Notizen

...aus der Welt der Insekten

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen
 
...aus der Welt der Insekten
 
Die Kleidermotte: Motten sind ein weltweit verbreitetes Problem und oft nicht gern gesehn. Diese Eindringlinge in Schrank und Schublade. Diese Zerstörer von Lieblingspullovern und kuscheligen Strickjacken. Diese unangekündigten Besucher, die ihr Gastrecht so schamlos mißbrauchen. Aber da gibt es Abhilfe. Motten sind Gewohnheitstiere. Stapeln sie ihre Pullover im Büroschrank, und die Schreibsachen landen im Kleiderschrank. Verstehen sie, wenn die Motte auf dem Weg in den Kleiderschrank dort ihre Steuerklärung findet, guckt sie auch ziemlich blöd aus der Wäsche. Auf die Idee zu kommen, nun in ihrem Aktenschrank nach Pullovern zu suchen, liegt nicht in ihrem Wesen. Probieren sie es aus. Man muß die kleinen Probleme lösen, dann haben sie keine großen mehr. Wenn der Flügelschlag des Schmetterlings in Japan einen Tsunami auslösen kann, dann bekommt er hier einfach Startverbot. Wehret den Anfängen.
 
Zuckerfliegen: Während ich schon auf die Rechnung wartete, entdeckte ich Fliegen in meinem Zuckerstreuer. Eine große und eine kleine Fliege trieben sich in dem Glas herum und ließen den Tag einen guten Tag sein. Dachten sie, man sehe sie nicht? Konnte man durch den Streuer in das Glas gelangen und mußte dann nur darauf warten, daß beim Herausstreuen des Zuckers ein Weg durch den Streuerhals zu finden ist? Ist nicht die Gefahr, daß man mit dem Zucker auch wieder herausgeschüttelt wird und in irgendeiner Tasse landet, zu groß? „Der Zucker macht uns alle verrückt und wir tun oft mehr dafür, als zu verantworten ist“, dachte ich. Ich fragte den jungen Herrn Weyher nach einer Erklärung für das Fliegenwunder, zumal ich bemerkt hatte, daß er begonnen hatte, alle Zuckerstreueröffnungen mit einem Korken zu versiegeln. „Es gibt da keine Klarheit“, vertraute er mir an. „Sie kommen und bleiben, als könnten sie durch Glas gehen.“ Ich war erschrocken wie wenig wir vom Leben wußten und trotzdem oft so tun, als hätten wir alles im Griff. Stürzen wir uns nicht auch auf jeden Funken Hoffnung und sind dann überrascht, wenn wir brennend den anderen als Partylicht dienen müssen?
 

Der Holzwurm:
(Für Nieheim)

Der Holzwurm ist nicht sehr beliebt
obwohl er stets sein Bestes gibt
doch was man leicht dabei vergißt
daß er nur auf dem Holzweg ist.
 
Am besten malt man ihm ein Schild
dann ist der Holzwurm auch im Bild
weil vor dem Schrank jetzt steht ganz fein
„Holzwürmer dürfen hier nicht rein!“
 
Doch gebt dem Holzwurm irgendwann
auch Holz, von dem er fressen kann
vielleicht schmeckt ihm dein Sarg einmal
dann bist du tot, dann ist`s egal.
 
 
 
© Erwin Grosche

 Redaktion: Frank Becker