Notizen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen
 

Gott: Wenn sie nach Gott pfeifen, kommt er nicht.
 
Der innere Schweinehund: „Platz“, sagte er zu seinem inneren Schweinehund, aber der knurrte wieder nur herum, als wollte er schon vor seiner Leistung die Belohnung haben.
 
Fragen: Darf sich ein Hochsitz, der schon über drei Stufen zu erklimmen ist, noch „Hochsitz“ nennen?
Daß kleine Menschen ihn als Hochsitz bezeichnen ist in Ordnung, aber große Menschen, wie z.B. Willi Hagemeier, sollten sich da lieber zurücknehmen und sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ist denn, zum Beispiel, eine 30 cm lange Verlängerungsschnur überhaupt eine Verlängerungsschnur?
Ich habe jetzt gelesen, daß viele nicht mehr „Guten Tag“ sagen können. Manche können es noch auf Englisch, aber wissen nicht mehr, was es bedeutet. Ich habe jetzt auch gehört, daß viele keinen Nagel mehr in die Wand schlagen können oder brauchen dafür so viele Anläufe, daß das Bild sehr groß sein muß, um all die unglücklichen Hammerversuche zu überdecken.
 
Lob des Baumes: Man kann auch einen Baum loben. Warum nicht. Wir haben schon andere Sachen gemacht, die weniger sinnvoll waren. „Gut gemacht, Baum“ ist da vielleicht zu wenig. Das können wir besser. Das ist ein Baum, wenn sie den erweichen wollen, müssen sie schon andere Geschütze auffahren. Wie zum Beispiel: „Unbeeindruckt von allen modischen Strömungen, stehst du hier wie eine Eins. Baum, Du Pfundskerl, Du spendest Schatten und teilst mit uns alle Früchte. Danke. Ob wir nun in Dir ein Baumhaus bauen oder an dir eine Schaukel aufhängen, auf Dich ist Verlaß. Du bist da. Du machst was her. Du stehst da treu und geduldig, als Zeuge, um anderen von uns zu berichten, wie wir mal versucht haben unsterblich zu werden. Und dann kann man sehen, aber auch nur, wenn unser Lob von Herzen kam, wie die Blätter des Baumes sich bewegen, was bei einem Baum immer ein Zeichen von Freude ist.
 

© Erwin Grosche

 Redaktion: Frank Becker