Zum Verlieben: Südtirol

Ein Ausflug mit Dolomiti Superski nach Meransen im Gebiet Gitschberg/Jochtal

von Frank Becker

Traumhaft gelegen: Meransen - Foto © TV Gitschberg/Jochtal

Zum Verlieben: Südtirol
 
Ein Ausflug mit Dolomiti Superski nach Meransen
im Gebiet Gitschberg/Jochtal
 
Ich habe mich verliebt. Zum soundsovielten Mal in die Selbe. Und „die“ heißt Südtirol – in diesem Fall in das derzeit ordentlich Schwung aufnehmende Wintersport-Gebiet um Gitschberg/Jochtal, Eggental und Plose. Wenn Sie meinen Bericht gelesen haben und selber einmal hinfahren, werden Sie mich verstehen.
 
Es gibt zahllose Gründe, die Ferien in Südtirol zu verbringen. Die mit der erhabenen Schönheit der einzigartigen Berge, einer zauberhaften Natur,
freundlichen Menschen, der landestypischen Gastfreundschaft und einer Küche zum Zungenschnalzen beschenkte autonome italienische Region am Südrand der Alpen hat weit mehr zu bieten als „nur“ das. Manch eine Gegend der Welt wäre schon glücklich, wenigstens eines davon zu haben… Es hat schon seinen Grund, daß die Dolomiten in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen wurden.
Den Reiz Südtirols und des Rosengartens wußte übrigens schon der berühmt-berüchtigte Schriftsteller Karl May (1842-1912) zu schätzen, der zwischen 1897 und 1911 mehrfach die Gastlichkeit und Schönheit Tirols und Südtirols genoß. Anton Haider hat darüber ein hochinteressantes Buch geschrieben, das im Karl-May-Verlag Bamberg erschienen ist: „Im Reiche des roten Adlers“.
 
Nur ein Katzensprung von München ist es, aber schon seit Jahrzehnten unternehmen Südtirol-Liebhaber aus vielen Teilen der Welt, besonders Westeuropa, vor allem aber Deutsche, Italiener und Österreicher (insgesamt 89 %) auch die Anreise von weiter entfernten Orten. Wer einmal dort war, weiß, daß es sich lohnt. Daß sich aufgrund der besonderen Topographie und der Schneesicherheit - die Saison 2017/18 brachte sogar einen Schneerekord - der Winter-Tourismus zu beachtlicher Blüte entwickelt hat, war ein Grund für die beteiligten Gemeinden/Regionen, ihre Energien und Angebote für Skifahrer zu bündeln. Die zwölf Skigebiete Eisacktal, Obereggen, Gröden/Seiseralm, Kronplatz, 3 Zinnen, Fassatal/Carezza, Alta Badia, Cortina d´Ampezzo, Alpe Luisa/San Pellegrino, San Martino di Castorezza/Rolle-Paß, Arabba/Marmolada und Civetta haben sich mit einem gemeinsamen Konzept unter dem Dach von „Dolomiti Superski“ zusammengetan.

 
Foto © Frank Becker - Spaß für die Großen...
 

... und die Kleinen - Foto © Frank Becker

Umgeben von den namensgebenden, einzigartigen, berauschend schönen Dolomiten ist so ein durch Verkehrs-, Lift- und Pistenverbindungen miteinander verknüpftes Skigebiet entstanden, das mit tatsächlichen Superlativen aufwarten kann: 1.200 täglich gepflegte Pistenkilometer für alle Ansprüche und Schwierigkeitsgrade, davon 1.164 beschneibar und 22 km unter Flutlicht, 450 Aufstiegsanlagen/Lifte (mit Umsteigemöglichkeiten!), 28 Snowparks, 140 km (davon 5 unter Flutlicht) Rodelbahnen und 1.113 km Langlaufpisten erwarten Schnee- und Skihungrige. An 155-160 Betriebstagen, der Saisonbeginn ist auf den 25. November festgelegt, wird nötigenfalls die Armada von 5.800 Schneekanonen eingesetzt, um das Pistenvergnügen zu ermöglichen.
Der mittlerweile größte Arbeitgeber Südtirols ist der Tourismus geworden, der für rund 30.000 Arbeitsplätze sorgt, davon immerhin 2.500 im Bereich des Skibetriebes „Dolomiti Superski“.
 

Die Familie Frieda Thaler / Wolfgang Ranalter mit Lena und Simone - Foto © Frank Becker

Apropos hungrig: 400 Hütten und Bergrestaurants sind so gut verteilt, daß man überall zur Vesper, Jause oder zum reichhaltigen Mittagessen einkehren kann. Das ist wörtlich gemeint, denn die Portionen oben in den Bergen sind dem Sportlerhunger angemessen, als mächtig. Die Preise hingegen halten sich in äußerst vernünftigen Grenzen und sind auch für Familien erschwinglich wie z.B. für die Familie Thaler/Ranalter aus St. Sigmund, die den Aufstieg von Meransen zur Jochtal-Bergstation auf 2.200 m Höhe zu Fuß per Ski unternimmt, um sich nach verdienter Pause und deftigem Essen gutgelaunt mit einer eleganten Schußfahrt auf landschaftlich einmaliger Piste zur Talstation hinunter zu belohnen. Zum guten Essen an anderer Stelle mehr.

