Düsseldorf: Glas im Blick der Kunst

Faszinierende Ausstellung um ein Material von zerbrechlicher Schönheit

von Andreas Rehnolt

Museum Kunst-Palast zeigt
"Glas im Blick der Kunst"


Vom 19. April bis zum 31. August sind wird das zerbrechliche Material in Gemälden, Skulpturen und Fotografien präsentiert


Düsseldorf - "Zerbrechliche Schönheit - Glas im Blick der Kunst" lautet der Titel einer faszinierenden


Caesar Boetius van Everdingen - Amor eine
Glaskugel haltend, 1650 - 55, Öl auf Leinwand
88,5 x 102,5 cm,  Privatbesitz Deutschland
Ausstellung, die ab heute, 19. April im Düsseldorfer Museum Kunst-Palast am Ehrenhof zu sehen ist. Das Material von zerbrechlicher Schönheit und Motiv von großer Symbolkraft habe Künstler seit jeher fasziniert, betonte Museumschef Beat Wismer am Mittwoch bei der Präsentation der bis zum 31. August dauernden Schau, für die ein nackter, rundlicher Amor mit einer Glaskugel in der Hand und mit einem Fuß auf einem Totenschädel wirbt. Im Hintergrund des Plakates und der Fahnen, die für die Ausstellung werben, ist Amor zu sehen, wie er einer alten Frau die Hände fesselt.

Das Bild steht nach Angaben der Kuratoren dafür, daß Glas als zerbrechliches Material seit jeher auch für Liebe, Ehrlichkeit und Geborgenheit steht, die selbst den Tod besiegen kann. Die alte Frau dagegen stehe in der Malerei als Symbol für Neid, Mißgunst, Intrige und Lüge. "Wenn man die so zerbrechliche Liebe ähnlich wie das Glas pflege und beschütze, könne sie sowohl den Tod als auch die Mißgust und Lüge besiegen", hieß es im Vorfeld der Ausstellung, die laut Wismer insgesamt rund 250 Exponate präsentiert. Dabei

Jakob Lehnen (1803-1847) Stillleben mit Römer
1832, Öl auf Leinwand, 52 x 46,5 cm
© Stiftung Sammlung Volmer, Wuppertal
stehen nicht Glasobjekte im Vordergrund der Schau, sind sondern "die Kunst, die Glas im Blick hat" betonte der Leiter des Museums. So sind etwa Werke von Max Beckmann, Tony Cragg, Salvador Dali, Otto Dix, Damien Hirst, Claude Mondet, Gerhard Richter und vielen anderen zu sehen.

Faszinierend, in wie viele Facetten die Ausstellungsmacher diese Schau unterteilt haben. Die Transparenz, die Spiegelung, die Licht- und Farbspiele, die Formenvielfalt und vieles andere mehr werden mit zahlreichen Exponaten dem Betrachter nahegebracht - und zwar über die Jahrunderte hinweg bis in die heutige Zeit. "Die Ausstellung stellt den transparenten Werkstoff als epochenübergreifende Inspirationsquelle künstlerischer Ideen in den Mittelpunkt", so Wismer weiter. Die Schau ist zugleich auch "ein Zeichen der Wertschätzung der hervorragenden Glassammlung, die ja in einem Kunstmuseum auch etwas einen Sonderstatus einnimmt", betonte der aus der Schweiz stammende Museumsmann.

Von einem Fresko aus Pompeji über Tafelbilder aus der frühen Neuzeit und Werken der Stilleben-

Paula Modersohn-Becker, Stillleben mit Goldfischglas,
um 1906  - Öl auf Leinwand  - 50,5 x 74 cm
© Von der Heydt-Museum Wuppertal,
Foto: Medienzentrum Wuppertal, Antje Zeis-Loi
und Genremalerei des 17. bis 19. Jahrhunderts bis hin zu den auch Objektkunst, Installationen und Fotografien umfassenden künstlerischen Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts spannt sich der Bogen der sehenswerten Ausstellung. Dabei wird immer wieder die Transparenz des Glases, seine filigrane Erscheinung, aber auch seine Härte und Scharfkantigkeit deutlich. Wunderschön die zahlreichen Gemälde mit Gläsern zur christlichen Ikonographie und die Künstler-Selbstporträts in der Spiegelung von Gläsern, Kugeln oder Flaschen. Und einfach zauberhaft etwa das Gemälde, das den kleinen Jesus auf dem Arm seiner Mutter Maria zeigt, als er aus einem vollen Glas Rotwein trinkt.

Öffnungszeiten: Di-So: 11-18 Uhr

Internet: www.museum-kunst-palast.de

Redaktion: Frank Becker