Rabauken verstehen nur die Sprache der Stärke

Ein Kommentar

von Ulli Tückmantel

Foto © Anna Schwartz
Rabauken verstehen nur
die Sprache der Stärke

Von Ulli Tückmantel
 
Bislang interessiert sich der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wenig bis gar nicht dafür, was der Westen oder die EU zu seiner Verwandlung der Türkei in eine islamisch-präsidiale Diktatur sagen. Warum sollte er auch, so lange es bei folgenlosem Geschwätz bleibt und sich westliche Politiker dabei noch gegenseitig konterkarieren?
Während EU-Politiker am Wochenende zum x-ten Mal ihre „tiefe Besorgnis“ via Twitter verbreiteten, erteilten die USA dem türkischen Generalstabschef von Erdogans Gnaden am Sonntag einen Ritterschlag: Marine-General Joe Dunford, Chef des Vereinigten US-Generalstabs, vereinbarte mit Hulusi Akar einen langfristigen Plan, um die syrische IS-Hochburg Raqqa „zu besetzen, zu halten und zu regieren.“ Das einzige, was Erdogan droht, ist ein folgenloser Twitter-Post der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini.
Recep Tayyip Erdogan ist genau das, wofür seine Anhänger ihn feiern: Ein Straßenjunge. Glaubensstark, bildungsschwach und wahrscheinlich mit gefälschtem Abschluß illegal ins Amt gelangt. Ein politischer Gewalttäter und privater Prozess-Hansel. Ein großmannssüchtiger Lautsprecher, der vom osmanischen Reich fantasiert, kurz – ein Rabauke durch und durch. Daß der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn am Montag Erdogans Methoden mit denen der Nazis verglich, ist unglücklich wie alle Nazi-Vergleiche. Zutreffend wäre dagegen die Feststellung, daß jede Form der „Appeasement-Politik“ gegenüber Diktatoren immer scheitert. Rabauken verstehen ausschließlich die Sprache der Stärke.
Wenn die EU sich nicht lächerlich machen will, muß sie das Flüchtlingsabkommen mit Ankara beenden, zu einer eigenen Politik der Grenzsicherung finden und selbst das Flüchtlingsproblem lösen. Erdogan ist kein Partner für Europa, er ist eine Schande. Asselborns Vorschlag, über Wirtschaftssanktionen nachzudenken, ist richtig – bevor die Türkei die Todesstrafe einführt und vollstreckt.
Vor allem Deutschland muß sein elendes Herumgewackel beenden und Haltung zeigen; auch, aber nicht nur auf außenpolitischer und nationaler Ebene. Es geht nicht an, daß das Land Nordrhein-Westfalen noch immer mit Erdogans Moscheeverein kungelt und ein Kleinstadt-Bürgermeister in Monheim sogar städtische Bau-Grundstücke an Ditib verschenken will.
 
 
Der Kommentar erschien am 8. November 2016 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.