Impressionen

Janis! Eine Hommage an Janis Joplin

von Frank Becker

Lena Vogt - Foto © Sebastian Eichhorn
Impressionen

Janis! Eine Hommage an Janis Joplin
von Mark Payn
 
Premiere: 9. September, 19.30 im Theater am Engelsgarten
 
Janis Joplin: Lena Vogt – Musik: Stefan Leibold – Text: Mark Payn, al. Markus Huber - Szenische Einrichtung: Maik Priebe
Musikalische Betreuung: Stefan Leibold - Dramaturgische Beratung Dr. Cordula Fink-Schürmann - Regieassistenz und Abendspielleitung Alexander Bangen

Das Intro des Abends beeindruckte: die Schauspielerin Lena Vogt, neu im Ensemble der Wuppertaler Bühnen, eröffnete ihre „Visitenkarte“ mit einer a cappella Version von „Mercedes Benz“, eines der bekanntesten Titel der Blues-Ikone Janis Joplin, um die sich dieser Abend drehen sollte – und man ahnte Janis.
Janis Joplin (1943-1970), die Frühvollendete, eine durch Monterey 1967 und das musikalisch-gesellschaftliche Erdbeben Woodstock nachhaltig ans Licht getretene Rock-Legende aus dem legendären „27 Club“, war am 4. Oktober 1970 nach nur wenige Jahre währender, kometenhafter Karriere an Alkohol- und Drogenmißbrauch (Southern Comfort, Methedrin, letztlich einer Überdosis Heroin), gestorben. Eine gewaltige Sängerin und exzessiv lebende junge Frau war sie, mit einem zarten, verletzlichen Vögelchen in sich. Ein Mädchen, dessen Herz im Widerspruch zu ihrem Ausbruch aus der Bürgerlichkeit in seiner texanischen Heimat geblieben war. Ihr nun und ihrem Schrei nach Liebe wollte Lena Vogt mit ihrem Abend am 9. September nahe kommen – sie aber weder spielen, notabene, noch sie in irgendeiner Form interpretieren.
 
Ein Stück ohne Rolle sei es, hatten Maik Priebe und Lena Vogt im Vorgespräch betont, ein Blick durch ein Prisma. Ein Theaterabend mit homogenem Durchfluß und viel Musik sei zu erwarten, kein Konzert (wie auch, ist Janis Joplin doch so unkopierbar wie Timi Yuro oder Amy Winehouse), kein 70er Jahre Revival, kein Rollenspiel. Aber was anstelle dessen?
Und dann doch – Rollenspiel und Interpretation. Bei der Premiere im Wuppertaler Theater am Engelsgarten am vergangenen Freitagabend präsentierte Lena Vogt ein überwiegend musikalisches Programm mit nur marginalen Texten, Brief- und Tagebuchauszügen, versuchte, sich in Interpretationen ihrer Songs (u.a. „Try Just A Little Harder“, „Little Girl Blue“, „Cry Baby“, „Maybe“, „Piece of My Heart“) dieser legendären Musikerin zu nähern. Es wurden allenfalls Impressionen ohne wirkliche Annäherung oder nachempfindbare Informationen zu Janis Joplin. Das musikalische Konzept zeigt Schwächen, indem zuviel mit Samples, Synthesizer und Sound-Collagen gearbeitet wird (nervend: „Hier will ich sein“). Das Pure der Musik Janis Joplins fehlt. Der immense Einfluß Kriss Kristoffersons auf ihr Leben wurde allenfalls durch Vogts Interpretation von „Me and Bobby McGee“ gestreift, viele der Mystifikationen blieben unangetastet, so Joplins angebliche Wahl zum häßlichsten Jungen ihrer High School (Marianne Ruuth ist in „Cruel City“ da ganz anderer Meinung). Eine Mystifikation scheint auch der Verfasser des Stücks zu sein: Mark Payn, al. Dr. Markus Huber, von dessen Existenz nirgends Spuren aufzufinden sind.
 
Wobei wir beim Kernpunkt der Kritik sind, die weder den Nachruhm von Maik Priebes „Tartuffe“-Inszenierung schmälern, noch die beachtliche Leistung Lena Vogts – die sich als bemerkenswerte Blues-Sängerin präsentierte - in ein schlechtes Licht setzen soll. Was aber wollen gute Leute aus einem schwachen Stoff machen? Denn wer immer dieser Payn/Huber auch ist: sein Stück ist mäßig, nicht mehr als ein kaum gelungener Versuch.
 
Weitere Informationen und Termine:  www.wuppertaler-buehnen.de