Einmal geht´s noch

„Independence Day: Wiederkehr“ von Roland Emmerich

von Renate Wagner

Independence Day: Wiederkehr
(Independence Day: Resurgence - USA 2016)

Regie: Roland Emmerich
Mit: Liam Hemsworth, Jeff Goldblum, Bill Pullman, Jessie Usher, Maika Monroe,
Judd Hirsch, Charlotte Gainsbourg, Sela Ward u.a.
 
Einmal geht’s noch. Geht’s wirklich noch einmal, oder ist es nicht langsam fad? Was heißt einmal – es soll noch mehr werden. Wenn nun „Independence Day: Wiederkehr“ als Fortsetzung des ersten „Independence Day“ von 1996 in die Kinos kommt, will man sich nicht mehr 20 Jahre Zeit lassen, um das zu vollenden, was jetzt als beabsichtigte Trilogie angekündigt wird.
 
Roland Emmerich, der 60jährige Deutsche, für den „Star Wars“ das Initialerlebnis war und der sich als Regisseur in Hollywood niedergelassen hat, legt sich in seinen Stoffen nicht fest (immerhin sind seine historischen Streifen wie „Der Patriot“ mit Mel Gibson oder „Anonymus“ über die alte Frage „Wer war Shakespeare?“ nicht ohne Reiz), aber vor allem mag er doch Katastrophen-Krawall. Und da war nichts so erfolgreich wie der „Independence Day“ vor zwei Jahrzehnten. Das lag an Machart und an der Handlung über den auf der Filmleinwand immer wieder befürchteten Alien-Überfall auf unsere Erde. Damals hatte Bill Pullman als (fiktiver) amerikanischer Präsident damit zu kämpfen, und Will Smith (als tapferer Captain Hiller) gab sein Leben zur Rettung der Mitmenschen…
Nun, inzwischen ist einige Zeit vergangen, aber der neue Streifen schließt, obwohl er eine Generation später spielt, grundsätzlich so eng an den alten an, daß man sogar noch einige Figuren hinüber gezogen hat: Jeff Goldblum als Wissenschaftler David Levinson ist wieder dabei, die Aliens möglichst auszutricksen, und sogar sein Vater Julius Levinson in Gestalt von Judd Hirsch hat es ins neue Drehbuch geschafft. Bill Pullman als Expräsident, teils von Nervenzusammenbruch geschüttelt im Krankenbett, teils zum Kampf entschlossen, begegnet man auch wieder. Und da Will Smith, vielmehr Captain Hiller, ja nun wirklich tot ist, muß man sich mit seinem gut aussehenden Sohn in Gestalt von Jessie Usher trösten.
Einen Haupthelden am Pilotensitz braucht es auch, und unter den vielen hübschen Gesichtern, wenn auch nicht extrem ausdrucksstarken jungen Hollywood-Männern (denen man darstellerisch nicht zu viel zumuten darf), wird immer wieder Liam Hemsworth herangezogen (der 26jährige Australier ist nicht mit Bruder Chris, „Thor“, und nicht mit Bruder Luke, der ein weniger unter ferner läuft, zu verwechseln). Liam kann jedenfalls so schön strahlen… und es ist offenbar wichtig, daß die jungen Piloten die Bedrohung der Welt als nicht so gefährlich finden und lachend losziehen: „Let’s go!“
 
Damit es auch Frauen gibt, ist nun – die Präsidentengattin des ersten Teils fehlt – die Präsidententochter (Maika Monroe) als Love-Interest des Helden dabei, der Wissenschaftler bekommt Charlotte Gainsbourg an seine Seite (kleine Rolle, aber große Persönlichkeit), und Hillary Clinton, schau her – auf der Leinwand haben wir schon eine Präsidentin, und Sela Ward als Elizabeth Lanford steht der Katastrophe wacker entgegen… Iron Ladies, macht, daß die Wirklichkeit die Drehbücher einholt!
Wenn man die Figuren des neuen Films aufgezählt hat, die irgendwann zwischen den Krach-, Tsching-, Bumm- und Action-Szenen auftauchen dürfen (für diejenigen Besitzer einer Kinokarte, die gelegentlich etwas Handlung brauchen), hat man eigentlich alles Nennenswerte über den Film gesagt. Außer vielleicht, daß er die Vision einer „Vereinten Welt“ bietet (die Chinesen kämpfen mit), die sich gegen den gemeinsamen Feind stellt. Aber im Grunde ist Roland Emmerich mit der Geschichte nicht wirklich weiter gekommen, er erzählt sie gewissermaßen noch einmal. Einmal haben die Menschen die Außerirdischen zurückgeschlagen, jetzt sind sie eben wieder da. Und, wie man vernahm, 200 Millionen Dollar wurden verpulvert, um das ohren- und augenbetäubend auf die Leinwand zu knallen. (Übrigens war an der rauschenden Musik auch unser Vorarlberger in Hollywood, Harald Kloser, mitbeteiligt.)
Wem ein Minimum an Handlung nicht genügt, der wird hier nicht allzu glücklich werden (auch wenn ein paar komische Figuren und Situationen hineingewürzt sind). Dazu kommt, daß Hollywoods Graphiker und Designer offenbar am Ende ihrer Kreativität und Vorstellungskraft angelangt sind, wenn es um die Ästhetik der Außerirdischen geht – so schauen die Aliens schon immer aus, keine große Sache mehr.
Wenn allen Beteiligten schon für Teil 2 so wenig Innovatives eingefallen ist – womit wollen sie Teil 3 bestreiten? Eine Hoffnung bleibt: Im Moment scheinen, man kann es in imdb, der International Movie Data Base, nachlesen, die Einspielergebnisse noch nicht so berauschend, daß die Produzenten so schnell nach einem weiteren Film dieser Art drängen werden…
 
 
Renate Wagner