Notizen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen
 
Ehe: Als wir weniger von einander wußten, hatten wir uns mehr zu erzählen.
 
Was für ein Himmel!: Ich hatte die Vorstellung, daß die Wolken zarte weiße Klangschalen wären, die bei jeder Berührung mit einer anderen Wolke einen Ton von sich gäben. Natürlich erwartete man da eher einen lieblichen, ja meditativen Ton, wie einem Gong oder einer Triangel entlockt. In meiner Vorstellung gaben die Wolken aber einen unerwartet rauhen, geradezu häßlichen Ton von sich und alle müßten sogleich innehalten und voller Furcht Gott preisen. Ich mußte dabei natürlich auch an den Pfau denken, der so prächtig ausgestattet daherschreiten kann und dann, wenn er einen Ton von sich geben muß, ein Kreischen, ja ein Blöken hören läßt, als habe er ein Saxophon verschluckt und stünde auf Free Jazz.
 
Tatsachen: Auch wenn man gerne allein ist, braucht man die anderen, sonst wüßte man ja gar nicht, daß man so gern allein sein will.
 
Verstopfungen: Man denkt ja sehr oft, nur weil er ein Mann ist, müsse er sich auch mit Verstopfungen auskennen. Ich weiß es nicht. Sind Verstopfungen eine männliche Domäne? Ich kenne mich eher mit dem Gegenteil aus, also wenn etwas schneller kommen will, als man es braucht. Ich kann zum Beispiel keine Überraschungen für mich behalten.
 

© Erwin Grosche

 Redaktion: Frank Becker