 
 Gepflegte Liftanlagen und Pisten - Foto © Daniela Holzknecht
 
Das Ziel unserer, nennen wir es „Auswahlreise“ ist diesmal die Ski- und Almenregion Gitschberg/Jochtal, mit dem Ort Meransen ein Beispiel für die mustergültige Entwicklung eines Gebiets, das sich aus einer rein landwirtschaftlichen Region mit nur Sommerferienangeboten zu einem florierenden Ski-Tourismus- und Sommertourismus-Angebot gemendelt hat.
Seit 2011 verfügt man in der Region über 50 km gepflegter Skipisten (Carabiniere Roberto Raso ist für die Sicherheit und ggf. Unfallaufnahme zuständig), die über 16 moderne Aufstiegsanlagen samt Querverbindungen erreichbar sind. 206 Beherbergungsbetriebe aller Kategorien sind mit insgesamt 5.600 Betten gerüstet, naturhungrigen Urlaubern Quartier und Pension zu bieten. Hinzu kommen 22 Almen, die auch im Winter betrieben und geöffnet sind – im Sommer sind es sogar 30.


Abfahrt von der Plose - Foto © Daniela Holzknecht

Das benachbarte Skigebiet „Die Plose“, ein kurzer Transfer macht es leicht erreichbar, bietet ab 2.500 m Höhe 40 begeisternde Kilometer Skipisten auch für sehr anspruchsvolle Skisportler, sowie eine 9 km lange, kurvenreiche und unerhört schnelle Rodelpiste, übrigens die längste der Dolomiten. Meine Empfehlung: Das muß man auch mal gemacht haben – ein Riesenvergnügen!

 
„Die Plose“, 9 km Rodelpiste - Foto © Daniela Holzknecht

Ein Beispiel soll den Willen zum Wandel belegen, der mit Energie und Tatkraft Tourismus und Hotellerie Südtirols antreibt: Das Hotel „Tratterhof“ in Meransen, einer kleinen Gemeinde auf 1414 m Meereshöhe oberhalb des Pustertals mit nur rund 850 Einwohnern, aber mehr als 5000 Hotelbetten. Zehn Hotels können bereits 4 Sterne vorweisen, der „Tratterhof“ gehört dazu. Bis in die 80erJahre noch ein Ferienheim für Kinder mit 30 Betten auf dem Bauernhof, haben Franz und Regina Gruber aus dem kleinen Anwesen zunächst eine Hotel-Pension mit 16 Zimmern gemacht und 2005 nach umfangreichen Um- und Anbauten das stets im Familienbesitz gebliebene 3-Sterne-Hotel „Bergidyll Tratterhof“ eröffnet. Mit der Übergabe an die Tochter Evelyn Gruber und ihren Ehemann Andreas Hinteregger wuchs das Hotel zu einem der besten Häuser der Region, bekam den vierten Stern und verfügt nach erneuten Umbauten 2017 jetzt über 62 Zimmer mit 130 Betten, 50 geräumige Suiten, einen 2500 qm Wellness-Bereich, der keine Wünsche offen läßt, sowie über Spitzenküche in Bistro, Restaurant und Bar. Ein kostenloser Shuttle-Service bringt und holt die Gäste zur Talstation des Skilifts.

 
Spa im Tratterhof - Foto © Daniela Holzknecht


Der Tratterhof - Foto: Trattlerhof

Ein wenig möchte ich hier auch, wie oben angemerkt, exemplarisch auf die exzellente Küche(n) hinweisen, welche die Region Gitschberg/Jochtal (wie Südtirol überhaupt) in einer genialen Mischung aus Tiroler und italienischer Tradition bietet. Neben der traditionellen Hausmannskost mit allerlei Knödel-Variationen, Schlutzkrapfen, Spinatspatzen, Kürbis-Risotto (auf der Gitschhütte eine Spezialität), Wildgulasch, Selchkarree oder Ossobuco (um nur einige zu nennen) hat sich in den großen Hotels und Restaurants eine Spitzen- bis Sterneküche entwickelt, die z.B. im Brixener „Hotel Elephant“ (der in Olivenöl konfierte Saibling ist ein Traum, ebenso wie das Rindsfilet in Schalotten-Jus), im Mernanser „Hotel Tratterhof“ (Sie müssen die geschmorte Kalbswange auf Selleriepüree kosten) oder im „Bergrestaurant Jochtal“ (das medium gebratene 600-Gramm-Steak vom Weiderind dort ist sensationell) gepflegt wird. Im Hotel „Rosalpina Dolomites“ Brixen/Plose, einer Oase der Ruhe inmitten der berückend schönen Bergwelt wird ein Aperitif-Angebot mit Cornetti, Brioche und Bauletti, Tramezzini und ...zum exzellenten Kaffee und einem Kerner von Rang bereitgehalten, das den vormittäglichen Weg hinauf wert ist.
Von den süßen Strudeln, Knödeln und Krapfen, vom Kaiserschmarrn und Schokoladen-Desserts sollte ich eigentlich schweigen, bis die wieder „abgebaut“ sind… Aber: Gönnen Sie sich das auch.


