Micky Maus-Hefte gibt's seit 65 Jahren auf Deutsch

Am 29. August 1951 erschien das allererste Heft

von Andreas Rehnolt

© Disney
Micky Maus-Hefte gibt's
seit 65 Jahren in Deutschland
 
Am 29. August 1951 erschien das allererste Heft
in einer Auflage von rund 300.000 Exemplaren
und im Vierfarb-Kupfertiefdruck
 
Entenhausen - Das allererste deutsche Micky Maus-Heft (1936/37 hatte es in der Schweiz für kurze Zeit schon einmal eine Micky Maus Zeitung in deutscher Sprache gegeben) kam am 29. August 1951 an die Kioske. Rund sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wagte sich die weltweit beliebte Comic-Figur auch in der noch jungen Bundesrepublik auf den Markt. Von den rund 300.000 Exemplaren der anspruchsvoll gestalteten deutschen Erstausgabe wurden allerdings nicht mal die Hälfte verkauft. Die übrigen Hefte wurden remittiert und anschließend als kostenlose Werbeexemplare entweder an Schulen verteilt oder im Reißwolf vernichtet. 65 Jahre später gibt es Micky Maus-Hefte für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren nach wie vor am Kiosk und im Zeitschriftenhandel.  
 
75 Pfennig kostete „Micky Maus - Das bunte Monatsheft“, das im für damalige Verhältnisse einzigartigen Vierfarb-Kupfertiefdruck bei W. Girardet in Essen gedruckt wurde. Wer heute noch ein Heft der Erstausgabe besitzt, erhält dafür von Sammlern - je nach Zustand - bis zu 6.000 Euro und mehr. Ein Jahresabonnement für 12 Ausgaben kostete im Nachkriegsdeutschland 9 D-Mark. Viel Geld in einer Zeit, in dem ein Industriefacharbeiter rund 80 D-Mark in der Woche verdiente. Die Übersetzungen der Comics aus der Disney-Produktion stammten von der legendären Erika Fuchs, die bis zum Jahr 1988 Chefredakteurin der Micky Maus war.
Schon im ersten 32seitigen Heft tauchen neben Micky auch Donald Duck, dessen Vetter Gustav, Tolpatsch Goofy, Donalds Augenstern Daisy, der treue Hund Pluto und Donalds drei Neffen auf. Die hießen allerdings damals nicht Tick, Trick und Track, sondern Rip, Rap und Rup. In den meisten anderen europäischen Ländern wurde vor 65 Jahren Donald die Titelfigur der Disney-Hefte und ist es bis heute. In Deutschland jedoch war Micky im Jahr 1951 wesentlich bekannter als der sympathisch-cholerische Erpel Donald.
Der Grund lag darin, daß Micky Maus-Filme schon seit 1930 in Deutschland gezeigt wurden, bis zum Ende des Krieges aber nur ein einziger Trickfilm mit Donald in einer Nebenrolle in deutschen Kinos ausgestrahlt worden war, da Walt Disney 1935 den Export seiner Trickfilme ins damalige Deutsche Reich gestoppt hatte. Der 29. August 1951 gilt bei Comic-Fans hierzulande auch als „Geburtsstunde Entenhausens“, des Parallel-Universums und Wohnort, in dem die Disney-Comic-Figuren ihre zahlreichen Abenteuer bestehen.   
 
Die Reihe erschien zunächst monatlich. Anfang 1956 dann wurde die Erscheinungsweise auf zweiwöchentlich umgestellt und seit 1957 erscheint die Comic-Zeitschrift schließlich wöchentlich. Und das bis heute. Der aktuelle Preis der im Egmont-Ehapa Verlag erscheinenden Hefte beträgt 3,50 Euro, für 41 Hefte zahlt man im Abo inzwischen 155,80 Euro. In den jüngsten Heften erlebten kleine und große Entenhausen-Fans in Fortsetzungen eine Europa-Reise der Ducks und erfuhren dabei zahlreiche Einzelheiten über die jeweiligen Metropolen, in Paris etwa über den Eiffelturm und die Kathedrale Notre Dame. 
Die „Micky Maus“ entwickelte sich schon schnell nach dem Erscheinen auf dem deutschen Markt zur beliebtesten Kinderzeitschrift in Deutschland. Allerdings war sie anfangs nicht unumstritten. Im Land der Dichter und Denker sahen nicht wenige Kritiker in Comics „Schundhefte“. Andere warnten vor Analphabetentum im Zusammenhang mit dem Konsum der bunten Bilder-Geschichten und wollten deren Erscheinen sogar
gerichtlich verbieten lassen. Wieder andere warnten wegen der Sprechblasen vor einem Verfall der deutschen Sprache.
 
Das alles hat das Micky Maus-Magazin - so heißt es heute - überlebt. Bis zum Jahr 2000 war von der deutschsprachigen Ausgabe bereits insgesamt eine Milliarde Exemplare verkauft worden. 1991 lag die Druckauflage des Heftes bei über einer Million, von denen rund 650.000 Stück verkauft wurden. Nach Angaben des Verlags erreicht das 50-seitige Micky Maus-Magazin wöchentlich etwa 576.000 Kinder. In den ersten 20 Jahren der deutschen „Micky Maus“ gab es auf den Mittelseiten zusätzlich zu den Comics auch noch einen redaktionellen Teil meist mit Eigenwerbung, Textbeiträgen und Spielen. 
Seit der Ausgabe 15/1990 enthält wieder jede Ausgabe einen recht umfangreichen redaktionellen Teil mit Witzen, Rätsel-Comic, Fernseh-Tips und häufig auch einer Spielzeug-Beilage mit Bezug zu einem der Comic-Abenteuer. Und natürlich gehen die Macher der „Micky Maus“ immer auch auf wichtige sportliche Ereignisse, wie zuletzt die Fußball-Europameisterschaft oder die Olympischen Spiele ein. Seit einigen Jahren hat der Verlag für die Leser des Magazins auch eine kostenlose Internetseite, auf der eine interaktive Erlebniswelt rund um Micky Maus, Donald Duck und das Magazin mit seinen Themen präsentiert wird. 
 
Internet: www.micky-maus.de 
 
Redaktion: Frank Becker