Lachtränen (und Selbsterkenntnis) garantiert!

Junges Kabarett von Format bei Wortart

von Frank Becker
Grillt Knut!

Christoph Sieber gehört zu der beweglichen neuen Generation deutscher Kabarettisten, die frischen Wind zwischen die verhärteten Reihen verbitterter Alt-Kabarettisten wehen läßt und Zeichen gegen die Verdummung der Humor-Unterhaltung setzt. Weit ab von der unsäglich blöden und platten Possenreißerei, mit der einige sogenannte "Comedians" ein Publikum, das es nicht besser verdient hat, mit Zoten unterhalten, macht Christoph Sieber freches, intelligentes und äußerst witziges aktuelles Kabarett. Alterspyramide und -versorgung, große und kleine Politik, die Abrechnung mit Medien-Hypes (Grillt Knut!), punktgenaue Beobachtung des alltäglichen Miteinander der Gesellschaft, in der wir leben und Späße mit Tiefgang über die Schwächen unserer Volksvertreter sind sein Feld. Daß er dabei immer den Punkt trifft, ohne je daneben zu hauen, ehrt den Wortkünstler und freut den Hörer. Das macht er so charmant, daß man es immer wieder hören kann. Und Recht hat er: grillt Knut!





Generation Sanostol

"Haben sie sich schon mal Gedanken gemacht über die Wirklichkeit?", fragt Claus von Wagner. "Zu Kabarettisten kommen die Menschen, um sich sagen zu lassen, wie die Wirklichkeit sein sollte - minus dem, wie sie wirklich ist; und über die Differenz lachen sie dann. Manchmal." Claus von Wagner hat nicht nachgelassen. Tempo- und pointenreich steht sein Programm "Der Rest ist Schweigen
- Eine Zwischenbilanz" dem Vorgänger "Im Feld" nicht nach - bewiesen auf der CD mit dem Untertitel "Komödie in einem Akt". Zu schnell dreht sich die Welt um uns und um den Kabarettisten, als daß man je zu einer endgültigen Bilanz kommen könnte. Und zu schnell setzen vor allem Politiker, die eigentlichen Brotgeber des Kabaretts, immer noch eins drauf, wo man kaum glaubt, den Irrsinn noch weiter treiben zu können. Sie schaffen es. Da muß es bei einem Akt bleiben, da das neue Stück bereits im Entstehen ist. Der Kabarettist muß dran bleiben. Aber zu Erkenntnissen, die aktuell dunkle Stellen ausleuchten, reicht es allemal. Das tut Claus von Wagner bissig und gekonnt in dieser spritzigen Aufzeichnung. Beispiel: "Die USA wollten einen relgiösen Fanatiker jagen, die Wirklichkeit: sie haben einen gewählt." Bundeswehr und Generationenvertrag, Polizeistaat und Capri-Sonne, Sanostol und die ostdeutsche Seele. Claus von Wagner erklärt´s. Güteklasse: 1 a.






Kabarettist und Song-Poet

Andreas Rebers hat mit seinen Solo-Programmen das Erbe des literarischen Kabaretts in der Tradition von Lore und Kay Lorentz angetreten - und zu neuer Hochblüte geführt. Noch respektloser, nicht weniger süffisant und mit ständiger Berufung auf seine proletarische Herkunft zieht er vor nichts den Hut, aber alles durch den Kakao, den die Verspotteten selbst gekocht haben. Woher kommt der Parmaschinken? Erstaunliche Auflösung bei Andreas Rebers. Schlachter, Fliesenleger, Heimat, Legastheniker, Cat Stevens, libanesische Bombenleger, Josef Ackermann, Osama Bin Laden in Oberammergau und rappende Deppen...  - "Man muß über alles reden können - keine Tabus!" Andreas Rebers spricht alles aus, mehr noch, er singt seine Botschaften an/in die Welt hinaus und begleitet sich dabei auf dem Klavier oder dem Akkordeon: "Mit Mohammed und mit Allah/Tod Israel, Tod USA./Die Frau verhängt er gern mit Stoff/und betet mit Kalschnikow." Oder wie wär´s hiermit: "Zwei kleine Libanesen, in Koblenz am Hauptbahnhof" zur Melodie von Connys "Zwei kleine Italiener". Das tut ein wenig weh, muß aber. Klasse!







Blues für Blöde


Severin Groebner ist ein Sonderfall. Severin Groebner monologisiert mit unverkennbar Wiener Dialekt: "Es wird immer ärger...". Severin Groebner ist so gemein, daß man es mitunter erst merkt, wenn man die Watschn bereits bekommen hat. Und das Ärgste: man freut sich auch noch darüber!
Ein Wort- und Gedankenakrobat von höchstem literarischem Anspruch, ein Satiriker mit sehr scharfen Zähnen, die er aber nur ganz sanft ins Fleisch seiner Zielgruppen schlägt, um beinahe unmerklich blutige Fetzen herauszureißen. Über lauter liebe Leute plappert, plaudert, schwadroniert er, Leute, die dir und mir tagtäglich irgendwo und überall begegnen. Leute, die dadurch so unglaublich wirken, daß sie echt sind. Toilettenputzer, bösartige Verkäuferinnen mit quälend guter Laune, Traumfrauen, Idioten. Metzger Scheußlicher ("Ist´s Wurscht, wirds scheußlicher sein - ihr Metzger mit Herz, seit 1890") ist eine seiner grandiosen Figuren. Man kann einfach nicht genug von Scheußlichers Familien- und Firmenhistorie hören. So wie Severin Groebner dessen Geschichte erzählt, serviert er eine spießbürgerliche Schlachtplatte mit einer Vielzahl gespickter Köpfe darauf. Die aber bekommen einen Lorbeerkranz aufs Haupt gedrückt und eine Zitrone ins Maul.
Goldener Lorbeer hier und jetzt für Groebner!

Beispielbild

Christoph Sieber
Das gönn ich euch!

Aufgenommen am 16. Juni 2007 im Fifty-Fifty Erlangen
Gesamtspielzeit:  1:17:08

Weitere Informationen unter:
www.christoph-sieber.de
www.wortart.de



Beispielbild

Claus von Wagner
Der Rest ist Schweigen...
Eine Zwischenbilanz

Komödie in einem Akt

Aufgenommen am 22. Oktober 05 in der Drehleier München
Gesamtspielzeit:  1:18:23

Weitere Informationen unter:
www.claus-von-wagner.de
www.wortart.de




Beispielbild

Andreas Rebers
Lieber vom Fachmann

Aufgenommen am 19./20. April 2007 im Pantheon Bonn
Gesamtspielzeit:  1:16:58

Weitere Informationen unter:
www.andreasrebers.de
www.wortart.de




Beispielbild

Severin Groebner
Lauter liebe Leute

Aufgenommen am 27./28. März 2006 im WortArt-Studio Köln
Gesamtspielzeit:  59:52

Weitere Informationen unter:
www.severin-groebner.de
www.wortart.de