Pistole im Halfter und Blondine im Arm

Eddie Constantine wäre heute 100 Jahre alt geworden

von Andreas Rehnolt

Eddie Constantine 1972
© Dutch Nationaal Archief / Rob C. Croes  Anefo
Pistole im Halfter
und Blondine im Arm
 
Eddie Constantine
wäre heute 100 Jahre alt geworden
 
Es gibt viele Gesichter, die man einfach nicht vergessen kann. Das pockennarbige des Filmschauspielers Eddie Constantine (1917-1993), der heute seinen 100. Geburtstag feiern würde, gehört zweifellos dazu. In seinen Rollen als FBI-Agent Lemmy Caution, als Seemann, Journalist oder Flugkapitän war Constantine der erste große europäische Krimi-Held der Nachkriegsjahre.
Auch als Schlagersänger machte er sich seinen Namen. Er starb im März 1993 im Alter von 75 Jahren in Wiesbaden. „Eigentlich wollte ich ni Schauspieler werden, meine Vorliebe galt immer nur der Musik“, sagte Constantine in einer Biografie. Der 1917 in Los Angeles als Edward Constantinowsky geborene Sohn eins polnisch-russischen Einwanderer-Ehepaares kam 1933 ans Wiener Konservatorium, wo er zwei Jahre lang studierte. Danach setzte er sein Gesangsstudium in New York fort.
Doch der Durchbruch als Musiker kam erst nach Beginn seiner Filmkarriere, die eher zufällig im Paris des Jahres 1952 startete. Der Filmregisseur Bernard Borderie entdeckte den „Kerl mit dem sympathischen Galgenvogelgesicht“ und engagierte ihn für die Rolle des Agenten Lemmy Caution. Der privat eher sensible Eddie wurde für diese Rolle in Boxen und Ringen ausgebildet. Schauspielunterricht hatte Constantine nie. In kürzester Zeit wurde er zum Superhelden eines ganzen Jahrzehnts.
 
Wo Eddie in den Filmen auftauchte, wehte die Luft verwegener Abenteuer, wurden Revolver gezogen, Boxhiebe ausgeteilt und immer wieder umschwärmten ihn schöne Frauen. Zu seinen bekanntesten Filmen gehörten der 1953 gedrehte Streifen „Im Banne des blonden Satans“ oder die Produktionen „FBI sucht Lemmy Caution“, „Heiße Lippen - kalter Stahl“, Zum Frühstück Blondinen“, „Eddie krault nur kesse Katzen“ „Morphium, Mord und kesse Motten“, Eddie schafft alle, Dieser Mann ist gefährlich oder auch der wegweisende Science Fiction-Streifen „Lemmy Caution gegen Alpha 60“ (Alphaville) von

© 1965 Chaumiane Productions
Jean-Luc Godard. Die ARD zeigte anläßlich seines 75. Geburtstages im Oktober 1992 mehrere Filme mit Eddie Constantine. Darunter auch „Eddie, Blüten und Blondinen.“
Ob als Nick Carter, Agent Bob Stanley, als Seemann Eddie Petersen, als Journalist Barney oder Flugkapitän Larry Blake verkörperte der Schauspieler das Männlichkeitsideal der 1950er und 1960er Jahre, nach dem sich viele Frauen sehnten. Männer eiferten ihm nach. „Er war der Inbegriff des derben, aber gutherzigen Kerls, dessen Stärke mehr die Fäuste als der Intellekt waren“, schrieb ein Filmkritiker über die frühen Rollen von Constantine.
In den zahlreichen Action-Filmen verkörperte Eddie stets den knallharten Macho-Mann, der die Bösewichte bekämpfte. Zigarette und Whisky-Glas gehörten ebenso zu seinen Rollen, wie der flotte Spruch auf den Lippen, die Pistole im Halfter oder die Blondine im Arm. Auf dem Höhepunkt seiner Filmkarriere feierte der Schauspieler, der die französische Staatsbürgerschaft besaß, auch als Schallplattensänger, vor allem als charismatischer Chansonnier Erfolge.
 
Zu seinen bekanntesten Liedern in Deutschland gehörten „Schenk deiner Frau doch hin und wieder rote Rosen“ und „Bei einer kleinen Tasse Tee“. Nachdem es in den 1960er Jahren zunehmend stiller um Eddie wurde, gelang ihm mit dem Aufstieg des neuen deutschen Films eine zweite Karriere. So spielte er unter dem Regie-Ass Rainer Werner Fassbinder 1971 in dem Film „Warnung vor einer heiligen Nutte“ und 1975 mit Curd Jürgens gemeinsam in „Der zweite Frühling.“
In vielen weiteren Produktionen für Film und Fernsehen hatte Constantine dann in den 1970er und 1980er Jahren Gelegenheit, sich mehr und mehr als Charakterdarsteller zu profilieren. Sogar als Buchautor hatte sich Eddie einen Namen gemacht. Der 1975 erschienene Roman „Der Favorit“, in dem es um Jet-Set und Pferderennen geht, war damals ein echter Bestseller.
 
Redaktion: Frank Becker