Vor 125 Jahren erschien das erste Comic-Heft

Am 17. Mai 1890 veröffentlichte Houghton Townley die „Comic Cuts“

von Andreas Rehnolt

Quelle: Wikipedia
Vor 125 Jahren erschien
das erste Comic-Heft
 
Am 17. Mai 1890 veröffentlichte Houghton Townley
unter dem Namen
„Comic Cuts“ erstmals ein
Heft mit gezeichneten Geschichten
 
Von Andreas Rehnolt
 
Ob „Tarzan“ oder „Donald Duck“, „Lucky Luke“ oder „Tim und Struppi“, „Asterix“, „Mickey Mouse“, „Hägar, der Schreckliche“, „Popeye“ oder die „Peanuts“ mit Snoopy und Charlie Brown - diese und noch viel mehr Helden der Comicgeschichte machen bis heute Millionen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ihren Abenteuern das Leben leichter. Comic-Historiker streiten natürlich darüber, ob Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ von 1865, Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ aus dem Jahr 1847 die Urväter der Bildergeschichten waren oder ob nicht schon die Höhlenmalereien der Neanderthaler, die Zeichnungen der Ägypter oder der Wandteppich von Bayeux Vorreiter gewesen sind.
 
Offiziell gilt jedenfalls der 17. Mai 1890 als Geburtstag zumindest des ersten Comic-Heftes. Das kam nämlich vor 125 Jahren in Großbritannien auf den Markt. Der Verleger war Alfred Harmsworth und der Texter war Houghton Townley, der unter dem Titel „Comic Cuts“ erstmals ein Heft mit gezeichneten Geschichten herausbrachte. Der Erfolg soll grandios gewesen sein. Das Heftchen erschien einmal in der Woche, kostete ½ Penny  und hatte zunächst nur einen schlichten Umfang von acht Seiten. Doch die Nachfrage der Leser war geradezu enorm für die damalige Zeit. Schon nach vier Wochen wurde eine Auflage von stolzen 300.000 Stück erreicht.
 
Das war deutlich mehr, als überregionale Zeitungen damals in den Vereinigten Staaten aufweisen konnten. Allerdings hatte „Comic Cut“ nur wenig gemeinsam mit heutigen, modernen Comics, wie die Leser sie seit etwa 85 Jahren kennen. Der Grund: „Comic Cuts“ hatte in den ersten Jahren seines Erscheinens deutlich mehr Textanteil als gezeichnete Bilder. Für Marcel Feige in seinem „Das kleine Comic-Lexikon“ wurde die heutzutage für Comics typische Sprechblase von einem Amerikaner „erfunden“. Demnach führte sie Richard F. Outcault fünf Jahre nach dem ersten Erscheinen von „Comic Cuts“ ein, als er 1895 den Comic-Strip mit dem Titel „Down Hogan's Alley“ startete. 
 
Der Comic, der in den Wochenendbeilagen der Tageszeitungen abgedruckt wurde, beinhaltete einen Charakter, der als Experiment mit einer neuen Druckfarbe knallgelb eingefärbt wurde. Ursprünglich nur als Nebencharakter gedacht, erreichte die Figur wenige Jahre nach „Comic Cut“ eine so große Popularität, daß der Strip ab 1897 nach ihm benannt wurde: „The Yellow Kid“ (Gelbes Kind) war geboren und damit auch der erste Zeitungs-Comic. Der nächste erfolgreiche Strip trug den Namen „Katzenjammer Kids“, eine US-amerikanische Variante von „Max und Moritz“, die noch heute in Zeitungen abgedruckt wird und damit tatsächlich die älteste noch publizierte Comic-Serie der Welt zu sein scheint.
 
Ab 1903 erschien dann erstmals der täglich erscheinende Comic-Strip in einer Tageszeitung. Dabei handelte es sich um die Sportseiten der „Chicago American“. 1912 ging dann bereits die erste Comic-Serie an den Start. Bis 1930 erschienen sämtliche Comics in den USA als Comic-Strips. Es war der Medien-Tycoon William Hearst, der das International New Service gründete und Druckrechte an Nachrichten und Bildern verkaufte, auch an Comics, die an unzählige Tageszeitungen in der ganzen Welt verkauft wurden.
 
1929 dann entstanden die ersten Abenteuer-Comics. „Tarzan“ und „Buck Rogers“ sind bis heute die bekanntesten. Die große Stunde der Comic-Helden schlug in den 1930er Jahren. 1929 erblickte der Spinat-Fan „Popeye“ das Licht der Comicwelt, 1930 dann „Mickey Mouse“ und acht Jahre später „Donald Duck“ und in Belgien kamen 1929 „Tim und Struppi“ auf den Markt. Nach der Erfindung von „Superman“ durch Jerry Siegel und Joe Shuster brach ab 1938 in den USA ein wahrer Superhelden-Boom aus, der dem Comic-Heft zum endgültigen Durchbruch verhalf.
 
In Europa konnte der Comic erst nach dem Zweiten Weltkrieg Fuß fassen. Am produktivsten waren und sind vor allem Frankreich und Belgien mit ihren Helden „Asterix und Obelix“ oder „Lucky Luke“. Die haben bis heute - ähnlich wie die Abenteuer von „Donald Duck“ und den übrigen Bewohnern der Comic-Metropole Entenhausen 125 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Comicheftes auch in Deutschland nach wie vor ihr treues Lesepublikum.
 
Redaktion: Frank Becker