Ein Hühnchen zum Nachtisch

Das Johannes Behr Quartett

von Frank Becker

Johannes Behr - Foto © Frank Becker

Ein Hühnchen zum Nachtisch
 
Jazz in der „Denkerschmette“
Das Johannes Behr Quartett
 
Trotz grilltauglichem Wetter trafen sich rund zwei Dutzend Jazzfreunde am Samstagabend in der Wohnzimmeratmosphäre der Remscheider „Denkerschmette“, um eine neue, junge Modern Jazz-Formation zu hören: das Johannes Behr Quartett. „Just in time“ hatten Bandleader Johannes Behr (Gitarre), Jens Böckamp (Tenorsaxophon), Goran Vujic (E-Bass) und Drummer Dominic Brosowski ihren in Tempi und Temperamenten gut durchmischten Abend mit Standards von Mike Stern bis Wes Montgomery übertitelt, und höchste Zeit war es, diese vier talentierten Jazzer aus Remscheid, Wuppertal, Wermelskirchen und Dormagen, Musikstudenten in Köln, Arnheim, Amsterdam und Essen, gemeinsam zu hören.
 
Meisterlich an seinen Instrumenten präsentierte das Quartett kultivierten, ideenreichen Jazz von Cool bis Funky. Mit hohem Tempo und raffinierten Saxophon-Läufen stieg die Gruppe ein: „Have You Met Miss Jones?“ ein Evergreen von Rogers & Hart, danach das elegisch zurück genommene „After You“, eine langsam und träumerisch angelegte Ballade, der sie einen skandinavischen Touch gaben. Herbie Hancocks „Dolphin Dance“ folgte, und in „Darn That Dream“ von  DeLange/Van Heusen, für das nur die englische Vokabel „sophisticated“ zur Beschreibung taugt, brillierten als Protagonisten Behr und Böckkamp, der frech und witzig „A-tisket A-tasket“ zitierte.
Natürlich nimmt das Tenorsaxophon in einer Besetzung wie dieser immer eine exponierte Stellung ein, doch konnte Jens Böckamp das mit selbstverständlicher Virtuosität tun, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Johannes Behrs elegantes Spiel erlaubt Vergleiche mit großen Namen der Jazz-Gitarre, feinsinnig zurückhaltend zeigte sich Schlagzeuger Dominic Brosowski als rhythmisches Rückgrat und mit weichem Groove der vorzügliche Bassist Goran Vujic.
 
Wenn sie auch nach der Pause in A.C. Jobims „Insensatez“ und der „Bluesette“ von Toots Thielemans nicht recht zueinander fanden, mit Böckamps „Love Bird“, das mit Drive allen vier beachtlichen Solisten ausgiebig Raum gab, dem Klassiker „Take Five“ von Paul Desmond, besonders von Brosowski werkgetreu gespielt und Methenys „Song For Bilbao“ lagen sie wieder richtig. In der Zugabe, Pee Wee Ellis´ „Chicken“ ließen sie fetzig, funky und groovy mit kompromißlos hartem Beat auf der Fusion-Schiene noch einmal ordentlich die Kuh fliegen.
 
Kontakt und Buchung unter johannesbehr@gmx.net.