Dramatik, Tempo, Sprünge

Das Ballett der Tatarischen Staatsoper Kasan mit „Esmeralda - Der Glöckner von Notre Dame“

von Elisabeth Erbe

Foto © Ballett der Tatarischen Staatsoper Kasan

Dramatik, Tempo, Sprünge

Das Ballett der Tatarischen Staatsoper Kasan mit
„Esmeralda - Der Glöckner von Notre Dame“
Romantisches Ballett in 2 Akten
Nach dem Roman von Victor Hugo und dem Szenario von Petrot
 
Choreografie: Andrey Petrov, mit Fragmenten der Choreografie von Petipa, Perrot und Vaganova -  Musik: Cesare Pugni, Riccardo Drigo - Libretto: Andrey Petrov - Bühenbild: Grigory Belov - Kostüme: Olga Polyandskaja
 
Personen und Darsteller: Esmeralda: Amanda Moraes Gomes - Quasimodo: Maxim Potseluiko - Claude Frollo: Gleb Korablev - Clopin: Aleksander Akhmedzianov - Phoebus: Ilnur Gajfullin - Fleur de Lys: Ekaterina Nabatova - Gringoire: Alessandro Caggegi, Wagner De Carvalho, Oleg Ivenko – Diana: Kristina Andreeva, Midori Terada - Acteon: Koya Okawa, Mikhail Timaev, Wagner De Carvalho - Corps de Ballet
Musik: Bergische Symphoniker, Nurzhan Baibussinov (Ltg.)
 
Das Ballett der Tatarischen Staatsoper Kasan gastierte vor einigen Tagen mit dem Stück „Esmeralda – Der Glöckner von Notre Dame“ nach dem Roman von Victor Hugo und dem Szenario von Perrot im Remscheider Teo Otto Theater. Die Bergischen Symphoniker unter Leitung von Nurzhan Baibussinov begleiteten die gefühlvolle Handlung und schufen durchgehend emotionale Höhepunkte. Die Dramatik der mitreißende Geschichte des bekannten Stücks um die zarte Liebe zwischen dem buckligen Glöckner Quasimodo (Maxim Potseluiko) und der schönen Zigeunerin Esmeralda (in Remscheid getanzt von Amanda Moraes Gomes) stürzte das intensiv mitgehende Publikum in wahre Wechselbäder der Gefühle.
Das historisierende Bühnenbild mit der Kathedrale Notre-Dame und dem Platz ringsum sorgte für französisches Zeit- und Lokalkolorit und entführte das Publikum unmittelbar ins farbige Paris des 19. Jahrhunderts. Die junge, bildhübsche Amanda Moraes Gomes fasziniert als Zigeunerin mit feurigem Tanz und  Ausstrahlung. Doch Schönheit hat ihren Preis. Der Priester Claude Frollo (Gleb Korablev), der sich verbotenerweise zu der schönen Zigeunerin hingezogen fühlt, zeigt seine Leidenschaft ausdrucksstark und überzeugte mit starker Sprungtechnik.  In seinen Träumen begegnet er immer wieder der jungen Schönheit, die ihn so gefangen nimmt, daß er ihre Entführung plant, mit der er den Glöckner Quasimodo beauftragt.
 

Foto © Ballett der Tatarischen Staatsoper Kasan

Auf dem „Platz der Wunder“ treffen sich das Gesindel, die Bettler und Diebe von Paris. Der Zigeunerkönig Clopin Troulfout (Aleksander Akhmedzianov) verurteilt den Dichter Pierre Gringoire (Alessandro Caggegi) zum Tode. Die Hinrichtung kann vermieden werden, wenn eine seiner Damen ihn heiratet. Esmeralda hat als einzige der rassigen Zigeunerinnen Mitleid und heiratet ihn. Eine Vernunftehe, denn Gringoire darf ihr nachts nicht zu nahe kommen.
Besonders eindrucksvoll war die Darstellung des Quasimodo durch Maxim Potseluiko. Er bot mit buckligem Rücken und häßlicher Fratze ein verstörendes und gleichzeitig bedauernswertes Bild. Sein Tanz war kunstvolles Stolpern und Hinken, und doch wirkte seine Ausstrahlung zart. Der Raub Esmeraldas mißlingt, Quasimodo wird von Hauptmann Phoebus (Ilnur Gajfullin, ein lyrischer Tänzer) gefaßt. Esmeralda verliebt sich in Phoebus und er in sie. Phoebus verläßt dafür seine Verlobte Fleur de Lys (ebenfalls beeindruckend: Ekaterina Nabatova).  Das tragische Finale des 2. Akts rührte das Publikum, das immer wieder Zwischenapplaus gab, spürbar.
 
Der rachsüchtige Priester Claude begeht einen Mordanschlag auf Phoebus, legt eine falsche Spur und beschuldigt die Zigeunerin. Esmeralda wird gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Ein schmerzerfülltes, kraftvolles Solo Gomes´ verdeutlicht in starker Choreografie ihre Verzweiflung. Doch alles wird gut: Phoebus hat überlebt, kehrt zurück, entlastet Esmeralda und rettet sie vor dem Galgen. Einen weiteren Anschlag Frollos verhindert nun Quasimodo, der ihn entwaffnet und niedersticht.
Ein Meisterwerk des Balletts, das von brillanten Solisten und einem hervorragenden Corps de Ballet in prächtigen Kostümen (Olga Polyandskaja) und vor einem hervorragenden Bühnenbild (Grigory Belov) in absoluter Perfektion getanzt wurde. Ein rares Vergnügen, das einmal mehr die hohe Qualität des Ballett-Angebots des Remscheider Theaters unterstreicht.

Redaktion: Frank Becker