Karl May und Tirol - Ein wenig bekanntes Kapitel

Anton Haider – „Im Reiche des roten Adlers“

von Robert Sernatini

Karl May und Tirol
 
Ein wenig bekanntes Kapitel
 
In der langen Reihe der Karl May gewidmeten Sachbücher schlägt Anton Haider (1925-2009) mit seinem Band „Im Reiche des roten Adlers“ eines der unrühmlichsten Kapitel im Leben des beliebten Romanautors auf, seine Tirol/Südtirol-Reisen nämlich, in deren Verlauf die schäbige Trennung von seiner ersten Frau Emma ihren Anfang nahm.
Als Autor hatte May schon 1883 seine Erzählung „Der Krumir“ in einer Beilage der „Innsbrucker Nachrichten“ veröffentlicht und in den folgenden Jahren weitere Texte im „Tiroler Marienkalender“.
Auf Südtirol als Reiseziel, damals noch zum Kaiserreich Österreich-Ungarn gehörend, wurde Karl May durch die gräfliche (und frömmlerische) Familie Jankovics aufmerksam, die fast geschlossen zu den ergebenen Fans seiner Romane gehörte. Gerne folgte er nach einem Briefwechsel 1897 mit Emma einer Einladung der Jankovics an den Achensee und in deren „Waldhof“. Nach einem langen weiteren Briefwechsel versandete diese Verbindung.
Als sich zwei Jahre später aus der langjährigen Freundschaft mit dem Ehepaar Klara und Richard Plön eine Affäre zwischen May und Klara entwickelte, zunächst unter dem Deckmantel einer Sekretärinnen-Tätigkeit Klaras für May, ist das Ende der Ehe mit Emma besiegelt. Auf eine für Emma erniedrigende Südtirol-Reise à trois mit Klara folgte eine unappetitlich schmutzige Ehescheidung, der „Rosenkrieg am Rosengarten“, in deren Verlauf diverse Gerichte bemüht werden sich der berühmte Autor nicht mit Ruhm bekleckert.
 
Einen starken Unterstützer fand May später in dem Tiroler Maler, Schriftsteller und Redakteur Leopold Gheri. In den Jahren der (nicht unberechtigten) Karl-May-Hetze trat er mutig für den Erzähler ein und veröffentlichte in der Innsbrucker Zeitschrift „Der Kunstfreund“ Karl Mays Kunstbriefe und als Redakteur der „Gardasee-Post“ die Erzählung „Abdahn Effendi“.
Im Sommer 1911 kam es zur persönlichen Begegnung Mays und Gheris auf der Mendel, die in aus den Erinnerungen Gheris ausführlich geschildert wird. Zudem ist der komplette Briefwechsel zwischen May und Gheri von 1902 bis 1912 wiedergegeben. Mehrmals machte May Urlaub auf der Mendel und arbeitete sogar zwei Monate lang in Riva am Gardasee an Band IV des „Silberlöwen“.
(Aus dem Verlagstext)
 
Anton Haider hat in sorgfältigem Quellenstudium Informationen, Urkunden, Dokumente, Fotos und Briefe über all das und die Tirol-Verbindungen aus Karl Mays Leben zusammengetragen. Siegfried Augustin hat das Ergebnis der Nachforschungen und Gheris epigonale Originaltexte zu dem hochinteressanten, durchaus spannenden Band „Im Reiche des roten Adlers“ zusammengestellt.
 
Der Inhalt:
Einleitung des Herausgebers Siegfried Augustin
1. Auf Karl Mays literarischen Pfaden in Tirol
2. „Am viel schönen blauen Achensee“ - Die Bekanntschaft mit der gräflichen Familie Jankovics
3. Rosenkrieg am Rosengarten - Privates und Allzuprivates in Südtirol
4. Das Mendelseelchen – Henriette Schrott
5. ‚Kunstfreund‘, Maler und Poet dazu Karl May und Leopold Gheri
6. „Gheri und May, Blasrohr und Schalmei“ Erinnerungen des ‚Tiroler Karl May‘
7. „Deutschlands größter und gelesenster Dichter“ - Leopold Gheri über Karl May
(Karl May und Professor Sascha Schneider - Karl May - Das Gift in der Jugendlektüre - Eine Briefkastenantwort - Karl May in Amerika)
8. Im Kielwasser des ‚Maysters‘ - Leopold Gheri als Erzähler und Poet:
„Ein letztes Fronleichnam“ – „Ave Maria“ – „Dämon Gold“
 
Anton Haider – „Im Reiche des roten Adlers“ - Karl May und Tirol
Herausgeber: Siegfried C. Augustin / Lothar Schmid / Bernhard Schmid
© 2006/2016 Karl-May-Verlag Bamberg, 491 Seiten, gebunden, mit vielen Fotos und Dokumenten – ISBN: 978-3-7802-0177-5
29,90 €
 
Weitere Informationen: http://www.karl-may.de/