Parodie mit Mehrfachspitze

Harry Luck – „Bamberger Seidla“

von Frank Becker

Parodie mit Mehrfachspitze
 
Enthält Produktplazierungen!
Harry Lucks neuer Bamberg-Krimi
 
In seinem neuen Roman „Bamberger Seidla“ gehen mit Harry Luck sämtliche Rosse der Satire durch, doch wer ihn kennt, weiß, daß er den Gäulen die Zügel freigegeben hat. Der Krimi um einen mit seiner kommenden Prämie, einem vergoldeten Bierseidel erschlagenen Schlager-Star ist eine glänzende Parodie auf eine der einträglichsten deutschen Musikbranchen überhaupt – die glitzernde Schlagerwelt.
In der Bamberger Brose-Arena wird nach einer Probe der große Abräumer in den Schlager-Paraden Fabian Goldstein (na, klingelt´s?) mit dem „Goldenen Seidla“ erschlagen, der ihm in einer für Weihnachten aufgezeichneten Fernsehshow für sein „Lebenswerk“ (der Knabe war grade mal im Jünglingsalter) überreicht werden sollte. Hauptkommissar Horst Müller und seine schlagfertige Kollegin, Kriminalmeisterin Paulina Kowalska haben die delikate Aufgabe, in der Glitzerwelt der Schlagerbranche nach dem Täter zu suchen, während die Produktion pietätlos umgeschrieben und weitergedreht wird. Verdächtige finden sich auf Anhieb, denn das Milieu kennt weder Kollegialität noch Fairness. Es geht schlicht und einfach ums Geld. Und davon ist in der Schlagerbranche, zumal im Sektor der Volksmusik, bekanntermaßen viel zu verdienen.
Weil natürlich jede/r der Beteiligten irgendein Motiv hätte haben können, werden die Nachforschungen des Kripo-Teams höchst kompliziert. War es der Konkurrent der Show, war es der Produzent, war es die Geliebte Goldsteins, war es seine Verlobte, kann es der Geliebte der Verlobten gewesen sein - oder vielleicht der erfolglose Bruder des Opfers? Ausgerechnet mit dem hat Horst Müllers Tochter ein Gspusi. Sie sehen schon, es tut sich ein wahrer Kosmos an Verdächtigen auf.
 
Harry Luck nimmt dabei nicht nur gnadenlos den schönen Schein der Schlagerbranche auseinander, er nimmt auch sein eigenes Metier, die Regionalkrimi-Schriftstellerei ordentlich auf die Schippe, und er parodiert sogar Harry Luck, indem er sein köstliches Buch „Wie spießig ist das denn?“ mit Filterkaffee, Eierlikör und Hosenklammern zitiert, vor- und einführt. Was sich sonst niemand traut, macht er zur Übung, nämlich Produktplazierungen, indem am laufenden Band notorische Markennamen zum Wiedererkennen auftauchen. Aber, lieber Harry, wer „Schlenkerla“ sagt, muß auch „Spezial“ nennen (sage ich als erklärter „Spezial“-Fan).
Dazu gibt es auch noch eine Tupper-Party mit der ansehnlichen Natascha Scharrer, von der wir künftig gewiß noch hören werden und Rückfälle in Harry Lucks Münchner Krimi-Tage. Der zum Kriminalrat in Fürstenfeldbruck aufgestiegene ehemalige Münchner Mord-Ermittler Jürgen Sonne taucht auf, und der frühere ATZ-Reporter Frank Litzka, jetzt bei der Süddeutschen, mischt auch wieder mit. Zu Paulinas Vergnügen.
„Bamberger Seidla“ ist ein großer Jux mit Mörderjagd, Groupies und Alltagswahrheiten. Von der Musenblätter-Redaktion empfohlen.
 
Harry Luck – „Bamberger Seidla“
Ein Franken Krimi
© 2008 Emons Verlag, 211 Seiten, Broschur - ISBN 978-3-7408-0425-1
10,90 € [D] / 11,30 € [AT]
Weitere Informationen: www.emons-verlag.de