Das Kürbisrisotto auf der Gitschhütte - Foto © Frank Becker



Aperitif  beim Rosalpina Dolomiti - Foto © Daniela Holzknecht
 
Die Südtiroler Weinkultur hat dank innovativer junger Winzer wie Manni Nössing einen beachtlichen Schritt nach oben auf dem Sieger-Treppchen gemacht. Manni Nössing aus Lobenberg im Eisacktal hat es sich nicht nehmen lassen, an einem recht kurzweiligen Informations-Abend seine erlesenen Spitzenprodukte vorzustellen: Eisacktaler Silvaner, Eisacktaler Müller Thurgau Sass Rigais (der eine schöne Renaissance erlebt) und sein Spitzenprodukt, den knackigen Eisacktaler Kerner. Auch der Grüne Veltliner aus Manni Nössings Keller hat Rang. Alle seine Weine sind trocken ausgebaut, erfreulich – und bei der Gastronomie der Region begehrt. Erinnerungen an Peter Egger-Ramer kamen auf. Wir haben ihn vor sieben Jahren hier vorgestellt.

 
 
Doch nicht nur im Winter sind Südtirol und Gitschberg/Jochtal ein Paradies. Die Hotellerie ist ebenso wie der Tourismusverband IDM/DME Südtirol gleichwertig auf die Sommerfrischler eingestellt. Sieben Liftanlagen werden auch im Sommer betrieben (in ganz Südtirol sind es 100), um Wanderern den Start aus größerer Höhe zu ermöglichen. Urlauber können mit der kostenlosen „Almencard“ in die sieben Bergbahnen einsteigen, sowie den Bus auf die Rodenecker-Lüsner Alm benutzen. Noch mehr Vorteile bietet die Almencard PLUS, mit der südtirolweit alle regionalen Busse und Züge kostenlos benutzt und zusätzlich jeweils ein Gratis-Eintritt in mehr als 90 Museen und Sammlungen unternommen werden kann. Das abwechslungsreiche Wochenprogramm sorgt für jene, die sich entspannt führen lassen möchten.
 
Meransen ist übrigens als einer der sonnigsten Orte Südtirols bekannt und nicht nur Skisport-Ort, sondern von Frühjahr bis Herbst ein Wanderparadies mit großartigem Panorama und abwechslungsreicher Landschaft. Weil man nicht auf Massentourismus setzt und auf schillerndes Nachtleben verzichtet, ist der Ort ein Geheimtip für Ruhesuchende geblieben.
Ein Ausflug in die nahe gelegene älteste Stadt Tirols, die pittoreske alte Bischofsstadt Brixen mit ihren typischen Laubengassen, den Patrizierhäusern und Erkern, dem Dom mit dem schönen Kreuzgang und ihren vier historischen Stadttoren lohnt allemal, zu jeder Jahreszeit. Man hat sich dort originelle Stadtführungen für Besucher ausgedacht – ich habe es ausprobiert, es lohnt sich wirklich!


Abendstimmung über Meransen - Foto © Daniela Holzknecht
 
Dank an: Karl Leitner (Präsident des Skirama Gitschberg-Jochtal/Plose), Daniela Holzknecht und Diego Clara (Dolomiti Superski), Dr. Helene Thaler (Eggental), Carabiniere Roberto Raso, Manni Nössing, die Schuhplattler von Meransen (Lukas Hinterlechner, Alexander Oberhofer, Fabian Hinterlechner, Harald Fischnaller, Rudolf Lerchner), Regina Gruber (für das geliehene Hemd), Stefan Gruber, Stefan Hinteregger (Rosalpina), Skischule (Scuola Italiana Sci) Gitschberg und die Stadtführer in Brixen.
 
Wer ein wenig mehr über die Geschichte Südtirols erfahren möchte, ist mit einem Buch von Hans-Herbert Holzamer, dem historischen Roman „Die Südtirol-Saga“ (Verlag der GRÄGS, 2017 – ISBN: 978-3-942138-55-0), der die hundert Jahre zwischen 1918 und 2018 umreißt, gut beraten.

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