Ernst Ludwig Kirchner als Theatermaler

Eine Ausstellung in Davos

von Jürgen Koller

Kirchner Museum Davos - Foto © Frank Kleinbach

Interessante Facette - Ernst Ludwig Kirchner als Theatermaler
 
Davos zeigt Bühnenbilder aus Kirchners Schweizer Jahren
 
Das Kirchner Museum Davos verweist mit der Ausstellung „Jetzt soll ich wieder am Theater malen“, eröffnet am 28. Mai 2017, gleich auf zwei Jubiläen in diesem Jahr. Im Januar 1917 kam Ernst Ludwig Kirchner erstmals nach Davos. Dieser Kurort und die alpine Landschaft in Graubünden sollte bis zu seinem Tod 1937 künstlerische Heimat bleiben. Neben diesem Jubiläum von 100 Jahre Kirchner in Davos kann das Kirchner Museum Davos auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Das Museum wurde 1992 von den renommierten Zürcher Architekten Anette Gigon und Mike Guier errichtet und gilt mit seiner schlichten, sachlich konsequenten Bauweise als ein Meilenstein internationaler Museumsarchitektur.
Beide Jubiläen sind ein guter Anlaß, um Kirchners Verbundenheit mit der Davoser Landschaft, mit den Menschen und ihrer Kultur in einer besonderen Ausstellung zu würdigen. Wenn auch Kirchners Sicht auf die Menschen seiner Umgebung nicht immer frei von Vorbehalten war, besonders deren wenig ausgeprägte Weltoffenheit sah er durchaus mit kritischen Augen, so wußte er doch deren harte Lebenswelt, das karge Dasein und den offen-ehrlichen Charakter dieser einfachen Leute zu würdigen. Das belegen ungezählte Fotografien aus seiner Hand und natürlich seine Bilder sowie sein grafisches Werk.


Foto © Kirchner Museum
 
Erstmalig wird die Tätigkeit Ernst Ludwig Kirchners als Theatermaler rekonstruiert und in einer facettenreichen Schau sein Beitrag zum ländlich-schweizerischen Theaterschaffen dargestellt. Er hat in den Jahren 1920-1937 an insgesamt sieben Theaterproduktionen als Bühnenbildner und Theatermaler mitgewirkt. Fünf Bühnenbilder gestaltete der Künstler für das Laientheater des gemischten Chors in Frauchenkirch. Die Vorstellungen fanden im Gasthof „Zum Sand“ am Eingang zum Sertigtal statt. Noch genannt werden muß ein Tanzabend mit der jungen Tänzerin Nina Hard in der Zürcher Heilstätte Clavadel, den Kirchner arrangiert hatte. Und schließlich schuf er 1937 eine Bühnenmalerei für eine Theateraufführung für Kinder in der Schule Davos Sertig.
Die Theaterkulissen bilden im Werk Kirchners eine eigenständige Werkgruppe. Es handelt sich um Auftragsarbeiten, die durch die Theaterstücke selbst und die Regieanweisungen der Autoren klaren Vorgaben folgten. Die Kulissen aus Sackleinen wurden unter Anleitung Kirchners grundiert und die Farben gemischt. Für neue Nutzungen wurden sie jeweils umgearbeitet bzw. den Erfordernissen der verschiedenen Theaterstücke angepaßt. Dabei nahm Kirchner seine avantgardistische Haltung zurück und orientierte sich an angewandter Kunst. Es finden sich aber zwischen seiner Bühnenkunst und seinem druckgrafischen und zeichnerischen Werk immer wieder Verbindungen.
Für die Dauer der Ausstellung verwandelt sich ein Ausstellungssaal im Kirchner Museum in ein Theater. Im Museum wird das schweizerische Volksstück von Paul Appenzeller „Die Tochter vom Arvenhof oder Wie auch wir vergeben“ von 1920 in einer modernen Fassung auf die Bühne gebracht. Die Truppe setzt sich aus professionellen Spielern aus der Schweiz, Österreich, Frankreich, Norwegen und Deutschland sowie aus Laien zusammen. Das Stück wurde ursprünglich am 22. März 1931 im Gasthof „Zum Sand“ in Frauenkirch mit Laienspielern aufgeführt. Die Handlung spielt im Oberengadin zur Zeit des beginnenden Fremdenverkehrs um 1860. Es geht um Tradition und Moderne, Habgier und Großmut, Treue und Verrat. Es geht aber auch um die Selbstbestimmung einer jungen Frau, der Anette, die in dieser spießig-traditionell geprägten Zeit in freier Entscheidung den Mann heiraten will, den sie liebt. „Man kann mich wohl versprechen, aber das letzte Wort über mich sprech' ich selbst.“


Das Schauspiel-Ensemble - Foto © Kirchner Museum
 
Die Aufführungen im Mai und Juni dieses Jahres waren große Publikumserfolge. Noch zweimal wird das Stück aufgeführt: Samstag, 12.08./15.00 Uhr und Sonntag, 13.08. /20.00 Uhr. Der Kartenverkauf erfolgt über die Destination Davos Klosters, Tel. +41(0)81 415 2121.
Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Oktober 2017 zu sehen.
 
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils 11 bis 18 Uhr
Öffentliche Führungen: Dienstags und sonntags jeweils um 16 Uhr
 
Informationen zu Veranstaltungen, Workshops etc.: www.kirchnermuseum.ch