Noch mal kurz zu den Zuständen bei den Regensburger Domspatzen

Ein Kommentar

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif

Noch mal kurz zu den Zuständen
bei den Regensburger Domspatzen

E
s pfiffen ja die Spatzen seit Jahren gleichsam von den Dächern.
Und in seinem Zwischenbericht spricht der vom Bistum Regensburg beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber nun von mindestens 231 Fällen körperlicher Gewalt; in 62 Fällen kam es demnach zu sexuellen Übergriffen - vom Streicheln bis zur Vergewaltigung. Weber schätzt, daß von den 2.100 Kindern in der Vorschule des Chors in Etterzhausen und Pielenhofen zwischen 1953 und 1992 rund ein Drittel, d.h. mindestens 700 Kinder systematisch Opfer von Gewalt wurden. Bei den Domspatzen habe ein System der Angst geherrscht.

Georg Ratzinger, der Bruder von dem andern Ratzinger und über lange Jahre hinweg der sensible Chorleiter der Spatzen, hat von „diesem sexuellen Mißbrauch nichts gewußt“, erzählt uns aber die ganze Geschichte gern mal mit seinen Worten:
„Das ist nicht die Wahrheit. Es gab kein 'System der Angst'. Nie ist ein Junge untern Tisch geprü­gelt worden. Aus Begegnungen mit früheren Dom­spatzen sehe ich, daß die Jahre im Chor für sie ne­ben allem Mühseligen, das zu jeder Aus­bildung gehört, eine Zeit innerer Prägung und Reifung ge­wesen ist, für die sie bis heute dankbar sind.“
So sieht's aus. Man sollte eben immer auch die andre Seite hören. Dann wird einem manches manchmal noch ein wenig klarer.

Redaktion: Frank Becker