Die charmante Seite der DDR: Kurt Klamann

von Frank Becker

Kurt Klamann (Fotograf unbekannt) - © 1965 Eulenspiegel Verlag

Die charmante Seite der DDR:

Kurt Klamann
 
Wer sich mit der Kunst der Buch- und Zeitschriften-Illustration in der DDR beschäftigt, wird an einem Künstler nicht vorbeikommen, dessen federleichte, humorvolle Zeichnungen und Tuschen in den 60er und 70er Jahren regelmäßig den „Eulenspiegel“, hier mit besonderem Augenmerk auf den heiteren Taschen-Eulenspiegel, bereichert haben: Kurt Klamann (1907-1984), der als einer der populärsten Pressezeichner der DDR gilt.
Etwa zur gleichen Zeit wie Klamann zeichnete in Westdeutschland Reinhard Beuthien die Bild-Lilli, für die Zeitschrift „Revue“ die Gigi und das Schwabinchen für die Münchner Abendzeitung. Hier zeigen sich in Leichtigkeit, Stil und Witz deutsch-deutsche Gemeinsamkeiten.
 

Kurt Klamann pinx.
Kurt Klamann stammte von der Halbinsel Zingst westlich von Rügen. Nach dem Kunststudium an der Berliner Akademie 1931 begann er bei Ullstein und Mosse als Karikaturist und Pressezeichner zu arbeiten. Die Nazis erließen gegen den unbequemen System-Gegner zunächst ein Berufsverbot, danach zogen sie ihn zum Kriegsdienst ein, den er in Strafkommandos glücklich überlebte. Nach englischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1946 in die Heimat nach Zingst zurück. Ab 1950 arbeitete er wieder in Berlin als Zeichner und Karikaturist für verschiedene Zeitungen wie beispielsweise den „Eulenspiegel“, die NBI (Neue Berliner Illustrierte), „neues leben“ und „FREIE WELT“. Das rege Bade- und FKK-Leben an der Ostsee gab reichlich Material für Karikaturen und Cartoons - auch für Reiseprospekte war Klamanns Strich gefragt. Er wurde Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und im Verband deutscher Journalisten.
Kurt Klamann illustrierte auch etliche Jugendbücher, darunter sein autobiographisches „Auf wilder Fahrt“. In diesem spannenden, 1973 erschienenen Roman beschreibt er seine Erlebnisse aus sieben Jahren Seefahrt als Schiffsjunge, Matrose und Heizer auf Segelschiffen und Dampfern. Heimwerkern wurde er durch seine liebenswerten Illustrationen und Umschläge von handwerklichen Ratgebern wie u.a. dem „Fliesen-1x1“ und dem „1x1 des Tapezierens“ (VEB Verlag für Bauwesen) bekannt.



Kurt Klamann pinx.

Neben seiner Arbeit als Pressezeichner und Illustrator schuf Kurt Klamann im Lauf der Zeit auch zahlreiche Landschaftsbilder, Stilleben, Portraits und Aktzeichnungen in verschiedenen Techniken. Einige seiner Werke ist im Heimatmuseum Zingst ausgestellt, wo man sich um sein Erbe bemüht. 1984 starb Klamann in seinem Haus in Zingst.
 
In den Musenblättern können wir Ihnen ab Mitte November dank der Zustimmung seiner Erben in einer wöchentlich erscheinenden Serie Kurt Klamanns Arbeit vorstellen, vor allem seine gesellschaftlichen Karikaturen und erotischen Aquarelle, wie sie im „Eulenspiegel“ und seinem Bildband „Klamanns Puppentheater“ (Eulenspiegel Verlag) veröffentlicht worden sind. Eine Vielzahl namhafter DDR-Autoren steuerte übrigens zum „Puppentheater“ amüsante Texte bei. Freuen Sie sich darauf!

 
 Kurt Klamann pinx.
 
Weitere Informationen: www.fischland-darss-zingst.net