Lucas Cranach der Ältere zwischen Luther und Venus

Große Ausstellung im Düsseldorfer Musuem Kunstpalast

von Andreas Rehnolt

Lucas Cranach d.Ä. - Venus und Cupido
Lucas Cranach der Ältere
zwischen Luther und Venus
 
Große Ausstellung zum Werk des bedeutenden Renaissance-Malers
im Düsseldorfer Musuem Kunstpalast
 
Was Lucas schafft, es erglänzt herrlich in strahlender Pracht“. Dieses Zitat des Theologen Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt aus dem Jahre 1509 steht am Eingang der faszinierenden Ausstellung „Meister - Marke - Moderne“ zum Werk des bedeutenden Renaissance-Malers Lucas Cranach der Ältere, die seit dem vergangenen Samstag im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen ist. Die Schau ist bis zum 30. Juli angesetzt und war zum Ende der Amtszeit von Kurator Beat Wismer als Generaldirektor des Hauses „ein sentimentaler Herzenswunsch“.
 
Immerhin hatte der Museumsmann 1994 im schweizerischen Basel als junger Student die erste große Cranachschau gesehen, wie er bei der Eröffnung am Freitag bekannte. Die Ausstellung mit gut 200 Exponaten ist schier überwältigend. Zahlreiche Ölgemälde aus allen Schaffensperioden des 1472 geborenen Jahrhundertmalers und Freundes von Reformator Martin Luther sind hier im Museum am Rheinufer versammelt. Das Haus, das nur über zwei Ölgemälde Cranachs sowie über etliche Holzschnitte verfügt, hat aus allen wichtigen Museen der Welt Leihgaben zur Verfügung gestellt bekommen.
Dabei ging es Wismer nach eigenen Worten nicht darum, „nur eine weitere Cranach-Ausstellung“ auf die Beine zu stellen. Er zeigt gemeinsam mit seinen Mit-Kuratoren Daniel Görres und Gunnar Heydenreich eine Schau, die „zwischen Luther und Venus“ angesiedelt ist. Lucas Cranach der Ältere hat laut Wismer mit neuartigen Bildfindungen, sinnlichen, teils lebensgroßen Aktdarstellungen und Bildern zum protestantischen Glauben die Renaissance in Deutschland geprägt, wie kaum ein anderer Maler.
Die Ausstellung im Museum Kunstpalast präsentiert zudem - laut Wismer „noch nie zuvor gezeigt“ - wie sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus sowie solche der Moderne mit Cranach dem Älteren auseinandergesetzt haben. Auf die Frage, warum das Museum „diesen protestantischen Maler im tief katholischen Rheinland“ zeigen wollte, erklärte der aus der tiefsten katholischen Schweiz stammende Wismer, Lucas Cranach der Ältere habe mit der Reformation „neue, wichtige Themen in die Kunstgeschichte eingeführt.“


Lucas Cranach d.Ä. - Christus und die Ehebrecherin
 
Mit dem frühen Bild einer lebensgroßen nackten Venus hatte der Maler bereits 1509 eines seiner großen Themen gefunden. Noch bemüht er mit der Gestalt des kleinen Cupido die Mythologie als Verbrämung - Skrupel, die er bei späteren Akt-Darstellungen ablegen wird. Das Werk stammt aus der Sankt Petersburger Eremitage. Beeindruckend auch das Gemälde „Christus und die Ehebrecherin“ aus Budapest von 1532. Das eigentliche Frühwerk Cranachs ist nicht bekannt. Er trat erstmals um 1500 herum in Wien künstlerisch in Erscheinung. Wenige Jahre später siedelte er nach Wittenberg über, als neuer Hofkünstler im Dienste von Friedrich dem Weisen. Dort wird er nach Angaben der Ausstellungsmacher „bildgebende Triebfeder“ auch im Sinne der Propaganda für Martin Luthers reformatorische Gedanken.
In Wittenberg verschafft das Privileg, Luther porträtieren zu dürfen, dem findigen Maler und Geschäftsmann Cranach so viele Aufträge, daß seine Werkstatt zu einer der mächtigsten und größten Bildmanufakturen der Reformationszeit aufsteigt. Für keinen anderen Künstler sitzt Luther Modell. Zu sehen sind unter anderem ein Holzschnitt von 1522, der Luther als Junker  zeigt. Zudem zwei farbige kleine Kapselbildnisse von 1525 von Luther und Katharina von Bora, sowie diverse Bilder, die Luther als Augustinermönch zeigen. Sehr beeindruckend das klein Bild „Caritas“ einer jungen Frau aus dem Jahr 1534, die sich liebevoll um vier Kleinkinder kümmert.


Lucas Cranach d.Ä. - Caritas
 
In dem Kapitel zur Reformation hat die Düsseldorfer Ausstellung tatsächlich Neues und bisher in Deutschland nicht gezeigte Raritäten zu bieten. Etwa zwei großformatige Tafelbilder aus dem Nationalmuseum in Stockholm: „Die Speisung der Fünftausend“ und „Der Abschied der Apostel“. Im letzteren Bild verleiht Cranach einem der Apostel die Gesichtszüge Philipp Melanchthons und manifestiert damit sein Kirchenverständnis im Sinne der Reformation.
Die Düsseldorfer Schau ist sicher einer der Höhepunkte im Reformationsjahr 2017. Erstmals nimmt die Ausstellung Cranach den Älteren in seiner Gesamtheit und Modernität in den Blick und beleuchtet neben seinen Erfolgsstrategien den Einfluss des herausragenden Künstlers bis in die Kunst der Moderne und Gegenwart, so Wismer vor dem Ausstellungsstart. In Gegenüberstellung mit Werken von Albrecht Dürer, Hans Holbein dem Jüngeren, Jacopo de´Barbari und Lorenzo Costa dem Älteren untersucht die Ausstellung Cranachs Position im Netzwerk der Künstler seiner Zeit. Die Schau zeigt laut Wismer zudem, „wie sich Künstler der Moderne - von Picasso bis Raysse - von Cranachs Werk inspirieren“ ließen.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet

Lucas Cranach d.Ä. - Selbstbildnis
 

Katalog
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag ein umfangreicher illustrierter Katalog in deutscher Sprache. Mit Texten von Anne-Marie Bonnet, Bodo Brinkmann, Georg Josef Dietz, Daniel Hess, Daniel Görres, Gunnar Heydenreich, Dieter Koepplin, Oliver Mack, Guido Messling, Elizabeth Savage, Ad Stijnman, Susanne Wegmann und Beat Wismer.
Herausgeber: Gunnar Heydenreich, Daniel Görres, Beat Wismer
Preis Museumsausgabe: 39,90 € , Buchhandelsausgabe: 49,90 €
 
Weitere Informationen: www.smkp.de und: http://www.cranach2017.de/
Kontakt: Museum Kunstpalast - Ehrenhof 4-5 - 40479 Düsseldorf - Tel: 0211 - 56642100
 
Redaktion: Frank Becker