The Only Dance That Matters

Paul Millns – „A Little Thunder“

von Frank Becker

The Only Dance That Matters
 
Paul Millns mit einem großartigen neuen Album
 
Er ist ein stiller, bescheidener Mann, der neben Ihnen an der Theke stehen könnte, ohne daß Ihnen auffallen würde, daß da einer der größten europäischen Blues-Könner sein Bier trinkt. Aufhebens macht er nicht um sich – das zeichnet den wirklichen Star aus.
Nun stellt Paul Millns nach einer kreativen Pause, mittlerweile ist er immerhin 73 Jahre alt, sein neues Album vor, das sich erneut als eine Perle ihres Genres erweist: „A Little Thunder“. Millns ist in seiner wechselhaften Karriere durch Höhen und Tiefen gegangen – seine neuen Songs erzählen davon, vom Leben, der Liebe, dem Tod, von Selbstzweifeln und Abschieden vom  Trinken, aber auch von einem Lächeln -  und was eben noch so zum Leben dazugehört.

Seit er 1980 mit dem Soundtrack zum Film „Gibbi Westgermany“ zum ersten Mal in weiten Kreisen auf seine Musik aufmerksam machte, hat Paul Millns seinen festen Platz im charaktervollen Blues. Rauh und voller Seele die Stimme, die nach Zigaretten und Whisky klingt, klug die Texte, die Lebensweisheit, Einsichten und Melancholie transportieren. Daß er sich selbst bei seinen Songs aus eigener Feder am Klavier begleitet, macht aus Komposition, Text und Performance eine einzigartige Einheit.
 
Oft wird er verglichen, Namen wie Randy Newman, Joe Cocker oder Tom Waits stehen im Raum. Millns aber ist Millns, als Poet und Interpret der eigenen Songs eine Klasse für sich. Er ist dabei sehr britisch, was als Kompliment verstanden sein soll, voller Humor und sympathisch in den kleinen Geschichten, die er mit und zwischen den Liedern erzählt. Millns geht mit seiner Wahrhaftigkeit in jedem Text tief unter die Haut.
Er singt viel und intensiv über die Liebe, immer wieder die Liebe, über die Sehnsucht in „The Only Dance That Matters, über die scheinbar verlorene Liebe in „If I Were You I´d Leve Me“ und in „Too Soon“, über vielleicht die letzte und entscheidende: „Last Love“ - oder über bittere Abschiede wie in „She´s Flying Today“. Paul Millns arbeitet auch deutlich sein Leben auf, wenn er in „My Father´s Son“ seine Kindheit reflektiert; in „God´s Little Mistake“ und „God Save The Self Doubters“ zweifelt er an der himmlischen Gerechtigkeit. So wie Menschen und Schicksale ihn bewegen, bewegt den Balladen-Sänger, der den Blues im Herzen und in den Fingern hat, auch die alltägliche Auseinandersetzung mit dem (manchmal hilfreichen) Suff: „Drunk Again“ und „Drink Up People“.
 
Neben Pauls Gesang und Klavierspiel sind auch herausragende Beiträge seiner langjährigen Mitmusiker zu hören, wie Butch Coulter an Harmonika und Gitarre, Ingo Rau spielt Baß und Akkordeon, Vladi Kempf am Schlagzeug. Ebenfalls mit von der Partie sind Nick Pentelow am Saxophon, Uwe Metzler an der Gitarre und Pauls Sohn Andreas Millns an der Hammond-Orgel, Gudrun Walther der irischen Folkband Cara spielt die Violine.
Das 16seitige Booklet enthält alle Texte zum Mit- und Nachlesen, ein zusätzlicher Genuß.
Entstanden ist eines der schönsten Alben seines Genres, und es hat unser Prädikat, den Musenkuß, redlich verdient. Eine tief empfundene Empfehlung.
 
 
Paul Millns – „A Little Thunder“
© 2019 Acoustic Music Records
 
Paul Millns (vocal, piano) - Butch Coulter (harmonica) - Ingo Rau (bass, accordion) - Vladi Kempf (drums) - Nick Pentelow (saxophones) - Uwe Metzler (guitar) - Andreas Millns (hammond organ) - Gudrun Walther (violin, vocal)
 
Titel:
1. Drink Up People 3:20 - 2. The Only Dance That Matters 4:31 - 3. Weather For The Blues 4:37 - 4. She's Flying Today  3:59 - 5. If I Were You I'd Leave Me 3:17 - 6. God's Little Mistake 4:42 - 7. A Little Thunder 4:34 - 8. My Father's Son 3:19 - 9. Breathing In And Breathing Out       4:30 - 10. God Save The Self Doubters 4:12 - 11. Too Soon 3:44 - 12. Drunk Again 3:47 - 13. The First Smile 4:49 - 14. Last Love       
Gesamtzeit: 1:00:22
 
Weitere Informationen: www.acoustic-music.com - www.paulmillns.com