Mehr als Äpfel und Wanderwege
Südtirol präsentiert sich mit seinem attraktiven Zentrum Bozen/Bolzano als kulinarisch aufstrebende, landschaftlich abwechslungsreiche und kulturell vielfältige Region. So hat man ihn vor Augen, den legendären Minnesänger: „Ich saz ûf eime steine, und dahte bein mit beine: dar ûf satzt ich den ellenbogen: ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange.“ In Bozen sitzt er nicht sinnend auf einem Felsen, die Beine locker übereinander geschlagen, das Kinn aufgestützt. Schräg gegenüber dem Dom, der auf Grundmauern von 1320 ruht, auf der Piazza Walther, dem Waltherplatz, steht er aufrecht in Stein gehauen, mit der Leier in der Hand, den energischen Blick nach Süden gerichtet: Walther von der Vogelweide, den nicht allein Bozen für sich reklamiert. Doch es wäre durchaus denkbar, daß die zauberhafte Landschaft Südtirols oder gar Bozen selbst, Ende des 12. Jahrhunderts natürlich noch ohne die drangvolle Enge der ins liebliche Tal am Zusammenfluß von Etsch, Talfer und Eisack hinein wuchernden Industrie, seine Heimat gewesen sein könnte.
Ein beschenktes Land
Schönheit und Reichtum, um besungen und bedichtet zu werden bietet - das wissen Kenner schon lange - dieses beschenkte Land in Fülle. War Südtirol touristisch betrachtet lange Jahre überwiegend das Ziel für Wanderer, Naturfreunde und Ruhesuchende, sowie für Liebhaber robuster Weine und deftiger Küche (das alles ist es in hohem Maß noch immer), hat sich das „Tor zu den Dolomiten“ neben einem aufstrebenden Industriestandort dank emsiger Mühe auch zum lohnenden Ziel für kulturell Interessierte und Gourmets gemausert. Man nutzt, was man hat – und Bozen und seine Umgebung hat reichlich kulturhistorische und kulinarische Pfunde, um damit zu wuchern. Fachleute aus Bozen sind als Seilbahnbauer in aller Welt gefragt, Bozener Hersteller von Bergsteiger-Artikeln sind Marktführer und die einzige Berg- und Skisport-Messe Italiens wird hier ausgerichtet. Am Kreuzpunkt alter Handelswege gelegen ist Bozen die Stadt in Europa mit den meisten Schlössern und Burgen. Viel davon sind zu besichtigen, einige beherbergen Museen und Restaurants.
Bozen ist zweisprachig
Nicht jeder Gast kann das Glück haben, Stadt und Land mit Dr. Roberto Seppi, dem rührigen Direktor des Verkehrsamtes Bozen kennenzulernen, doch werden vom Verkehrsamt so umfangreiches Informationsmaterial und sorgsam ausgearbeitete Broschüren mit Vorschlägen zum Erleben der touristischen Angebote bereitgehalten, daß jeder auf seine Kosten kommt. Die 1919 in Folge des 1. Weltkrieges Italien zugeschlagene, ehemals österreichische Provinz Südtirol ist attraktiv für Individualreisende und Bustouristik, ihre Hauptstadt Bozen, Verkehrsknoten, Bischofssitz,
Ein guter Beginn bei einen Bozen-Besuch ist, sich einen Überblick zu verschaffen. Dazu taugt besonders ein Ausflug mit der Kohlerer Seilbahn (1908 zunächst als Lastenbahn auf den Bozener Hausberg gebaut) hinauf zum Kohlern (1135 m Seehöhe). Man erreicht die Talstation mit der Buslinie 11 vom Zentrum aus. Wer danach noch die 36 Meter über die Treppen zur Plattform des Aussichtsturmes auf sich nimmt, kann bei klarem Wetter eine berückende Fernsicht genießen. Und vielleicht wird er ja auch von Petra Herbst, der Empfangschefin des Hotel Kohlern mit einem Glas Prosecco begrüßt...
Gediegene Küche...
