„Sie hören zu viel Blues“

OL – „Hab ick´n Tinnitus uff´n Augen? Ick seh nur Pfeifen.“

von Frank Becker

„Sie hören zu viel Blues“
 
OL (d.i. Olaf Schwarzbach) ist mit seinen bissigen, oft auch derben Cartoons und den Zeitungs-Strips „Die Mütter vom Kollwitzplatz“ (Variante: „Die Väter vom Helmholtzplatz“), „Jürgen der Trinker“, „Cosmoprolet“, „Schnauz der Bart“ und neuerdings auch „Mutter und Sohn“ längst einem breiten Publikum auch außerhalb Berlins bekannt und unverzichtbar geworden. Regelmäßig erscheinen seine Cartoons in Tageszeitungen und Satiremagazinen, auch die Musenblätter konnten für längere Zeit regelmäßig mit seinen tages- und gesellschaftskritischen Zeichnungen ihre Leserschaft erfreuen. Buchveröffentlichungen Olaf Schwarzbachs und seine Beiträge zu Anthologien werden von uns immer wieder gerne vorgestellt.

OLs jüngster Streich unter dem knappen, aber verständlichen Titel „Hab ick´n Tinnitus uff´n Augen? Ick seh nur Pfeifen.“ wurden soeben bei Lappan aufgelegt. Der solide gebundene Band versammelt auf 80 Seiten 93 der besten Solo-Cartoons der letzten Jahre, darunter auch einige Klassiker wie die legendäre „Penisvergrößerung“ und die berührende StaSi-Nostalgie. Die sind einfach zu gut, als daß wir sie Ihnen vorenthalten möchten, selbst wenn sie gelegentlich schon mal in den Musenblättern zu sehen gewesen sein sollten. Dazu eine kleine Auswahl anderer Alltagsszenen, wie sie nur ein Mann zeichnen kann, der Deutschland Ost erlitten und mit sarkastischem Humor überlebt und das Wachsen des neuen Berlin nach der Wende aus nächster Nähe miterlebt hat. Das hat er geschafft, ohne Misanthrop zu werden – auch wenn es mitunter so aussieht. Ick sach ma: „Viel Vajniejen!“
 
 
 

 

 

 

 
Ach ja, eh ich es vergesse: seit dem vergangenen Jahr liegt Olaf Schwarzbachs (*1965 in Berlin/Ost) ganz persönliche Geschichte vor. Er hat sein Leben in der DDR, die Anfänge seiner dort eher gefährlichen Karriere als Cartoonist, die Konflikte mit der sozialistischen Gesellschaft und der Staatssicherheit bis zur Republikflucht" aufgezeichnet. Ein deutsches Dokument.

„OL ist Teil der kreativen Untergrundszene von Ostberlin. Viele von ihnen warten auf die Ausreise, machen das Beste aus ihrer Zeit. Sie haben kaum Perspektiven, wenig Respekt und führen ein lustvolles Leben. Mit sechzehn hat er zum ersten Mal Kontakt zur Staatssicherheit, die ihn fortan Forelle nennt - vielleicht wegen seines Nachnamens, vielleicht weil seine Persönlichkeit so schillernd ist wie eine Regenbogenforelle. Als die Stasi während der Durchsuchung einer Wohnungsausstellung Kopien seiner systemkritischen Comics findet, verbrennt er die Originalzeichnungen und flieht.
Eigentlich wollte er nie in den Westen. Direkt und ohne Eitelkeit erzählt OL seine ganz persönliche tragikomische Ost-West-Geschichte - weil er genervt ist von Erzählungen und Mythen über den Osten, die so gar nicht seinen Erinnerungen entsprechen, und weil er vieles anders sieht. Vor allem mit einer großen Portion Humor und Selbstironie.“ (Verlagstext)
 
Olaf Schwarzbach – „Forelle Grau“
Die Geschichte von OL
© 2015 Berlin Verlag, 320 Seiten, gebunden, 17 schwarz-weiße Abbildungen, 17 schwarz-weiße Fotos – ISBN 978-3-8270-1179-4
19,99 €
Weitere Informationen: www.berlinverlag.de
 
OL – „Hab ick´n Tinnitus uff´n Augen? Ick seh nur Pfeifen.“
© 2016 Lappan Verlag, gebunden, 80 farbige Seiten 23 x 20 cm - ISBN 978-3-8303-3435-4
Weitere Informationen: www.lappan.de