Emil Orliks Japan-Bild

Eine Ausstellung im Museum Schloß Moyland

von Andreas Rehnolt

   Emil Orlik pinx.

Museum Schloß Moyland zeigt Japan
aus der Sicht des Malers und Zeichners Emil Orlik
 
Der Künstler erlernte im Jahr 1900 bei einer langen Reise durch Japan die traditionelle Kunst des Farbholzschnitts und machte sich vor Ort ein Bild von der japanischen Kunst und Kultur
 
Von Andreas Rehnolt
 
Bedburg-Hau - „Lange Zeit, bevor ich an die Möglichkeit denken konnte, eine Reise nach Japan zu unternehmen, führte mich die Phantasie dahin.“ So der Maler, Zeichner und Grafiker Emil Orlik (1870-1932), der auf dem Höhepunkt des Japonismus im Jahr 1900 als vermutlich erster deutscher Künstler selbst die Strapazen einer fünfwöchigen Reise nach Japan auf sich nahm, um sich vor Ort selbst ein Bild von der japanischen Kunst und Kultur zu machen. Immerhin blieb Orlik zehn Monate im „Land der aufgehenden Sonne“, nicht zuletzt, um die Kunst des traditionellen japanischen Farbholzschnitts zu studieren und zu erlernen. Das Museum Schloß Moyland in Bedburg-Hau am Niederrhein präsentiert seit dem 23. August die faszinierende Ausstellung „Aus dem Land der aufgehenden Sonne - Emil Orlik und Japan.“

 

Regentag in Kyoto - Emil Orlik pinx.

Auf der langen Seereise erlernte der Künstler sogar die japanische Sprache, so daß er nach seiner Ankunft auch ohne Hilfe die Kontakte zu japanischen Holzschneidern, Druckern und Malern fand, bei denen er nach seinen eigenen Worten die Kunst des Farbholzschnitts „wie ein Geselle sein Handwerk“ erlernte. In eigenen Bildern, Farbholzschnitten, Lithografien, Zeichnungen und Radierungen hielt Orlik auch die arbeitsteilige Herstellung der Farbholzschnitte fest, indem er Maler, Holzschneider und Drucker samt ihren gewaltigen Werkzeugen darstellte.
In Tokio war Orlik nach den Worten von Kuratorin Barbara Strieder „enttäuscht und entsetzt“ darüber, daß die traditionelle alte Farbholzschnitzerei in Japan nicht zuletzt wegen der Verwendung neuer Farben und Techniken „sehr stark verwestlicht war.“ Er selbst fand die sehr viel leichteren und mit Naturfarben dezent gestalteten Farbholzschnitte des 18. Jahrhunderts viel authentischer. Auch die vermeintlich „schönen Frauen“ der bunten Farbholzschnitte seiner Zeit, sprachen Orlik nicht an. Er suchte vielmehr das „wahre Japan“, erzählt Strieder, die im Museum Schloß Moyland auch die Grafische Sammlung leitet.
 

Fuji-Pilgerer - Emil Orlik pinx.

Während einer fünfwöchigen Wanderung in den Norden Japans - Orlik wollte der Sommerhitze in Tokio entfliehen - fand er dann seine ungekünstelten Modelle. Die bis zum 22. November geplante Schau zeigt fast alle Bilder, die Orlik während seiner Japanreise gefertigt hat. Da ist der „Taschenspieler“, die „Geisha“ mit Musikinstrument, die Bäuerin, da sind die Zimmerleute und die Schauspieler, Mütter mit Kindern auf dem Rücken, da ist die Kurtisane bei der Morgentoilette. Einfühlsame, fast immer kleinformatige Bilder, manchmal mit Wasserfarben koloriert, oft auch Kohlezeichnungen als Skizzen für spätere Farbholzschnitte. 
Auch Straßenszenen hielt Orlik fest, eine Farblithografie zeigt ein Theater-Teehaus mit blauen, weißen und roten Fahnen, auf denen die vorgeführten Bühnenstücke zu lesen sind. Die berühmten „Karpfenbanner“ zum traditionellen Knabenfest hielt er eben so fest, wie Gartenanlagen vor Tempeln, Lasten tragende Maultiere im Gebirge und natürlich „Pilger, auf dem Weg zum Fujiyama“. Der Berg gilt als Aufenthaltsort der Götter, mit seinem Vulkan auch als Tor zum Jenseits und zugleich als Symbol der Unsterblichkeit. Das wichtige Pilgerziel war zu Zeiten von Orliks Reise ausschließlich Männern vorbehalten, weiß die Kuratorin zu berichten.
 
Während seiner vielmonatigen Reise durch Japan schickte Orlik zudem selbst gefertigte Postkarten an Freunde in der Heimat. Die handkolorierten Holzschnitte zeigen mal eine Geisha, mal einen Baum mit Blüten und mal eine Szene mit Kindern. Orlik blieb bei seiner Darstellung des Japanischen immer „ganz europäisch“, betont Strieder. Anders als die japanischen Künstler in ihren Holzschnitten arbeitete Strieder stets „tiefenräumlich“. Und die Gesichter der Frauen stellte er ausschließlich im Profil dar. Schon zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus Japan stellte Orlik seine eigenen Reiseeindrücke sowie gekaufte Farbholzschnitte, aber auch mitgebrachte Souvenirs wie Masken, Kimonos, Porzellan und Kunstgewerbe aus dem „Land der aufgehenden Sonne“ in Berlin aus.


Windstoß - Emil Orlik pinx.
  
Als Sohn eines jüdischen Schneidermeisters 1870 in Prag geboren, studierte Orlik von 1891 bis 1893 an der Münchner Akademie und danach an der akademischen Kupferstecherschule. 1896 lernte er in Prag den Dichter Rainer Maria Rilke kennen, dem er wieder nach München folgte. Dort begann er zusammen mit Otto Pankok mit grafischen Techniken, vor allem dem Holzschnitt zu experimentieren. Für seine weitere künstlerische Entwicklung wurde die Japanreise besonders wichtig. 1904 zog Orlik nach Wien, später ging er als Professor an die Staatliche Lehranstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Unter seinen Schülern finden sich Namen wie George Grosz, Hannah Höch, Oskar Nerlinger oder Josef Fenneker.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.moyland.de 
Kontakt:
Stiftung Museum Schloß Moyland - Am Schloß 4 - 47551 Bedburg-Hau - Tel: 02824-951064
 
Redaktion: Frank Becker