Küß nochmals mich...

Das XVIII. Sonett

von Louise Labbé

Foto © Bloody Mary / pixelio.de

Sonett XVIII

Küß nochmals mich, küß wieder, küß mich gut,
Gib einen Kuß mir, süßer als bisher,
Gib einen Kuß, verliebter noch weit mehr;
Vier geb dafür ich, heiß wie Kohlenglut.
 
O, und du klagst noch? DA – dich aufzufrischen,
Schenk ich dir zehn, süß, wie du´s nicht gewusst.
Und wie sich unsre Küsse glücklich mischen,
Kosten einander wir nach Herzenslust.
 
Daraus muß sich ein doppelt Sein ergeben:
Jedes wird in sich und im Freunde leben.
Erlaub mir, Liebe, wenn es toll auch klingt,
 
Dies Wort zu denken. Denn mir schaffet Leiden
Alleinsein, und ich kann mich nur bescheiden,
Wenn mir ein Ausbruch aus mir selbst gelingt.

 
Louise Labbé