Falsche Bescheidenheit

„Donald Duck von Jan Gulbransson“

von Frank Becker

© Disney
Falsche Bescheidenheit
 
Jan Gulbransson in Carl Barks´ Fußstapfen
 
Die Egmont Comic Collection hat kürzlich auf dem größten und wichtigsten Comicfestival im deutschsprachigen Raum in Erlangen den Band „Donald Duck von Jan Gulbransson“ vorgestellt, einer Zusammenstellung einiger seiner gelungensten Donald Duck-Geschichten. Der fraglos beste deutsche Disney-Zeichner präsentiert mit dieser von ihm selbst mit kleinen Hintergrundgeschichten und eigens für das Buch angefertigten Skizzen angereicherten, liebevoll zusammengestellten Retrospektive eine besonders barksistische Facette von Donald Duck-Geschichten auf den Spuren und in den Fußstapfen des einzigartigen Carl Barks - gelobt sei sein Name -, der uns die Welt Entenhausens zur Heimat gemacht hat.
 
Von Jan Gulbransson sind mittlerweile mehr als 70 Geschichten um die Ducksche Sippe überliefert. Der Band „Die Ducks in Deutschland“ machte ihn 2012 (wir berichteten) auch einem breiteren Publikum als Barks-Nachfolger bekannt. Warum ich hier so oft den Namen des großen Carl Barks in in die Debatte werfe, will ich schnell erklären: In gar nicht Duckscher Bescheidenheit – wer hätte jemals Donald, Dagobert oder Gustav bescheiden erlebt? – macht sich Jan Gulbransson vor dem Meister Carl Barks - gelobt sei sein Name - in bescheidener Zurückhaltung klein. Muß er aber nicht, denn mit Vicar, Don Rosa, Daan Jippes und Freddy Milton gehört er zur internationalen Elite der Zeichner, die man in Barks´ legitimer Nachfolge nennt. Der Ehapa/Egmont Verlag hat das bereits 2005 mit der Aufnahme Gulbranssons in die „Disneys Hall of Fame“ und einem Sonderband in der Ehapa Comic Collection gewürdigt.


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Noch gelungener, in größerem Format und besserer Farbwiedergabe als der 2005 erschiene Hall of Fame-Band bietet  „Donald Duck von Jan Gulbransson“ 15 erlesene Geschichten, die das ganze Spektrum von Donald Ducks kleinen Erfolgen und großem Scheitern, seines nie versiegenden Ehrgeizes, seines Erfindungsreichtums und seiner nahezu grenzenlosen Hybris ausbreiten. Daß wir dabei auch den gewitzten Neffen Tick, Trick und Track nebst Fähnlein Fieselschweif, Onkel Dagobert, dem Glückspilz und Donald-Antipoden Vetter Gustav Gans, dem Erfinder Daniel Düsentrieb und Donalds zickiger Dauer-Freundin Daisy begegnen, versteht sich von selbst. Haarsträubende Abenteuer und Entenhausener Kleinstadt-Geschichten lösen sich ab – die gute Mischung macht seit jeher den Erfolg zwischen Klondyke und Entenhausen, China und Alaska, Nordland und Südsee aus. Jan Gulbransson hat das ebenso drauf wie einst Meister Carl Barks - gelobt sei sein Name.

 
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Ein wenig verwirrend erscheint, daß selbst bei den sämtlich von Jan Gulbransson gezeichneten Geschichten, deren Skript auch von ihm allein (bei einigen hat Rob Klein mitgewirkt) stammt, ein Übersetzer genannt ist. 

Biographisches aus der Verlagsmitteilung:
Jan Gulbransson wurde am 4. Juni 1949 in München geboren. Der Enkel des norwegischen Malers Olaf Gulbransson besuchte die Kunstakademie in München, verließ diese jedoch bereits nach zwei Jahren und wurde Anfang der 70er-Jahre Zeichner in einem Trickfilmstudio. Seit 1980 arbeitet er freiberuflich als Zeichner und liefert Donald-Duck-Geschichten für den Disney-Konzern.
 
„Donald Duck von Jan Gulbransson“
(Eine Sammlung der besten Geschichten)
© 2018 Egmont Comic Collection / Disney, 192 Seiten, gebunden, 23 x 28,5 cm - ISBN 978-3-7704-4012-2
20,- €
Weitere Informationen:  www.egmont-comic-collection.de/disney/