Mit Tora und Fiedel durch den Wilden Westen

Lucky Luke, Band 95 – „Das gelobte Land“

von Andreas Rehnolt

obs/Egmont Ehapa Media GmbH
Mit Tora und Fiedel
durch den Wilden Westen
 
Der Vorzeige-Cowboy Lucky Luke
eskortiert eine aus Osteuropa
eingewanderte jüdische Familie
von St. Louis nach Montana
 
Unter dem Titel „Das gelobte Land“ ist in der Comic-Collection des Berliner Egmont-Ehapa-Verlags die jüngste Geschichte um den Vorzeige-Cowboy Lucky Luke erschienen. Darin eskortiert der unermüdlich für Gerechtigkeit eintretende Luke eine aus Osteuropa eingewanderte jüdische Familie von St. Louis bis nach Montana.
 
Die gut gemachte Story um das Abenteuer mit Tora und Fiedel durch den Wilden Westen ist aus der Feder von Achdé, dem Nachfolger des 2001 verstorbenen, legendären Schöpfers von Lucky Luke, Morris. Die Zeichnungen stammen von Jul, einem neuen Szenaristen, dessen Bilder einfach Spaß machen. Sicherlich nicht zuletzt, weil Jul sich an den Zeichnungen von Luke-Altmeister Goscinny orientiert hat.
Der Westernheld, der nach wie vor schneller zieht, als sein Schatten und der - selbst nach Jahrzehnten als Nichtraucher - immer noch fast ständig an einem Grashalm knabbert, wird von seinem Freund Jack Loser gebeten, dessen aus Osteuropa kommende jüdische Familie nach Montana zu begleiten. Cowboy Jack selbst traut sich nicht, weil er in den Briefen an die Familie geschrieben hat, er sei Rechtsanwalt in New York.
Die Familie, Moishe Stern, seine Frau Rachel sowie die Enkel Hanna und Jankel kommen mit dem Raddampfer in St. Louis an. Moishe ist nach eigenem Bekunden „der schnellste Schnejder estlich der Wejchsl“ und trägt natürlich schwarz und einen dichten weißen Bart. Im Reisegepäck kistenweise Bücher und geräucherter Hering. Die Bücher - darunter die Tora und die 20 Bücher des Talmud - sind für Jankel, dessen Bar Mizwa in der Synagoge der neuen Heimat in Chelm City gefeiert werden soll.
 
Luke erfährt bei der Reise unter anderem, daß Kaninchen nicht auf dem jüdischen Speiseplan stehen, weil sie keine gespaltenen Hufe haben und keine Wiederkäuer sind. Als sie einen Fluß über einen Biber-Damm trockenen Fußes überwinden könnten spricht selbst Lucky Luke fast schon „an ein Wunder“. Mußte wohl auch so sein, wenn der Trapper, den sie nach dem Weg fragen, sich als „Moses“ vorstellt.
Die Reise bleibt beschwerlich. Wohl auch, weil die jüdische Familie aus religiösen Gründen zwischen freitagabends und samstagabends nicht reisen  und auch kein Feuer machen darf. Vom Kochen ganz zu schweigen. Bewaffnete Räuber überfallen den kleinen Treck, wobei die Torarolle von den Gewehrkugeln durchsiebt wird. Ein Indianerstamm greift an, schenkt der Familie dann aber eine antike Tora aus dem 13. Jahrhundert. Am Ende treffen alle wohlbehalten in Chelm City ein. 
Natürlich wird gefeiert. Nicht irgendwo, sondern im ersten koscheren Saloon im ganzen Westen. Und dort wird auch die Bar Mizwa von Jankel gefeiert, bei der Lucky Luke eine weiße Kipa trägt. Bevor es ans Tanzen geht, ist der furchtlose Cowboy allerdings verschwunden. Er reitet - wie an jedem Abenteuer-Ende in die untergehende Sonne. Und der Kaktus, an dem vorbeikommt, hat tatsächlich die Form eines siebenarmigen Leuchters. 
 
Lucky Luke, Band 95 – „Das gelobte Land“
© 2017 Egmont Comic Collection, 48 Seiten, fest gebunden
12,-  € - (das Softcover für 6,90 Euro erscheint am 5. April)