Trump bringt die USA gegen Europa in Stellung

Ein Kommentar

von Ulli Tückmantel

Foto © Anna Schwartz
Trump bringt die USA
gegen Europa in Stellung
 
Von Ulli Tückmantel
 
Das abenteuerliche Tempo, mit dem US-Präsident Donald Trump die internationale Ordnung zertrümmert und die Vereinigten Staaten damit dauerhaft ins Abseits führt, zwingt die Europäer zu ihrem Glück: Sie müssen nun im Galopp eine Einigkeit entwickeln, die sie aus eigenem Antrieb in diesem Tempo wohl kaum zustande bringen würden.
     Denn selbst den gläubigsten Transatlantikern kann es nun nicht mehr gelingen, an den Fortbestand eines partnerschaftlichen Bündnisses mit den USA zu glauben. Donald Trump ist ein Rüpel, der wie alle Rüpel nur eine Sprache versteht: die der Stärke. Dass der neue US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sich in einer Position glaubt, in der er im Kommandoton deutsche Unternehmen auffordern könnte, ihre Geschäftstätigkeit im Iran sofort herunterzufahren, sollte das Auswärtige Amt mit angemessener diplomatischer Schärfe beantworten und ihn umgehend einbestellen.
     Deutschland und Europa können es nicht mehr bei dem fortwährenden Bedauern darüber belassen, dass Trump und seine häufig wechselnde Truppe rein gar nichts von internationaler Politik verstehen. Man kann an dem Atomabkommen mit dem Iran vieles falsch finden, aber noch falscher ist seine Kündigung. Sie zeigt der Welt lediglich einmal mehr, was amerikanische Zusagen im Zweifelsfall wert sind: gar nichts. Das darf aber nicht für Europa gelten.
     Europa kann auch nicht darüber hinwegsehen, dass Trumps einseitige Kündigung des Nukleardeals formal auf den Iran zielen mag, vor allem aber ein Ohrfeige mitten ins Gesicht für die europäische Politik ist: Erst droht er den EU-Staaten mit Strafzollen auf Aluminium und Stahl, dann greift er ihre Souveränität offen an, indem er sich anmaßt, ihnen ihr Vertragsverhalten gegenüber dem Iran vorschreiben zu wollen. Das sind keine Begleiterscheinungen im Sinne von Kollateralschäden. Trump bringt die USA gegen Europa in Stellung.
     Für die Stabilität und die Sicherheit Europas müssen die Eu-Staaten zum Abkommen mit dem Iran stehen, Trump die Zähne zeigen und europäischen Unternehmen empfindliche Strafen für den Fall androhen, daß sie sich amerikanischem Druck beugen. Die EU kann Trump nicht daran hindern, einen transatlantischen Handelskrieg vom Zaun zu brechen. Aber sie kann ihn gewinnen.
 
 
Der Kommentar erschien am 10. Mai 2018 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.