Eine publizistische Institution

„Der Große Duckhaus“ Entengeschichte - Von der Frühzeit bis heute“

von Frank Becker

© Disney / Egmont
Der Große Duckhaus:
 Entengeschichte
- Von der Frühzeit bis heute -
 
Dieser wörtlich zu nehmen schwergewichtige weitere Band der Entzyklopädie (1177 g) – wir stellten Ihnen hier schon „Entenhausen von A-Z vor – darf in keinem geschichtsinteressierten Entenhausener Haushalt fehlen: Der Große Duckhaus ist auf bestem Wege, in den Spuren seines großen bürgerlichen Vorgängers eine publizistische Institution zu werden.
Donaldisch schon der Umschlag der Sammlung an die Menschheitsgeschichte angelehnter Comics dicht an der Nahtstelle zur Graphic Novel. Wir sehen Donald Duck, die hehre Ente, in der Pose Napoleon Bonapartes beim Über(sch)reiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard, 1800 von Jacques-Louis David geschichtsträchtig auf die Leinwand gebannt. Wenn auch weniger entschlossen blickend als der kleine Korse und obwohl der edle Araber einem belgischen Kaltblüter gewichen ist – es bleibt imposant. Wir alle wissen, daß Bonaparte 15 Jahre danach sein Waterloo erlebte und von der Bildfläche verschwand. Zufrieden stellen wir fest, daß Donald seit über 80 Jahren und wohl auch noch in vielen Jahren trotz vieler kleiner Waterloos das sympathische Stehaufentchen geblieben ist.
 
Von der Erfindung des Rades bis zum Computerzeitalter war es ein weiter Weg. Mit Hilfe von Joachim Stahl und Dominik Madecki spannt Herausgeber Prof. Dr. mult. Primus von Quack auf 415 Seiten und in 15 spannenden, unterhaltsamen Geschichten einen großzügigen Bogen. Nur Ausrutscher sind da wohl die Auftritte von Micky Maus, Goofy und Minnie Maus in drei Geschichten – in einer Enthologie wie dem Duckhaus haben die ja wohl rein gar nichts verloren. Damit soll das Kapitel geschlossen sein. Wenden wir uns wieder dem Eigentlichen zu, den Namensgebern, den Ducks. Die nämlich durcheilen für und das alte Ägypten der Pharaonen, das antike Griechenland mit seinen sportlichen Wettkämpfen, die harte Welt der Wikinger, das finstere Mittelalter, das bilderreiche Barock und werfen mit Daniel Düsentrieb und Marco Rotas Zeichnungen einen Blick in die Zukunft („Verschollen in der Zukunft“). Ebenso von Marco Rota gezeichnet, macht auch die Zeitreise „In den Fängen der Wikinger“ mächtig viel Spaß.
Gewiß nicht dem Zufall geschuldet ist der Umstand, daß der einzige (und dafür auch beste) Beitrag von Carl Barks / William Van Horn / Erika Fuchs „Geschichte und Geschichten“ auf Seite 313 beginnt. Zeitreisen sind ja seit eh eine beliebte Entenhausener Disziplin, also schicken Knut Nærum und Arild Midthun das Fähnlein Fieselschweif in „Auf dem Feuerstuhl“ zurück in die Ming-Zeit des alten China. Ein weiteres Glanzlicht der Sammlung ist die von Vicar gezeichnete Geschichte „Die Statue von Starkos“.
Für Comic-Freunde und Entenhausen-Fans, sogar für eingefleischte Donaldisten ist dieser neue Band des „Großen Duckhaus“ dank der erwähnten brillanten Geschichten ein Vergnügen, aber auch einige andere ordentliche Zeichner sind beteiligt. Stoff für einen langen Winterabend.
 
„Bedarf ein Sachverhalt tieferer Recherche, so greift man in Entenhausen zum „Großen Duckhaus der Entengeschichte“, schreibt der Verlag zum „Großen Duckhaus“. Das möchte ich hier gerne unterstreichen.

„Der Große Duckhaus Entengeschichte - Von der Frühzeit bis heute“ (Hrsg. von Primus von Quack)
© 2016 Egmont Comic Collection, 415 farbige Seiten, gebunden, 17,5 x 24,5 cm, mit einem Vorwort von Primus von Quack   
ISBN: 978-3-7704-3936-2
29,99 €
 
Weitere Informationen: http://www.ecc.ehapa-shop.de/