen, wie die Tatsache, daß der Bund sich weiterhin ziert, wenn es um die Frage der dauerhaften Unterstützung gehe. Da waren Schlagworte wie „Leuchtturmprojekt, Modellcharakter, Vier-Säulen-Prinzip des Zentrums oder >nicht im Musealen verhaftet bleiben<“ keine wirklichen Hilfen.
Der Appell der Ministerin, daß der Verein fest hinter dem zukünftigen Haus stehen möge, war wenig weiterführend. Ein Förderverein tut doch wohl nur das: uneigennützig hinter einer Idee, einem Projekt stehen und hilfreiche Aktivitäten entfalten - oder?!
Ihr wenig erhellendes formelhaftes Abschluß-Statement: „Wir sind noch nicht da wo wir hin wollen, aber schon ein gutes Stück weiter“ verhallte im Hauch politischer Heißluft ebenso rasch wie Herrn Bialas´ Ansprache und kluge Mahnung: „Sieben Jahre Baustelle müssen wir gut überstehen, dabei soll der Förderverein helfen“. Das hätte man auch so gewußt.
 
Fazit: Es war eine Mitgliederversammlung die – abgesehen von den Ideen und Ausführungen Wagner-Bergelts zur schnellen Foyer-Nutzung der zukünftigen Baustelle „Schauspielhaus“ – wieder einmal gezeigt hat, daß Politiker zwar geschliffene Reden halten können, aber selten neue und konkrete Inhalte vortragen.
 
Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Bertolt Brecht, Der gute Mensch von Sezuan, Epilog

Redaktion: Frank Becker