„Wo ist der Kern?“

Schüler des Remscheider Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums spielen beeindruckend Ibsens „Peer Gynt“

von Daniel Diekhans

Remscheider Schüler beeindrucken im Schauspiel
 
„Ich ist ein Anderer“
Theater-AG führt moderne Version von Ibsens „Peer Gynt“ auf
 
Regie: Stefan Otto - Buch: Beate Rüter - Bühnentechnik: Daniel Boß, Jarod Estradas und Lennart Süß
Besetzung: Burcu Aksoyek (Aase) - Lillyfee Falentin, Karim Malik und Henri Mertens (Peer) - Semi Nazli (Amerikaner) - Anne-Sophie Schulz (Solveig) - Jan Schlupek (Professor Begriffenfeldt) - Monia Soultana (Ingrid) - Francesco Lo Pinto (Mads)
 
Dieser „Peer Gynt“ überzeugt auf ganzer Linie. Unter ihrem neuen Leiter Stefan Otto holt die Theater-AG des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums Henrik Ibsens Stück in die Gegenwart hinein. Armut, Ausbeutung, Flüchtlingsströme, Rassismus – das alles hat in der Textfassung, die Ottos Kollegin Beate Rüter erstellt hat, seinen Platz. Stark ist auch, wie die neun Jugendlichen auf der Bühne von sich erzählen. Davon, was das Leben für sie lebenswert macht. Von Menschen, die sie geprägt haben. Und – das Abitur steht nächstes Jahr an – von ihren Zukunftsplänen.
Fragen hatte das Ensemble auch an die Premierengäste in der EMA-Aula. Bevor das Stück losging, gingen die neun Schauspieler durch die Reihen und sprachen Zuschauer an: „Wie heißen Sie? Welche Bedeutung hat Ihr Name?“ Diese Fragen zielen auf den Kern des Stücks ab. Namen stiften Identität, und dennoch hat Peer Gynt kaum mehr als seinen Namen. Als armer Bauernjunge ist er ein Niemand und will doch König werden.


Ensemble - Foto © Klaus Blumberg

Schon der Untertitel der Inszenierung, „Ich ist ein Anderer“, macht klar, daß Peer seine Identität immer wieder neu erfindet. Da war es nur konsequent, im Stück gleich drei Peers auftreten zu lassen. In die Rolle des Jungen schlüpft Lillyfee Falentin. Selbstbewußt behauptet sie sich gegen den Sprechchor ihrer Mitspieler. Karim Malik spielt den Teenager mit beeindruckender Präsenz. Als er in die Hände der menschenfressenden Trolle gerät, kann der Zuschauer um ihn bangen und gleichzeitig über die Troll-Darsteller mit ihren eckigen Bewegungen und ihren schreiend bunten Perücken lachen. Henri Mertens ist der junge Mann, den es in die weite Welt hinauszieht. Überzeugend verkörpert er die Verzweiflung des Rückkehrers. „Wo ist der Kern?“, tobt sein Peer und häutet die Zwiebel, Symbol für Peer Gynts Leben, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt.
Auch das Ensemble hört nicht auf, Fragen zu stellen. Angelehnt an Brechts episches Theater, steigen sie aus der Handlung aus und kommentieren kurz und knackig das Verhalten von Peer und den anderen Figuren. Prägnant werden auch Zutaten wie Requisiten und Musik eingesetzt. Aus einer Leiter läßt sich ein Berggipfel machen, aus zwei Leitern ein Schiff, mit dem Peer über den Ozean fährt. Ertönt Edvard Griegs „Peer Gynt“-Musik, ist klar, daß sich die Hauptfigur einmal mehr in ihren Tagträumen verliert.


Karim Malik, Anne-Sophie Schulz - Foto © Klaus Blumberg

Weitere Aufführungen:
Wer den „Peer Gynt“ des EMA-Theaters sehen will, kann morgen, am 18. März und zuletzt am 21. März vorbeischauen. Die Aufführungen in der Schulaula beginnen jeweils um 19 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es im Sekretariat des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums.