Vorsicht beim googlen!

Gerald Reischl: "Die Google Falle"

von Robert Sernatini
Googlen Sie noch?

Ein bißchen riecht´s ja schon nach einer der heute so populären Verschwörungstheorien - sollte aber nur die Hälfte von dem zutreffend sein, was Gerald Reischl bei den Recherchen für seinen Tatsachen-Thriller "Die Google Falle" herausgefunden hat, kann einen beim Vertiefen in die Lektüre schon gruseln. Ich google täglich, alle meine Freunde und Bekannten tun es - und Sie vermutlich auch. Doch bei der vermeintlich harmlosen und anonymen Internet-Suche nach Informationen hinterlassen wir auf der Datenautobahn breite Spuren, so wie wir beim Einsatz von Kreditkarten, beim Mobiltelefonieren und dem Versenden von E-Mails im überwachbaren weltweiten Elektronik- Netz ebenfalls auswertbare und leicht zuzuordnende Hinweise auf unser Leben und unsere Gewohnheiten hinterlassen. Nichts bleibt geheim, kein persönlicher Bereich ist geschützt, sobald wir uns der Angebote bedienen, die uns die Informations-Elektronik offeriert.

Unter den weltweit operierenden Anbietern solcher Dienste ist Google mittlerweile der mit den größten Marktanteilen, und ist, so Gerald Reischl, auch der mit der größten Sammelwut. Denn gesammelt werden alle nur zugänglichen Informationen, die der Nutzer freiwillig oder unfreiwillig beim "googlen" preisgibt. Das erinnert ein wenig an die Mormonen, die ja auch Informationen über jeden Menschen, der für sie erreichbar auf der Erde wandelt, speichern. Nur haben die wohl andere Gründe. Gerald Reischl, Journalist beim Wiener "Kurier" hat sich das Informationsimperium Google etwas näher angeschaut (originellerweise mit Hilfe von "Google") und ist zu bestürzenden Ergebnissen gekommen, die jedem Datenschützer, der gegenüber den heimatlichen Behörden wie wild gegen den "gläsernen Menschen" kämpft, die Haare zu Berge stehen lassen müssen. Denn Google ist eine Krake, deren Tentakel sich in allen Arbeits- und Lebensbereichen festsaugen, derer sie habhaft werden können. Ob Sie ein Auto oder Immobilien kaufen wollen, sich über politische Organisationen informieren, auf Partnersuche gehen, eine Reise buchen möchten, sich über Krankheiten informieren oder Sex-Seiten anschauen: Google weiß es.

Ob Google Software-Paket mit integriertem Online Virenschutz, Google-Mail-Scanner, Bankkontakte über Google, das tägliche "Notieren" aller Internet-Anfragen oder die geradzu unheimliche "Google Earth"-Funktion mit der Möglichkeit, bis auf kleinste Details den Lebensbereich aller Menschen (fast) überall auf dem Erball zu schauen - zusammengesetzt  aus diesen und anderen zugänglichen Informationen
kann ein umfassendes Profil des Google-Nutzers erstellt werden. Dem Server-Netz, das Google mit mittlerweile ca. 25 Zentren weltweit bereits gespannt hat, kann bald keine Information mehr entgehen, die durch die bis zu 86,4 Milliarden (Sie lesen richtig)möglichen Anfragen pro Tag verarbeitet werden. Der Gedanke, Regierungen könnten auf diese Informationsmengen zugreifen ist nicht weniger unheimlich, als die Möglichkeit des gezielten Verkaufs solcher Angaben international operierende Unternehmen der Wirtschaft. Von der Möglichkeit der Manipulation, wie sie bei Google Earth aus militärtaktischen Gründen zwangsläufig an der Tagesordnung ist, muß in diesem Zusammenhang auch gesprochen werden.

Das Unheimlichste aber ist: wer heute am weltweiten Datentransfer teilnehmen möchte, kommt an Unternehmen wie Google kaum noch vorbei. Es gibt zwar Alternativen mit dem stärksten Konkurrenten Yahoo! und durch Suchmaschinen wie Alta Vista, MSN oder Lycos - doch auch hier wird natürlich gesammelt. Wie wichtig solche Informationsportale in der schon lange tobenden Schlacht um den Informations-Weltmarkt sind, zeigt der erst vor wenigen Tagen gescheiterte Versuch des Computer- Riesen Microsoft, für mehr als 32 Milliarden Euro Yahoo! zu kaufen, um Google von der Marktspitze zu verdrängen. Es geht hier um sehr, sehr viel Geld. Und um Macht, ungeheure Macht. Wo es um Geld und Macht in solchen Ausmaßen geht, ist es um Skrupel, Gewissen und Verantwortung oft genug schlecht bestellt. Google muß nicht zwangsläufig gefährlich sein, doch sobald ein privatwirtschaftliches Unternehmen über so viel Datenmacht verfügt wie Google, mehr als staatliche Organisationen je zusammenbringen könnten und frei von öffentlicher Kontrolle - ist Vorsicht angezeigt. Googlen Sie vorsichtig.
 
Beispielbild

Gerald Reischl
Die Google Falle

Die unkontrollierte Weltmacht im Internet

© 2008 Verlag Carl Ueberreuter

190 Seiten, geb., mit Schutzumschlag, 18 Seiten Glossar
19,95 €

Weitere Informationen unter:
www.ueberreuter.at
www.reischl.com