… und treiben mit Entsetzen Scherz

Auf Leben und Tod! - Martin Sonntag (Hrsg.)

von Frank Becker

Titelillustration: Ari Plikat
… und treiben mit Entsetzen Scherz
 
 
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende!
Hin geht die Zeit, her kommt der Tod.
Ach, wie geschwinde und behende
Kann kommen meine Todesnot!
(Æmilie Juliane von Barby-Mühlingen)
 
 
Meine Damen und Herren,
 
selten ist es mir so schwer gefallen, eine Auswahl aus dem Angebot eines Cartoon-Themen-Bandes zu treffen. Selbst die kichernde, glucksende und prustende Mithilfe der Redaktion hat wenig geholfen – hätte ich mach darauf eingelassen, bräuchten wir eine ganze Artikelreihe für dieses Buch. Das wird wohl vor allem daran liegen, daß die Beschäftigung mit dem Tod bei den in diesem herrlichen Band unter dem Titel „Auf Leben und Tod“ versammelten wunderbaren Cartoonisten ungeheure Kreativität ausgelöst hat. Eine Feststellung, die ich übrigens schon früher habe treffen können, siehe „SensenMan" - Lappans lustigste letzte Stündlein, Michael Holtschultes „Tot, aber lustig“ oder Thomas Kriebaums „Kleiner Tod“ (folgen Sie den Links).
„32 Cartoonisten widmen sich in ihren Cartoons dem, was uns alle erwartet und zeigen, daß es durchaus möglich ist, über die ernsteste Angelegenheit der Welt Witze zu machen. Und: Sobald man über etwas lachen kann, verliert es ein Stück weit seinen Schrecken“, beschreibt der Verlag zutreffend die von Martin Sonntag besorgte Zusammenstellung von Cartoons aus den Federn von u.v.a. Ari Plikat, BeCK, Harm Bengen, Hans Traxler, Martin Perscheid, POLO, Michael Holtschulte, Hauck & Bauer, Denis Metz, Rudi Hurzlmeier, Katharina Greve, Ernst Kahl, Gerhard Glück, Oliver Ottitsch und Piero Masztalerz.

 
© Katharina Greve
 
Seht, wie der Tod uns an den Kragen fährt,
seht, wie sein Griff uns schon am Halse schwärt.
(Francois Villon, Ballade von den Galgenbrüdern)
 
Und in der Tat: das ist alles sehr, sehr lustig, auch wenn sie im Schillerschen Sinne mit Entsetzen Scherz treiben – denn sie machen es gut. Wir erleben entscheidende Augenblicke im (endenden) Leben, fatale Irrtümer auf allen beteiligten Seiten, feine Ironie, philosophische Momente - hier danken wir insbesondere Katharina Greve für ihren subtilen Geniestreich - und die nicht enden wollende Dummheit von Bombenbastlern aus Ländern und Religionen, die wir aus gewissen Gründen der Presse-Ethik (oder war es die staatliche Zensur?) nicht nennen können.
 

© Denis Metz
 
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
(Friedrich Schiller, Die Glocke)
 
Wir sehen, daß man auch ganz entspannt mit Gevatter Tod umgehen kann, erleben die Geschichte vom betrogenen Tod in neuer Form, mal nicht wie bei Osborne im Apfelbaum, sondern bei Ari Plikats Apfelkorn, und nicht nur der Brandner Kaspar versteht Freund Hein ein Schnippchen zu schlagen, Michael Holtschulte läßt da gerne die Damen zum Zug kommen - auch mit aus der Zigarette danach. Do soll noch mal einer sagen, daß Rauchen tötet. Kurzum, nehmen wir den Sensenmann nicht allzu ernst und gewinnen wir ihm z.B. mit Gerhard Glücks Freund Leo die heitere und Piero Masztalerz´ Friesengrab die lakonische Seite ab.
 
 
© Michael Holtschulte

 
© Ari Plikat

 
© Harm Bengen
 
 
Übirgens: falls Sie sich wundern, warum Martin Perscheid hier nicht aufschlägt - von ihm haben wir aus Anlaß dieses Buches in dieser Woche einen täglichen Cartoon: Perscheids Freund Hein Woche sozusagen.

Auf Leben und Tod! - Martin Sonntag (Hrsg.)
Cartoons und Karikaturen
© 2016 Lappan Verlag, 128 farbige Seiten, 20 cm x 23,1 cm - ISBN: 978-3-8303-3453-8
12,99 €
Weitere Informationen: www.lappan.de


© BeCK


© Piero Masztalerz