Slush bucket

Nighthawks – „707“

von Sabine Kaufmann

707
 
Das neue (Konzept-)Album „707“ der Nighthawks hebt ab. Nehmen Sie das bitte wörtlich. Für Dal Martino und Reiner Winterschladen nämlich ist der Namensgeber, die Boeing 707 (von Piloten liebevoll-respektlos Slush bucket genannt) eine Reminiszenz an ihre Kindheit. Dal Martino: „Im Grunde war die 707 der erste Kulturtransporter einer sich internationalisierenden Musikwelt. Die in riesigen Lettern auf der Außenhaut der Flugzeuge aufgetragenen Bandnamen (wie Led Zeppelin, The Rolling Stones u.a., Anm.) waren einfach ein unglaublich starkes Bild. Ich war komplett fasziniert.“
 
Der Opener „Rickenbacker Causeway“ beschreibt locker rollend die eintönige Fahrt von Miami über Brücken und die vorgelagerten Inseln bis zu den Keys. Jörg Lehnardt zaubert traumhafte Riffs und Reiner Winterschladens gestopfte Trompete plätschert wie das Wasser der Bucht vor sich hin. Die Ballade „Corneto por Stefano“, der zweite Titel, ist eine Widmung an Stefan Krachten, den verstorbenen Drummer der Nighthawks-Vorgänger-Band Trance Groove – ein berührendes, gedankenvolles Stück. Nicht minder seelenvoll folgen „Portree Liberty“ und „Little Do I Know“, unaufgeregt wie das ganze wundervolle Album. James Morrison Bulman gibt der akustischen Tiefe den brillanten Soli Lehnardts, Winterschladens und Dal Martinos am E-Baß zusätzliches Futter.

Mit „Courage“ beginnt das Herzstück des Albums, die „Suite 707“, zu der auch „Blue Steel Silver“, „First Class Turbulence“ und „Leaving Iceland“, unterlegt von Texten über das legendäre Flugzeug, gehören. Hier kann Jörg Lehnardt seine geniale Rock-Seele atmen lassen. Als „Materiale Speziale“ sind die beiden letzten Stücke deklariert, und sie setzen sich durch Rock- und Pop-Elemente deutlich, wenn auch nicht störend vom übrigen Album ab, das von A bis Z Hörvergnügen bietet – eine hörenswerte musikalische Reise durch Landschaften und Träume. Fein. Eine Empfehlung der Musenblätter.

Nighthawks – „707“
© 2016 Herzog Records
 
Reiner Winterschladen (tp, flh) - Dal Martino (b, g., keys, voc) - Thomas Alkier (dr) - Jürgen Dahmen (rhodes, keys, perc.) - Jörg Lehnardt (g) - Markus Wienstroer (g).
Special Guest: Jeff Young (voc. On „Happy Days“).
Gäste: Xaver Fischer (synth, wurlitzer piano) - Piid (perc., progr.) - Zdzislaw Marcinkiewicz (org), Erica Canales - Nin (backing vocals) - James Morrison Bulman (voice)
 
Titel
1. Rickenbacker Causeway (5:51) – 2. Corneto por Stefano (5:58) – 3. Portree Liberty (3:55) -4. Little Do I Know (5:12) – 5. Courage (2:54) - 6. Blue Steel Silver (6:28) – 7. First Class Turbulence (4:59) 8. Leaving Iceland (5:17) – 9. Six a.m. Gate 27 (4:14) – 10. Happy Days (4:34) – 11. Casino Revisited (6:44)
Gesamtzeit: 56:19
 
Weitere Informationen: www.nighthawks.eu - www.herzogrecords.com