Eine politische Geschichte - mehr solide als spektakulär

„Planet der Affen: Survival“ von Matt Reeves

von Renate Wagner

Planet der Affen: Survival
(War For The Planet Of The Apes - USA 2017)

Regie: Matt Reeves
Mit: Andy Serkis, Woody Harrelson, Karin Konoval, Amiah Miller, Steve Zahn u.a.
 
Situationen wie diese gibt es immer und überall auf der Welt, selbstverständlich auch noch heute – da ist die herrschende Schicht, und da sind die als „Untermenschen“ Verfolgten, Gejagten, Getöteten oder zu Zwangsarbeit Gezwungenen. In diesem Fall sind die armen Opfer die Affen – und der deutsche Titel, dem man diesem (wie vielten?) Teil der Saga gab, gibt mit „Survival“ (das englische Wort für den deutschen Titel) die Richtung an: Überleben.
Wie war das nur mit den Affen auf der Leinwand? Den ersten „Planeten“ gab es 1968, dann folgten vier Fortsetzungen des Erfolgs in den siebziger Jahren. Tim Burtons Versuch eines Remakes 2001 zog dann weiter nichts nach sich, aber Themen, die einmal viel Geld gebracht haben, läßt Hollywood nicht einfach liegen.
 
Das neue Zauberwort ist „Reboot“, das wurde 2011 begonnen, mit Planet der Affen: Prevolution (Rise of the Planet of the Apes), wo schon die Figur des Affen Caesar (mit Computer-Hilfe immer eindrucksvoll gespielt von Andy Serkis) eingeführt wurde: Damals noch ein armes Hascherl als Versuchstier in den Labors der Bösen… „Planet der Affen: Revolution“ (Dawn of the Planet of the Apes 2014) zeigte dann, wie Caesar und sein Volk gescheiter wurden, so daß sie nun, in „Survival“ für die Menschen eine Gefahr oder Herausforderung darstellen, die letztlich auf Eliminierung hinauslaufen soll.
Es wirkt lächerlich, dies über einen Hollywood-Blockbuster, Action-Abenteuerfilm zu sagen, aber eigentlich ist es eine politische Geschichte… und, sagen wir es gleich: Die Affen sind die Guten, die Menschen die Bösen, da gibt es nichts, da wird nichts differenziert, so ist es. Und wenn an der Spitze einer militärischen Macht Woody Harrelson steht, glatzköpfig und fies, dann glaubt man es aufs Wort.
Kurz, die Affen könnten auch Menschen sein, das Drehbuch würde genau so funktionieren, und das war es wohl (zusammen mit einer gewissen unspekulativen Trockenheit des Geschehens und der Darbietung), was die US-Kritiker als „Aufwertung“ der Geschichte so beeindruckt hat.
 
Zu Beginn wollen Caesar und seine Affen – ein Stamm, ein Clan, ein friedliches Völkchen – nur in Ruhe leben, was bekanntlich auch dem Besten nicht gelingt, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Die Menschen sind los (später erfährt man, daß die Affen „schuld“ sind, wenn degenerative Gene die Menschen stumm und krank machen), sie sind auf der Jagd, und Affenkönig Caesar verliert Frau und kleinen Sohn. Er und ein paar Getreue kommen davon, während seine Leute in die Gefangenschaft geführt werden. Daß der Chef aufbricht, die Seinen zu retten – das war in genügend „Menschenfilmen“ auch schon der Fall… Flucht aus dem Lager, das ist ein Topos.
Auf dem Weg zum Camp der faschistoiden Soldaten, die die Affen gefangen halten und arbeiten lassen, begegnen Caesar und dem riesigen Orang-Utan als seinem eindrucksvollsten Gefährten (da steckt interessanterweise mit Karin Konoval eine Frau im Pelz) zumindest zwei Figuren, die die durchwegs tragische Geschehen auflockern: Erst das stumme Mädchen, Überlebende eines Massakers, das sie mitnehmen und das sich über kurz oder lang in Zeichensprache gut verständigen kann (die zwölfjährige Amiah Miller), und dann ein überlebender einstiger Zoo-Schimpanse, immer „Bad Ape“ genannt (köstlich: Steve Zahn), der dann für so etwas wie Humor sorgt und ein Helfer dabei ist, das Arbeitslager der bösen Menschen (sie singen und exerzieren zum Fürchten) zu erreichen.
Jetzt geht es, zwischen schönen Naturbildern und einem wirklich bösen Colonel, nur noch darum, die Gefangenen zu befreien, und auch das geschieht am Ende in der konzentrierten Regieführung von Matt Reeves mehr solide als spektakulär. Der gefangene Caesar hat es nicht leicht in diesem wortkargen Werk, bis er erst ganz am Ende mit seiner überlebenden Schar wirklich ein Land erreicht hat, in dem sie in Frieden leben können. (Falls niemandem eine weitere Fortsetzung einfällt…)
Erst dann, in der späten Idylle, entschließt sich der Regisseur zu jener Sentimentalität (irgendein Guter muß einfach sterben), die er bis dahin in seiner strikt „politischen“ und interessanten Geschichte schuldig geblieben ist.
 
Trailer   
 
Renate Wagner