Poesie in Noten gegossen

Bertram Burkert Quartett – „Das Suchen nach der eignen Welt“

von Frank Becker

Foto: Guillaume Gaubert - Design: Nadine Targiel
Poesie in Noten gegossen
 
Bertram Burkerts Suchen nach der eigenen Welt
 
Ein bißchen klingt der Opener dieses außergewöhnlichen Albums, als beschwöre er das sagenhafte versunkene Vineta: „Hiddensee“. Das Stück fesselt in seiner mystischen Poesie und mit der wie von ferne aus Zeit und Raum kommenden Stimme Veronika Morschers unmittelbar – ein wunderbarer Einstieg. Zu diesem Gedanken paßt auch „Unfolding Time (Sinn geben)“, das ein weiteres Mal durch veronika Morschers Stimme veredelt wird.
Neun Stücke hat das traumhaft schöne Album insgesamt, Bertram Burkert hat alle komponiert, (Veronika Morscher hat „ihre“ drei Stücke getextet) und sie fließen dank der sensiblen Performance des Bertram Burkert Quartetts in verzaubernder Harmonie an den Nahtstellen ineinander. Wem z.B. bei „Freundliche Kälte“ nicht das Herz aufgeht, hat vermutlich keins. „Last Memory Lane“ läßt neben Hayden Chisholms Altsaxophon noch einmal Veronika Morscher zu Wort kommen, seelenvoll beide. Ebenso meditativ nach innen gewandt und vor Robert Landfermanns sanft begleitendem Kontrabaß klingen Burkerts Gitarre und Chisholms Saxophon in dem Dreiminutenstück „Kleine Bewunderung“. Fabian Röschs spürbar sanfte Behandlung des Schlagzeugs paßt maßgeschneidert zum Konzept und gibt den Mitspielern fast unmerklich die rhythmische Basis. Daß die Musiker einander aus unterschiedlichen Formationen bereits kannten, trägt natürlich zum Gelingen bei.

Kein Dubbing (ich habe noch mal nachgelesen) wird verwendet, aber den Effekt eines Gitarrenduos erreicht Burkert mit der titelgebenden zauberhaften Miniatur „Das Suchen nach der eigenen Welt“. Eines der raffiniertesten Stücke der CD „Abschied von einem Gedanken“ und das meditative „Der verlorene Schatz“ schließen das Album gefühlvoll ab – entrückte Musik, die den Hörer für eine knappe Dreiviertelstunde zu einem besseren Menschen macht - und vielleicht bleibt von diesem Effekt ja auch etwas…
Meine Empfehlung: Unmittelbar nach dem letzten Stück noch einmal das erste hören – es ist eine elysische Reise. Das Album, eines der schönsten in letzter Zeit, bekommt aus vollem Herzen unser Prädikat, den Musenkuß.
 
Bertram Burkert Quartett – „Das Suchen nach der eignen Welt“
© + (P) 2017  Float Music
Bertram Burkert (Gitarre, Komposition) - Hayden Chisholm (Altsaxophon) - Robert Landfermann (Kontrabaß) - Fabian Rösch (Drums) - Veronika Morscher (Gesang, Texte)
 
Titel:
1. Hiddensee – 2. Time Unfolding – 3. Ein unscharfer Blick auf das Objekt – 4. Freundliche Kälte – 5. Last Memory Lane – 6. Kleine Bewunderung – 7. Das Suchen nach der eigenen Welt – 8. Abschied von einem Gedanken – 9. Der verlorene Schatz
Gesamtzeit:  42:02
 
Weitere Informationen:  www.floatmusic.de  -  www.bertramburkert.com