Da wir schon einmal oben sind, lohnt auf jeden Fall ein Mittagessen im Gasthof/Hotel Kohlern gleich nebenan – das Steinpilz-Risotto ist eine Empfehlung wert, denn die Kunst des Risotto ist nicht jedem Koch gegeben, und auch der Terlaner Grauburgunder, der dort auf der Weinkarte steht, sollte nicht unerwähnt bleiben. Für Wanderer ist der Kohlern übrigens der Bozener Ausgangspunkt des Europäischen Fernwanderweges nach Venedig. Wer es droben aber schon schön genug findet und gar nicht weiterwandern möchte, kann im Hotel Kohlern ein Zimmer mit Aussicht nehmen. Der Blick ist phantastisch. Gediegene Küche bekommt man auch auf der Haselburg, seit Heiner Oberrauch sie 2002/03 in den ursprünglichen baulichen Zustand inklusive Ambiente hat zurückversetzen und mit einem Restaurant und einem vorzüglichen Weinkeller ausstatten lassen. Die raffinierte Speck-Graukäserolle auf Salatbett z.B. und der zart rosa gebratene Kalbsrücken (ein Hauch schwarzer Pfeffer aus der Mühle) mit Pilzen und Petersilienwurzel-Ragout sind gelungen, der 2005er Weißburgunder aus 1 ha eigenem Anbau paßt vorzüglich. Da wir schon mal dabei sind. Eine weitere Steigerung habe ich hier noch
...mit Höhepunkten
Aber ich bin abgeschweift: ich möchte nicht vergessen, ihnen von den köstlichen Garnelen auf
Bei so vielen Köstlichkeiten sollte man den Ausgleich der Bewegung suchen – und davon findet man in landschaftlicher Schönheit reichlich in Bozen und Umgebung. Nach dem Essen vielleicht noch ein Bummel durch die Altstadt mit ihren insgesamt 360 Metern intimen Arkadengängen, die eine Auswahl an eleganten Geschäften und gemütlichen Lokalen bieten. Auf dem Walther-Platz kann man mit Blick auf den Barden noch einen Espresso nehmen.
Aktivitäten
Anderentags ist aber wirklich Aktivität angesagt. Da kommen die Jeneser Höhen, nördlich und der Ritten nordöstlich oberhalb Bozens gelegen, gerade recht. Mit dem Bus Nr. 12 kommt man zur
Eine Attraktion besonderer Art ist ein Besuch des „MMM Firmian (Messner Mountain Museum)“
Der Mann aus dem Eis
Die zentrale Attraktion Bozens ist das Archäologie-Museum, welches die Stadt in Nullkommanichts sozusagen um den „Mann aus dem Eis“ herum gebaut hat, nachdem Südtirol als rechtmäßiger „Besitzer“ des 1991 auf dem Schnalstaler Gletscher gefundenen Frühzeit-Menschen anerkannt wurde. Eine Ironie der Zeitgeschichte: ohne die fatale, vom Menschen gemachte globale Erderwärmung wäre der 5.000 Jahre im „ewigen“ Eis der Hochalpen konservierte Ötztal-Mensch nie gefunden worden. Jetzt kann er von jedermann angeschaut werden – ein zweifelhaftes Vergnügen, auf das viele aus verständlichen Gründen gerne verzichten. Ein Paravent vor der verglasten Tiefkühlkammer schützt ihn und die, welche die Totenruhe respektieren möchten.
Wirklich interessant sind die Sammlung und Ausstellung von Tiroler Exponaten von der Altsteinzeit bis zur Karolingerzeit, die mit Film- und Dia-Vorführungen, Raumbildern, Modellen und Rekonstruktionen ein umfassendes Bild der Entwicklung Tirols zeigen. Es gibt im historischen Altstadtkern, den vielen Sammlungen und Museen Bozens und auf den Schlössern der Umgebung viel zu sehen. Langeweile wird auch bei schlechtem Wetter nie aufkommen können. Was auch immer Reisende nach Südtirol führt – in Bozen sind sie gut aufgehoben.
Fotos © Verkehrsamt Bozen (1), Restaurant "Zur Rose" (1) Frank Becker (6) Informationen bekommt man beim: Verkehrsamt Bozen - Piazza Walther 8 - I-39100 Bolzano – Italien – Tel. 0039-471-980128 oder unter:
www.bolzano-bozen.it www.messner-mountain-museum.it www.idyllischeplaetze.com www.iceman.it www.kohlern.com www.zur-rose.com www.elenawalch.com www.laurin.it www.greif.it |
|