Norbert Thomas - „Kein Zufall“

Ab morgen in der Von-der-Heydt-Kunsthalle in Barmen

von Elena Daj

Foto © Frank Becker
Norbert Thomas - „Kein Zufall“
 
Zwischen System und Zufall:
„Das hat nichts mit Mathematik zu tun – eher mit Ästhetik“
 
Kein Zufall   ist Methode.
 
Kein Zufall   ist willkürlich.
Kein Zufall   ist planlos.
Kein Zufall   ist sinnlos
Kein Zufall   ist grenzenlos
 
Kein Zufall   ist zufällig
(Norbert Thomas)
 
Morgen, Sonntag, 28. Februar, eröffnet Norbert Thomas seine aktuelle von Dr. Beate Eickhoff kuratierte Ausstellung in der Von-der-Heydt-Kunsthalle in Barmen. „Kein Zufall“ – so heißt sie, und zu sehen sind dort Werke vom Beginn seiner Schaffenszeit Anfang der 70er Jahre bis hin zu den neusten Arbeiten von 2015. Über vier Jahrzehnte umfaßt die Präsentation, weswegen sie durchaus auch als eine Art „Retrospektive“ angesehen werden kann, die seine Verwurzelung in den 1970ern nicht verleugnen kann. Interessant für die Besucher ist damit nicht nur die Entwicklung der Kunst von Norbert Thomas, sondern auch die Unterschiedlichkeit der angewandten Methoden.  
 
Eine weiße Leinwand als Untergrund, darauf bunte Striche, Raster aus Quadraten und Rechtecken. Ein bißchen wie bei Kandinsky, könnte man meinen und: Streiflichter von „De Stijl“ – Piet Mondrian, Theo nan Doesburg und Bart van der Leck grüßen aus der Distanz. Die geometrischen Figuren erstrecken sich kreuz und quer auf Leinen oder hängen als Aluminiumteile an der Wand. Wer jedoch glaubt, daß die Anordnung willkürlich ist, der liegt falsch. Denn von Zufall allein -  wie der Titel der Ausstellung bereits verrät – kann nicht die Rede sein. Jede Linie ist systematisch gewählt, jede Farbe berechnet. Norbert Thomas, der sich zu den Vertretern der neuen konkreten Kunst zählt, liebt das Unabgeschlossene. Für seine Kunst verwendet er unendlich fortführbare Systeme, die für Harmonie und Regelmäßigkeit im Bild sorgen - und das möglichst ohne langweilig zu wirken. „Ich bediene mich strenger Regeln. Es ist eine kontrollierte und kontrollierbare Kunst, die von jedem nachvollzogen und selbst versucht werden kann.“, sagt der Professor für künstlerische Gestaltung, der bereits seit 25 Jahren an der Bergischen Universität Wuppertal unterrichtet.


Zufall? Methode? Sinnlos? Didaktisch? Norbert Thomas erläutert. Foto © Frank Becker 
 
Ob senkrecht oder waagerecht, ob Innen- oder Außenform – Entscheidungen, die sich der Künstler stellt, wenn er anfängt die weiße Leinwand mit Farbe zu füllen. Um die Abstände der Figuren nicht selbst bestimmen zu müssen, greift Thomas zu einem Trick: er zieht Kärtchen. Darauf sind Zahlen von 0 bis 360, die den genauen Winkelgrad zur vorangegangenen Linie angeben sollen. Etwa wie beim Lottospiel ergibt sich daraus eine bestimmte Konstellation. Und siehe da: auf den zweiten Blick, wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man in seinen Werken plötzlich Muster aus wiederholten Einzelformen. Und dann kommt eine Frage auf: Handelt es sich bei der Liniensetzung um ein rein mathematisches Konzept, das logisch aufgebaut ist und jeglichen künstlerischen Freiraum verbannt? „Nein“, schmunzelt Thomas, „das hat nichts mit Mathematik zu tun, höchstens bei der Winkelberechnung vielleicht. Man legt damit  nur das äußere Gerüst fest, die Spielregeln sozusagen. Danach geht es um die Ästhetik und kreative Entwicklung. Gefühl und Intuition spielen also eine große Rolle in meiner Kunst“.


Foto © Frank Becker
 
Norbert Thomas - „Kein Zufall“
28.02. 28.2. - 24.4.2016
Von der Heydt-Kunsthalle  -  Geschwister Scholl Platz 4-6 - 42275 Wuppertal-Barmen
D
i – So: 11 bis 18 Uhr - Montag geschlossen
- Eintritt Kunsthalle: 3,- € (ermäßigt 2,- €)
Künstlergespräch am 13.03. um 15 Uhr, 6€
Mehr Informationen zum Künstler gibt’s auf www.norbert-thomas.de
 
Redaktion: Frank Becker