Klavier-Festival Ruhr 2019 in Wuppertal

Gespräch mit Prof. Ohnesorg zu den Konzerten in Wuppertal

von Johannes Vesper

Klavier-Festival Ruhr 2019 in Wuppertal
 
Gespräch mit Prof. Franz Xaver Ohnesorg
zu den Konzerten in Wuppertal
 
Von Johannes Vesper
 
Der Fall der Mauer vor dreißig Jahren mit freiem Austausch und Reisemöglichkeiten ermöglichte überhaupt erst so ein musikalisches Großereignis wie das Klavier-Festival Ruhr. Aus 18 Nationen kommen Künstler der Welt zwischen dem 7. Mai und 19. Juli 2019 in die Region und mit fünf hochkarätigen Konzerten auch nach Wuppertal. 2019 ergab sich kein geeignetes Datum der Musikgeschichte, welches mit einem Jubiläum hätte gefeiert werden können. So lautet das Motto des von Prof. Franz Xaver Ohnesorg ausgerichteten Festivals für 2019 „Living Legends – Rising Stars“. Der Konzertsaal der Historischen Stadthalle auf dem Johannisberg gilt als einer der besten Europas. Das gilt sowohl für seine wunderbare Akustik wie für die prächtige Architektur, aber eben auch für das großartige Management unter Silke Asbeck, welches die Künstler der Welt zu schätzen wissen. Übrigens: Das Klavier-Festival Ruhr wird vollständig privat finanziert und entbehrt jeder staatlichen Unterstützung. All die spannenden Konzerte in Wuppertal sind dem Sponsoring der Jackstädt Stiftung, der vollmann-group, POHLI und dem Ehepaar Mittelsten Scheidt zu verdanken. Mit dem Verkauf von Eintrittskarten werden ca. 40% der Kosten gedeckt. Was bietet das Klavier-Festival Ruhr 2019 in Wuppertal?
 
Am Donnerstag, dem 6.6.2019 spielen die gallischen Freunde Jean-Ives Thibaudet und Gautier Capucon zusammen mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Thomas Sanderling „Eros athanatos“, ein Doppelkonzert für Violoncello und Klavier von Richard Dubugnon, welches er für die beiden komponiert hat und welches sie mit dem Westaustralischen Sinfonieorchester in Perth am 12. und 13. Oktober 2018 uraufgeführt haben. Der unsterbliche Gott der Liebe, in der griechischen Mythologie aus dem Ur-Chaos direkt entstanden, heute meist im normalen Chaos agierend, wird hier in musikalisch-zeitgenössisch-französischer, in Ravelscher Klangtradition zu hören sein. Gautier Capucon (1981 geboren) gehört zur internationalen Cellisten-Elite und spielt in allen großen Konzertsälen der Welt, wie auch der Pianist Jean-Ives Thibaudet, der, in Frankreich geboren, mütterlicherseits aus Deutschland stammend, seit Jahren in den USA lebt. Richard Dubugnon, der Komponist (1968 in Lausanne geboren) kam erst mit 20 Jahren zur Musik, studierte am Conservatoire Paris und an der Royal Academy of Music in London, beeindruckte Jurys und die Presse mit seiner „spielerischen modernen Sensibilität“ (New York Times). Seine Werke wurden und werden von den großen Orchestern (Berlin. Los Angeles, Paris, London, Gewandhausorchester, Tokyo) aufgeführt. Der Abend in Wuppertal wird eingeleitet mit der selten zu hörenden Suite Französischer Tänze von Paul Hindemith (1895-1963) und bietet nach der Pause den Freunden großer sinfonischer Musik mit der „Pathetique“ (Sinfonie Nr. 6 in h-Moll op. 74) von Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893) ein besonderes Vergnügen.
 
Am Freitag, dem 14. 06.2019, kommt Grigory Sokolov, der Weltstar, der seit einigen Jahren ausschließlich mit Soloabenden auftritt, zum zweiten Mal nach Wuppertal. 2011 hatte im Rahmen des BAYER-Klavierzyklus das hiesige Publikum schon einmal das Erlebnis mit ihm. Sokolov plant sein Programm immer lange Zeit voraus und wechselt die Hälfte desselben jeweils nach 6 Monaten. „Die Verbindung von kompromißloser Technik, tiefer Empfindung und musikalischem Genie“ läßt einen großen Klavierabend erwarten. Die frühe Sonate Op. 3 (D-Dur, op. 2.3) des jungen Beethoven, dessen Bagatellen Op. 119 sowie die Klavierstücke op. 118 und 119 von Johannes Brahms werden zu hören sein.
Zu den Rising Stars gehört der junge, hochbegabte Kanadier polnischer Abstammung Jan Lisiecki, der mit 13 Jahren zum ersten Mal in der New Yorker Carnegie Hall auftrat. Nach seinem Debüt beim Klavier-Festival Ruhr 2015 deutet er jetzt die romantische Nacht musikalisch aus: Nocturne von Frederic Chopin, Nachtstücke von Robert Schumann, Gaspard de la nuit von Ravel und Rachmaninows Cinq Morceaux de fantaisie. Gedanken und Farben der Nacht werden musikalisch lebendig und Elegie, Melancholie, Bedrohung, und Groteske beschwört werden. „Ist doch unser Leben nur ein kurzer Lichtspalt zwischen zwei Ewigkeiten des Dunkels (Nabokov)“.
 
Endlich wird am 18. Juli 2019 Chilly Gonzales im Rahmen der Jazzline des Klavierfestivals in der Stadthalle auftreten, wahrscheinlich wie so oft im Morgenmantel und zusammen mit der Cellistin Stella Lepage aus London. Ein unernstes Konzert wird der humorvolle Pianist, Sänger. Rapper Filmkomponist und Entertainer bieten. Seine Fantasie entführt das Publikum in die weite Welt der Musik, nimmt es mit auf eine musikalische Entdeckungsreise. Was bei „Cello Gonzales“ zu hören sein wird, erfährt nur der/diejenige, der/die hingeht. Ein Vergnügen der Sonderklasse steht ihm/ihr bevor. Seinen Weltrekord von 2009 (27stündiges Dauerkonzert) wird er in Wuppertal allerdings wahrscheinlich nicht wiederholen wollen.


Barenboim lugt... -  Foto © Johannes Vesper

Und schon jetzt angekündigt wird das Konzert der Sonderklasse am 20.01.2020: Jüngst hörten wir ihn in Bochum: Daniel Barenboim wird erneut nach Wuppertal kommen. Sein Programm für steht noch nicht fest.
Etliche Konzerte des Klavierfestivals sind schon ausverkauft und die Karten werden knapp. Bei Interesse: „frühzeitig kümmern“ lautet die Empfehlung.