Wie: Bücher?! (7)

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker

Wie: Bücher?!
 
Konrad Beikircher über Literatur (7)


Lassen Sie mich also langsam zum Schluß kommen, nicht ohne allerdings Ihnen die Äußerungen vorzulegen, die hier eingetroffen sind. Äußerungen, die Buchhändler getätigt haben, als ich sie darum bat, uns zu sagen, was sie vom Buch amfürsich halten.
Es sind Telegramme eingegangen - wie schön, daß es in der Fax- und Internetzeit noch so etwas Altmodisches gibt - aus diversen deutschen und ausländischen Regionen, Telegramme, die natürlich auch die Krankheit aufweisen, die jede Botschaft anfällt, wenn sie über mehrere Zwischenstationen laufen muß, bis sie endlich den Empfänger erreicht: die Verstümmelung. Heute, wo wir uns an die schönen Verstümmelungen gewöhnt haben, denen Faxe unterliegen: Zeilen, deren Buchstaben in die Unendlichkeit von Raum und Zeit gezerrt werden (DER schlagende Beweis für die Raumkrümmung durch die Schwerkraft), hübsche graphische Auflockerungen durch längsziehende schwarze Balken über entscheidenden Textstellen, kryptische Hinweise auf weitere drei Seiten, die im digitalen Orkus auf ewig verschwunden sind, unbekannte Unterschriften unter Verträgen, die wir nie gemacht haben z.B. mit Autoren, die nie verlegt werden würden, die erleichternde Information „Emfangspapierstau“ bei Dokumenten, die uns unangenehm wären, würden wir sie denn empfangen, der sanfte Hinweis „Dokumentenstau“, wenn wir fristlose Kündigungen faxen wollen, das Gerät uns aber damit die Chance gibt, das Ganze doch nochmal zu überlegen, der erheiternde Hinweis „Empfänger verfügt nicht über ein kompatibles Gerät“ wenn wir dem Finanzamt mal schnell die Umsätze faxen wollen und die schweißtrocknende Information „Empfangsdaten enthalten zu viele Fehler“, wenn das Finanzamt seine Bescheide faxt - heute also können wir uns kaum noch an die Aufregungen erinnern, die verstümmelte Telegramme auslösen können, ich sage nur Bad-Emser-Depesche, jedoch ich schweife ab. Telegramme also sind angekommen, vielleicht in Einzelheiten kryptisch, jedoch haben sie den Klang der Sprache beibehalten, in der sie abgefaßt wurden. Übrigens eines meiner Lieblingsthemen: die Musikalität von Sprache, aber das haben Sie sicher schon bemerkt.

Aus Kopenhagen erreicht uns:
 
Mølk flød med øre, Bøykørchen, økmøølda møønken tørø kløstern ættøl en Andersøn mørchen, høhø, en wøytulen, wøytulen en vüül rætzingen en vætikæænen, høhø
was jatzt natürlich im Vortrag etwas erschwert ist durch die vielen Kringel und Schrägstriche...
 
Aus Athen kommt
sparakatasoulmata sblerigata marakousi malakke kallesperathi para kalo theta sbroumata ta ta deina moudhen kai kataklismata sborovari kara bithi ta Korradi Beikricki - gyros, massaker suiziki eph’charisto
 
Schau, schau, aus Tokio:
noo ssakatta mikao kooo tietta! Ne! Mossakka chcha ochcho kittooooo kaaennia! Nakasamitakasatamekaso!
Bwd9!! Ocha! Ne! Ohohohoho!
 
Aus Rom
in espressione tedesca: Goott segne Paderborn!
 
Kommen wir jetzt zu den deutschen Provenienzen:
 
Aus Wien:
waaß du bellääch wosdadooschn da güüt? Da bixaandl dapick ma si eh waunse stüü oba naa da gewüü! Heas da büüs da da büüsndadschee oba gee. Wosatschüüz hosd a buzzn die gürschterl am troardl  Beikiacha? , jo eh - is a schmäh
 
Aus Aurich
issnu ma strossn mir seggn - en ti hebben mi brouk
haschu ma treggn mi droggn? Un sech di din moul ma bitrouph over heddn, bischu maantje endrach du bitrouggn - nech?!
 
Aus Aachen
dr glich issermöön öscher ringges, wa? Gräät ermör möösch en dr reit. Över reeit en dr daatscher ösch wät, wa? Hätter en tööt! Beikirchner? - leckesamaarsch!
 
Aus Stuttgart
mer händ no a räädle zu brouschde mit lääbärär traouberär sännto mi oogwää - isch ebers mit o-oogwää mit sinterer louberer douberer läätschärter paatscherter hoodälä wittwer en schtuagrt Be-ikircherle! hano
 
Aus Frankfurt
ei woschemo dabbl, ei stische moi strigglsche habbe des berschtsche ogwiggelt in benzeme schtrabbl moi sterschlche ziggene schdrecksch. metdi fletsche a-in wasseme geggl om hanneme doscht meddenneme higglde geschtsche, Beikesche! Awwe imme!
 
Und schließlich aus Miesbach
hürrzn mir schreggn weil habbsn mr dechtn noh draaztn ambruggn. Middn übberdirtl ollewä weils wahr is, des drogn dabrugglds, gei, und ubariggldsn nebba da strauffn oba rabldirscht bleggamaduari mai grianobariabiges briddlstrazzd - Braiburger - dö Sau!
 

Schönen Dank, daß Sie meinen Ausführungen so aufmerksam gefolgt sind.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei jedweder Lektüre - solange es ein Buch ist.

Ihr
Konrad Beikircher


Redaktion: Frank Becker