Pieter Bruegel im Kunsthistorischen Museum Wien

Red.

Bruegel Der Turmbau zu Babel, 1563. Öl auf Holz, 114 × 155 cm; Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie. © KHM-Museumsverband

Pieter Bruegel im Kunsthistorischen Museum Wien
 
02.10.2018 bis 13.01.2019  
 
Am 1. Oktober 2018 wurde im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) die weltweit erste große monografische Ausstellung zum Werk des bedeutendsten niederländischen Malers des 16. Jahrhunderts eröffnet: Pieter Bruegel der Ältere (1525/30–1569). Anlaß dafür ist der 450. Todestag des Künstlers.
Pieter Bruegel der Ältere war schon zu seinen Lebzeiten einer der begehrtesten Künstler, weshalb seine Werke bereits damals ungewöhnlich hohe Preise erzielten. Nur knapp über vierzig Gemälde und sechzig Grafiken haben sich überhaupt von der Hand des Meisters erhalten. Mit zwölf Tafelbildern besitzt das Kunsthistorische Museum die weltweit größte Sammlung an Bruegel-Gemälden. Dies liegt darin begründet, daß Habsburger Sammler schon im 16. Jahrhundert die außerordentliche Qualität und Originalität der Bildwelten Bruegels zu schätzen wußten und sich bemühten, prestigeträchtige Werke des Künstlers zu erwerben.
 
Das Werk Pieter Bruegels des Älteren, der die Landschafts- und Genremalerei revolutionierte, ruft immer noch vielfältige und kontroverse Deutungen hervor. Der Reichtum seiner Bilderwelt sowie seine scharfsinnige Beobachtungsgabe der menschlichen Spezies üben bis heute eine besondere Faszination auf die Betrachter aus.
In Museen und Privatsammlungen zählen die Werke Bruegels zu den kostbarsten und fragilsten Beständen. Die meisten Holztafeln sind bislang noch nie verliehen worden. Mit rund 90 seiner Werke zeigt die Ausstellung in Wien nun zum ersten Mal einen Überblick über das Gesamtwerk von Pieter Bruegel dem Älteren: Mit fast 30 Gemälden (das sind drei Viertel des erhaltenen malerischen Œuvres) sowie der Hälfte der erhaltenen Zeichnungen und Grafiken bietet die Schau eine Jahrhundertchance, in die komplexe Bildwelt des Künstlers einzutauchen, seine stilistische Entwicklung und seinen kreativen Schaffensprozeß nachzuvollziehen sowie seine Arbeitsmethoden, seinen Bildwitz und seine einzigartige Erzählgabe kennenzulernen.
 
Unter den Highlights, die in der Ausstellung zu sehen sein werden, sind etwa „Die Heuernte“ aus der Sammlung Lobkowicz in Prag, „Der Hafen von Neapel“ aus der Galleria Doria Pamphilj in Rom, „Zwei angekettete Affen“ aus den Staatlichen Museen zu Berlin, „Der Triumph des Todes“ aus dem Prado in Madrid, „Dulle Griet“ aus dem Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen, „Der Turmbau zu Babel“ aus dem Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, „Die Anbetung der Könige im Schnee“ aus der Sammlung Oskar Reinhart Am Römerholz in Winterthur, „Die Anbetung der Könige“ aus der National Gallery in London, die Zeichnungen „Die Imker“ aus den Staatlichen Museen zu Berlin und „Maler und Kenner“ aus der Albertina in Wien.


 Dulle Griet, 1563. Holz, 117,4 × 162 cm; Antwerpen, Museum Mayer van den Bergh. © Museum Mayer van den Berg

Durch die Kombination einer sowohl chronologischen als auch thematischen Präsentation von Bruegels Kunst wird das Publikum die stilistische Entwicklung und Vielseitigkeit seines Werkes nachvollziehen können. Die großen Galeriesäle werden die Meisterwerke Bruegels zeigen sowie Serien und Gruppen wieder zusammenführen, die über Jahrhunderte getrennt waren, während die daran anschließenden Kabinetträume die Ergebnisse der neuesten umfangreichen technologischen Untersuchungen präsentieren und tiefe Einblicke in den Schaffensprozeß der Werke ermöglichen. Die Anfänge von Bruegels Karriere als Zeichner und Grafiker werden ebenso nachvollziehbar sein wie seine Innovationen für die Landschaftsmalerei. Ein weiterer Teil der Schau ist seinen religiösen Werken gewidmet, mit einer Fülle an Meisterwerken wie „Der Triumph des Todes“ und „Dulle Griet“, die eigens in Hinblick auf die Ausstellung restauriert wurden.
 
Als Besonderheit wird „Die Kreuztragung Christi“ als größte und im Format unveränderte Tafel Bruegels ohne Rahmen und beidseitig sichtbar ausgestellt, als würden die Betrachter dem Maler über die Schulter schauen, um sich von der Fragilität und Beschaffenheit der Holztafel und der Qualität der Malschicht, deren Perfektion auch für den Erhaltungszustand der Bilder über die letzten 450 Jahre eine grundlegende Rolle spielt, überzeugen zu können.
 
In einem intimeren Raum werden die Gemälde mit Miniaturcharakter ausgestellt und Bruegels Ausbildung als Miniaturmaler thematisiert, wobei das Zentrum der Präsentation von der einzigartigen Zusammenführung beider „Turmbau“-Gemälde gebildet wird, die einst in der Sammlung Kaiser Rudolfs II. vereint waren. Eine Auswahl von Objekten aus der Zeit Bruegels, die in Kampf zwischen Fasching und Fasten dargestellt sind, soll die Betrachter dazu animieren, die Detailvielfalt dieses sogenannten „Wimmelbilds“ wahrzunehmen. Die Bedeutung der einzelnen Szenen sowie Bruegels unübertroffene Gabe, die Materialität der Objekte malerisch festzuhalten, wird für den Betrachter so unmittelbar erfahrbar. Die traditionell moralistisch geprägte Interpretation des Gemäldes wird hinterfragt und Bruegels scharfer Blick als Gesellschaftskritiker herausgestellt. Anhand von „Winterlandschaft mit Vogelfalle“ und „Bethlehemitischer Kindermord“ wird die Frage nach Werkstattpraktiken aufgeworfen.
 
Der letzte Saal der Ausstellung ist Bruegels Spätwerk gewidmet, wobei eine differenziertere Sicht auf den ehemals als „Bauern-Bruegel“ bezeichneten Künstler geboten wird. Neben „Bauernhochzeit“ und „Bauerntanz“ wird das legendäre mutmaßliche Vermächtnisgemälde „Die Elster“ auf dem Galgen präsentiert. Den krönenden Abschluß der Schau bildet die erstmalige Gegenüberstellung von „Der Vogeldieb“ mit den monumentalen Figuren der Zeichnung „Die Imker“.


Bauernhochzeit, um 1567. Eichenholz, 114 × 164 cm; Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie. © KHM-Museumsverband


Pieter Bruegel - 2. Oktober 2018 bis 13. Jänner 2019
 
Kunsthistorisches Museum
Maria Theresien-Platz - A-1010 Wien
T: 0043 (0)1 525 24-0 - F: 0043 (0)1 525 24-503
E: info@khm.at - W: http://www.khm.at

Öffnungszeiten
Di bis So 10 - 18 Uhr - Donnerstag 10 – 21 Uhr