Keith Haring wäre am 4. Mai 60 Jahre alt geworden.

Eine Ausstellung in der Albertina Wien erinnert bis 24. Juni an ihn

von Andreas Rehnolt

Keith Haring 1985 bei der Arbeit im Stedelijk Museum in
Amsterdam © Nationaal Archief Amsterdam – Quelle: Wikipedia
„Das Baby ist die reinste Form
menschlichen Lebens.“
 
Keith Haring wäre am 4. Mai 60 Jahre alt geworden.
 
New York – „Das Baby ist zu meinem Logo geworden, weil es die reinste und positivste Form menschlichen Lebens darstellt“, schrieb der Pop-Künstler Keith Haring einmal in seinem Tagebuch. Der Künstler wäre am 4. Mai 60 Jahre alt geworden. Er starb im Alter von nur 31 Jahren in New York an den Folgen von Aids.

Die Albertina in Wien erinnert noch bis zum 24. Juni mit einer groß angelegten Ausstellung an den ungewöhnlichen Künstler, der 1958 in Reading im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren wurde und durch seinen Vater früh in Kontakt mit Comicfiguren kam. Sein Leben war kurz, aber aufregend. In den nur knapp zehn Jahren seiner intensiven Karriere stellte er in über Einzel- und Gruppenausstellungen seine Werke aus.
Die Themen von Haring, der durch seine Kreidezeichnungen krabbelnder Babys und japsender Hunde, zappelnden Strichfiguren und fliegenden Untertassen in den U-Bahn-Schächten New Yorks berühmt und berüchtigt wurde, waren universell: Geburt, Tod, Liebe, Sexualität und Krieg. Bis heute haben seine Bilder mit ihren eingrenzenden Linien, kontrastreichen Farben und ihren klar erkennbaren Aussagen einen hohen Wiedererkennungswert.
 
Er studierte zwei Jahre an der School of Visual Arts in New York. Doch die platte Werbung interessierte ihn weniger. Er ließ sich zwar davon inspirieren, doch er orientierte sich an Künstlern wie Jean Dubuffet, William Burroughs, Andy Warhol oder Christo. „Kunst für alle“ sei sein Traum und Credo gewesen, hieß es in einem Nachruf nach seinem viel zu frühen Tod. Er war ganz sicher ein Schnellzeichner. Bis zu 40 Zeichnungen machte er an einem Tag.
Erstaunlich, daß ausgerechnet in der Zeit, als seine Bilder erstmals auf dem Kunstmarkt erschienen und dem jungen Künstler hohe Summen einbrachten, fast alle seiner illegal entstandenen Werke im riesigen U-Bahn-Netz von New York entfernt oder zerstört wurden. Glücklicherweise hatte der mit ihm befreundete Fotograf Tseng Kwong Chi die meisten der Werke unmittelbar nach ihrer Entstehung mit der Kamera verewigt.
 
Seine erste Einzelausstellung überhaupt hatte Haring 1978 in Pittsburgh. In den Jahren bis 1980 experimentierte er mit Video, Performance, Installation und Collage. 1981 stellte er erstmals in New York aus, danach auch in Rotterdam mit seinen Graffiti-Bildern. In Deutschland ist es vor allem dem renommierten Düsseldorfer Galeristen Hans Mayer in Düsseldorf zu verdanken, daß das Werk des ungewöhnlichen Pop-Künstlers hierzulande früh bekannt wurde. 
Während er noch 1984 darüber klagte, daß die Kritiker ihn „nicht zu mögen“ schienen und Museen ihn „übersehen“ würden, hatte er in seinem kurzen Leben dann doch einen Riesenerfolg. Er war auf der Dokumenta in Kassel (1972) ebenso dabei, wie bei der Biennale in Venedig und bemalte überall auf der Welt Straßen und Wände. Auch im Oktober 1986, als er gut einhundert Meter der Berliner Mauer bemalte, um auf ihr eine Menschenkette in Rot und Schwarz auf gelbem Grund darzustellen.


  Keith Haring, ohne Titel, 1982 - © Keith Haring Foundation - Quelle Albertina
 
Haring demonstrierte gegen Atomkraftwerke, gegen die Apartheidspolitik, Kriege und Unterdrückung sowie für Menschen- und Kinderrechte in aller Welt. 1986 malte er zusammen mit 900 Kindern ein Wandgemälde anlässlich der 100-jährigen Aufstellung der Freiheitsstatue. Drei Jahre später wurde bei ihm eine Aids-Infektion diagnostiziert. In seinen zwei letzten Jahren widmete er sich mit seiner Kunst vor allem der Aufklärung und den Opfern der Krankheit, an der er am 31. Februar 1990 verstarb.

Weitere Informationen: https://www.albertina.at/
 
Redaktion: Frank Becker