Hinter dem schönen Schein - Der Film als Propaganda-Waffe im Dritten Reich

Stilepochen des Films: Der NS-Film - (Hrsg.: Friedemann Beyer / Norbert Grob)

von Frank Becker

Hinter dem schönen Schein
 
Der Film als Propaganda-Waffe im
Dritten Reich
 
Natürlich war in der Filmwelt der Jahre zwischen 1933 und 1945 nicht alles vom Staat gesteuerte reine Propaganda. Glanzvolle Unterhaltung spielte eine wesentliche Rolle in dieser Zeit – was natürlich auch ein nicht zu unterschätzendes, weil ablenkendes politisches Werkzeug gewesen ist. Hitler bevorzugte Liebesfilme, liest man, und Goebbels Historiendramen, soviel ist bekannt. Wie aber hat man sich die Kinoproduktion im Dritten Reich vorzustellen? Wie beeinflußte der Nationalsozialismus das Leben und Wirken von Regisseuren wie Veit Harlan, Helmut Käutner, Karl Ritter oder Leni Riefenstahl sowie der vom Volk gefeierten Schauspielerinnen und Schauspieler? Haben sie unter dem Druck des allmächtigen Jesuitenschülers Joseph Goebbels nachgeben und systemfreundliche Filme drehen müssen – oder haben einige von Anfang an ihr Fähnchen in den Wind gehängt?
Der jüngste Band der Reclam Stilepochen-Reihe „Der NS-Film“ beleuchtet das Filmschaffen in politisch dunkelbrauner Zeit und kommt dabei zu höchst interessanten und einigen durchaus überraschenden Ergebnissen.
 
Terra, Tobis, UfA, Majestic, DFV, Bavaria, Forst-Film, Froelich waren die großen Namen der Produktion deutscher Filmkunst auf der Höhe des Tonfilms. Glänzende Revuefilme, spritzige Komödien, spannende Bergabenteuer, berührende Liebesgeschichten – München und Berlin, die Filmstädte Deutschlands konnten sich durchaus mit Hollywood messen, und auch die Stars der 30er und 40er hatten internationales Format. Das war die eine Seite der Medaille. Die andere Seite war finster: Haß und Propaganda, Falschinformationen und Kriegshetze wurden unter Mäntelchen der Unterhaltung oder ganz offen an die Zuschauer gebracht. So träufelte man ein Gift in die Volksseele, das Widerstand lähmen, Durchhaltewillen stärken, Kampfesmut wecken und den Haß gegen alles Fremde anfachen sollte.
Eingehende Analysen und historische Querverweise von u.a. „Hitlerjunge Quex“ (1933), „Triumph des Willens“ (1935), „Schlußakkord“ (1936), „Der Berg ruft“ (1938), „Münchhausen“ (1943), „Die Feuerzangenbowle“ (1944), Jud Süß / Der ewige Jude (1940), „Stukas“ / „Junge Adler“ (1941/44), „Das große Spiel“ (1942), „Immensee / Opfergang“ (1943/44), „Kolberg“ (1945), und vielen anderen mehr (siehe Inhaltsverzeichnis unten) erläutern die Regiearbeit in Exposition, Bild, Licht, Pathos und Symbolik sowie die beabsichtigte Wirkung des jeweiligen Films.
 
„Stilepochen des Films: Der NS-Film“ ist ein wichtiges Handbuch, das in die Bibliothek eines jeden Cineasten, aber auch in die von Historikern gehört. Allgemein verständliche, gut zu lesende und mit Quellen unterlegte Einzelabhandlungen machen es zudem neben der informativen auch zur unterhaltsamen Lektüre. Es ergänzt die Stilepochen und Genre-Reihen bei Reclam vorzüglich. Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Aus dem Inhalt:
Zum historischen Hintergrund - Phasen des Films in der NS-Zeit
Regisseure: Veit Harlan | Rolf Hansen | Helmut Käutner | Wolfgang Liebeneiner | Karl Ritter 42 | Hans Steinhoff | Gustav Ucicky
Genres & Sujets: Komödien | Musikalische Lustspiele | Historienfilme | Melodramen 
Stil - Literatur - Verzeichnis der Autoren und Autorinnen - Bildnachweis

Die Filme (1933–1945)
Anna und Elisabeth - Morgen beginnt das Leben - Hitlerjunge Quex - Viktor und Viktoria - Fluchtlinge / Der verlorene Sohn - Schwarzer Jäger Johanna - Liebe, Tod und Teufel - Ich war Jack Mortimer - Triumph des Willens - Amphitryon - Das Mädchen vom Moorhof - Fährmann Maria - Mädchenjahre einer Königin - Glückskinder - Burgtheater / Bel Ami - Schlußakkord / Zu neuen Ufern / La Habanera - Urlaub auf Ehrenwort - Der Berg ruft - Es leuchten die Sterne - Olympia - Verwehte Spuren - Das Leben kann so schön sein - Wasser für Canitoga - Der Florentiner Hut - Johannisfeuer - Befreite Hände - Der Postmeister - Jud Süß / Der ewige Jude - Friedrich Schiller - Bismarck - Wunschkonzert - Die letzte Runde - Ohm Krüger - Stukas / Junge Adler - Heimkehr - Zwei in einer großen Stadt - Die große Liebe - Das große Spiel - Münchhausen - Paracelsus - Romanze in Moll - Die Feuerzangenbowle - Die Frau meiner Träume - Immensee / Opfergang - Große Freiheit Nr. 7 / Unter den Brücken - Via Mala - Kolberg
 
Stilepochen des Films: Der NS-Film
Hrsg.: Friedemann Beyer / Norbert Grob
© 2018 Reclam Verlag, 456 Seiten, Broschur, 16 Abbildungen - ISBN: 978-3-15-019531-4
14,80 €
Weitere Informationen: www.reclam.de