Ärger um Tournee-Theater

Nach Ansicht der Verbraucherzentrale geht das „Phantom der Musicals“ um

von Andreas Rehnolt

Ärger um Tournee-Theater
 
Nach Ansicht der Verbraucherzentrale geht das „Phantom der Musicals“ um
 
Die Verbraucherzentrale NRW rät: Wer den Besuch eines bekannten Musicals plant, sollte vor der Ticket-Buchung sehr genau hinschauen. Tournee-Theater sorgten mit Eigenproduktionen für Verwirrung und Unmut bei zahlreichen Zuschauern. Die fühlten sich von der Werbung getäuscht, so die Verbraucherschützer in Düsseldorf.

Wo Tournee-Theater unterwegs sind, „herrschen Schrecken und Verwirrung“, hieß es in der Mitteilung. Ob „Das Phantom der Oper“ oder „Les Miserables“, immer wieder bringen Musicals auf Tournee derzeit Zuschauer auf die Barrikaden. Denn statt der erwarteten weltbekannten Erfolgsstücke, sehen sie sich „mit fremder Musik und fragwürdigen Leistungen zu formidablen Preisen“ konfrontiert.
Die Masche ist angeblich stets dieselbe. Groß geworben wird auf Plakaten und im Internet mit den Namen ruhmreicher Musicals. Doch statt Komponisten-Stars wie Andrew Lloyd Webber (Phantom) oder Claude-Michel Schönberg (Les Miserables) zeichnen in kleinerer Schrift andere für die „berührende Musik“ verantwortlich.
Und das führt nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW „zu massenhaften Beschwerden“ im Internet und auch bei der Verbraucherzentrale NRW. Ein Beispiel der gemäßigten Art: „Es wurde kein einziges Lied von dem eigentlichen Musical gespielt. Inhalte des Original-Musicals wurden weggelassen, andere dazu gedichtet. Die Darsteller waren teilweise grenzwertig.“
Zu Hunderten buhen die Zuschauer und verlassen Vorstellungen, für die sie bis zu 90 Euro je Eintrittskarte bezahlt haben. Das passiert bundesweit: In Hamburg und Bremen, in Bochum und Essen, in Nürnberg und Stuttgart. Und vor allem: immer wieder. Schon 2006 rezensierte ein Fachkritiker eine Phantom-Adaption als „Vorsicht, Falle! Klägliche Tourneeproduktion.“

Auf die Rolle geschickt werden die Aufführungen von verschiedenen GmbHs. Und die geben sich arglos. Ulrich Gerhartz von Highlight Concerts GmbH beispielsweise, der aktuell mit seiner Interpretation von „Les Miserables“ für Aufruhr sorgt, sieht die Verantwortung allein beim Publikum: „Getäuscht fühlen sich nur solche Besucher, die ohne Interesse an Infos nur auf Grund des Titels automatisch von der bekannten Musicalversion ausgehen.“
Formulierungen wie „Originalproduktion“ und Bildmaterial, das an das Vorbild denken läßt, machen Fans zornig, die bei der Buchung nicht ganz genau hingeschaut haben. Und das sollten sie nach Ansicht der Verbraucherschützer tunlichst. Ab Mitte April schickt die ASA den „Glöckner von Notre Dame“ auf Deutschland-Reise. Fast zeitgleich - welch Zufall - startet in Berlin das bekannte Disney-Musical, unter viel Werbetamtam.
Auf der ASA-Internetseite zum Stück fand die Verbraucherzentrale jedoch keinen eindeutigen Hinweis auf eine Eigenproduktion.
Der Griff zum Telefonhörer brachte Klarheit. Erst nach dreimaligem Nachfragen gestand die ASA-Mitarbeiterin, daß es nicht das Disney-Musical sei, was zur Aufführung komme.