Der große Munkepunke (kriegt `n Musenkuß!)

Die lyrisch-groteske Welt des Alfred Richard Meyer - dafür einen Musenkuß

von Frank Becker
Munkepunkereien

"Visitenkarte. Auf dem Wannsee ticketakt die Muckepicke. Seinem Weibe walkt der Mann die Hucke dicke.
Nur aus Liebe tut's der ehrliche Hallunke,
Nur aus Lieba harft der Dichter Munkepunke."


Alfred Richard Meyer (1882-1956), selbst
Verleger, Buchgestalter, Lyriker, Schriftsteller, Essayist, Gastrosoph und Lebenskünstler, gehört zu den interessantesten literarischen Figuren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Alle wichtigen Berliner Lyriker, Feuilletonisten, Prosa-Schriftsteller und Bohèmiens seiner Zeit scharten sich um den Freigeist, der als Corpsstudent in Marburg, Würzburg, Göttingen, Jena und Berlin mit zwei Bändern (Hasso-Nassovia und Nassovia) und wenigstens sechs abgeführten Partien die Trinkfestigkeit übte, die unter anderem später in seinen Büchern ihren Niederschlag fand.

A.R.M. wurde Journalist und Verleger, entdeckte Gottfried Benn und Joachim Ringelnatz, Hans Carossa und Rudolf Leonhard. Auch Else Lasker-Schüler druckte er in seinem 1907 gegründeten Verlag. 1913 fand er nach verschiedenen Anläufen (Alfons Thurandt und Rosinus Cosinus) sein berühmtes Pseudonym "Munkepunke" unter dem er fortan veröffentlichte. Im 1. Weltkrieg lernte er als Kriegsberichterstatter die Schrecken des Krieges kennen, die er in mehreren Büchern verarbeitete. Vor den Nazis zog er sich zurück und wurde kaltgestellt. Am Kriegsende floh er, nachdem seine unschätzbare Bibliothek in Berlin im Bombenhagel verbrannt war, zweimal vor den Russen: erst in sein Sommerhaus nach Werbellin in der Uckermark, wo er nochmal alles verbliebene verlor, dann nach Lübeck. Er starb 1956, gebrochen und ohne den glänzenden Faden seines Lebenswerks wieder aufgenommen zu haben. Seine Memoiren blieben unvollendet.

"Ich esse wenig, aber gut; ich trinke etwas mehr und womöglich noch besser; meine anderen Lebensfunktionen, neben Freikörperkultur auch die rhythmische Beherrschung meiner Schreibmaschine, erledigen sich anlog."

Alfred Richard Meyers blühende Munkepunkereien - sein alter ego, die Kunstfigur Munkepunke, "einer der letzen Weisen des Essens und Trinkens", ist literarische Legende - sind jetzt in einer köstlichen Collage als Hörbuch beim Verlag duo-phon erschienen. Besser als Jörg Gudzuhn, Thomas Pigor und Gunter Schoß wird wohl niemand Munkepunkes skurrile, saftige, kulinarische, philosophische, kluge und
herrlich verrückte Texte lesen können. Sauf- und Liebeslieder, Berliner Bekenntnisse, Musenküsse, Grob- und Feinheiten, Wort- und Sprachspielereien: großartig! Ein hervorragendes Büchlein mit ausführlicher Biographie und einigen Fotos und Zeichnungen begleitet die mehr als 66 Minuten Munkepunke-Texte mit einfühlsamer Kontrabaß-Musik von Kurt Holzkämper. Wer Munkepunke noch nicht kennt, ist dringend aufgefordert, ihn jetzt sofort an die Brust zu ziehen - mit diesem Album ist er/sie auf der sicheren Seite.

Zur begleitenden Lektüre empfehlen sich Alfred Richard Meyers "JuMuPu - Der junge Munkepunke" (1925) und "Der große Munkepunke" (1924) aus dem Verlag Hoffmann & Campe - beide sind noch in einigen Exemplaren und recht erschwinglich im Antiquariat zu bekommen.


Beispielbild

Der große Munkepunke
Die lyrisch-groteske Welt des Alfred Richard Meyer

Eine Hörcollage von Peter Eckhart Reichel mit Jörg Gudzuhn, Thomas Pigor & Gunter Schoß

Musik & Kontrabaß: Kurt Holzkämper

Produziert von Alfred Wagner und Peter Eckhart Reichel

(P) + ©  2004 duo-phon - Edition Berliner Musenkinder

Kapitel:
1. Der Götterfunke:
    Munkepunke!   18:43
2. Munkepunkes Tanz-Plaketten
    21:13
3. "Klub Kartoffelsalat"   4:59
4. Im Kabarett   4:09
5. Das Kidronsquellchen und andere
    trinksame Übungen   10:43
6. Problematisches   6:23

Gesamtzeit:  1:06:12

Weitere Informationen unter:
www.duo-phon-records.de
www.hoerbuchproduzent.de