...o weh!

„The Book Of Henry“ von Colin Trevorrow

von Renate Wagner

Bildunterschrift
The Book of Henry
(USA 2017)

Regie: Colin Trevorrow
Mit:
Naomi Watts, Jaeden Lieberher, Jacob Tremblay u.a.
 
Zuerst erlebt man, wie Naomi Watts „Mutter“ vorspielt, überaktiv und unerträglich bemüht als Übermutter, und das nervt. An sich ist sie doch eine exzellente Schauspielerin, aber in diesem unglaublich triefenden Film von Regisseur Colin Trevorrow muß sie peinlich übertreiben wie jeder andere auch. Tatsächlich haben einige amerikanische Kritiker „The Book of Henry“ als einen der derzeit schlechtesten Filme klassifiziert, und man wird den Eindruck nicht los, daß sie recht haben könnten…
 
Da ist also die alleinerziehende Mutter Sarah Carpenter, von Beruf nur Kellnerin, die zwei Jungs hat – der 11jährige Henry (Jaeden Lieberher) ist sozusagen das jugendliche Genie, der achtjährige Bruder Peter (Jacob Tremblay, der in dem klaustrophobischen Drama „Raum“ berühmt wurde) läuft mit. Irgendetwas zwischen Happy Family und Problemfamilie, in der Henry dominiert (was er an Börsenspekulationen dazu verdient, hilft dem Budget!!!) und die Mama ihr Bestes gibt.
Dann der erste dramatische Twist: Da ist das Mädchen aus der Nachbarschaft, Christina (Maddie Ziegler), die Henry scheu verehrt. Nach und nach kommt er zu der Überzeugung, dass ihr Stiefvater Glenn Sickleman (Dean Norris), als Polizist gewissermaßen unantastbar, das Mädchen mißbraucht. Nun notiert Henry in einem „roten Buch“, wie er hier Abhilfe schaffen will.
Der zweite dramatische Twist, und der ist auf die obligate Art herzzerreißend: Ausgerechnet unser Henry wird tödlich krank, leidet hoffnungslos an einem Gehirntumor – er ist so unerträglich klug, daß er den Ärzten sagt, was ihm fehlt. Er weiß auch genau, daß und wie er sterben wird, und er erlegt nun dem armen kleinen Bruder nicht nur die Obhut über die Mutter auf. Über das Grab hinaus, muß – so wünscht Henry – Christina gerettet werden. Und sei es durch raffiniert ausgeklügelten „perfekten“ Mord an dem Übeltäter. Vorher muß man allerdings das ausgewalzte Sterben Henrys über sich ergehen lassen, ein „Tearjerker“ ohnegleichen.
Nun, am Ende schafft sich der Bösewicht selbst zur Seite, bis dahin basteln die Mutter und Peter, nach dem roten Buch vorgehend, an dem schrägen Plan Henrys (eigentlich soll der Polizist erschossen werden), ohne daß man wirklich besonders berührt würde. Daß es außerdem anders kommt als Henry wollte, macht die Sache dramaturgisch nicht besser. Das kaum erträgliche Ende gibt das gerettete Mädchen in die Obhut der Kellnerin, die nun zur Kinderbuchautorin mutiert… o weh.
 
Trailer    
 
Renate Wagner