Männer brauchen Grenzen

Wie Frau Adorno es so gut hinkriegt

von Tina Teubner

© Tina Teubner
Wie Frau Adorno
es so gut hinkriegt
 
Wie man es auch dreht und wendet: Männer weigern sich einfach zu verstehen, daß das Leben mit ihnen für uns Frauen leichter, erfüllter und schlicht und ergreifend auch schöner wäre, wenn sie beherzt alle guten Eigenschaften in sich vereinen würden: Sensibilität und Tatkraft, Sexappeal und Treue, Wohlstand und Reichtum, kombiniert mit nobler linker Gesinnung. Sie sollen eine anspruchsvolle berufliche Position innehaben, aber jederzeit zu einer spontanen Weltreise bereit sein. Warum nur ist das so schwer zu begreifen!
    Hadern Sie an dieser Stelle nicht mit dem Schicksal; das macht Sie nur moppelig und grauhäutig.
    Nehmen Sie Zettel und Stift, und legen Sie sich für alle Zeit folgende Sätze unters Kopfkissen:
 
1. Russen bekommt man preiswerter, als man denkt.
2. Glück und Zufriedenheit sind in diesem Leben ohne Traurigkeit nicht zu haben. Und Liebe nicht ohne Ambivalenz. Das ist so. Punkt.
 
    Wie man es aber trotzdem ein bißchen nett miteinander haben kann, wie man miteinander wachsen, blühen und unverbittert wieder schrumpfen kann, das hat niemand so schön in Worte gefaßt wie Adorno. Adorno hat nämlich einmal geschrieben: „Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.“
Theodor W. Adorno! Eine tolle Frau! Ist das nicht schön gesagt? Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren. Adorno will damit sagen: Wenn ich traurig bin, muß mein Mann das aushalten, ohne schon wieder zu werten und Ratschläge zu geben, und er muß mich dabei trotzdem unentwegt liebhaben.
    Ha!
    Im Gegenzug heißt das für mich: Bleibt er mit dem Auto im Schnee stecken, beweise ich ihm meine Liebe, indem ich tapfer auf dem Beifahrersitz sitzen bleibe und nicht schiebe.
    Ich bin begeistert. Theodor W Adorno. Die Vorreiterin aller alleinerziehenden Ehefrauen! Und ich hoffe von Herzen, mit diesem Beispiel hinreichend bewiesen zu haben, daß dies kein Buch ist, das die Männer einfach sang- und klanglos zugrunde richten möchte. Ich quelle doch im Grunde über vor Liebe. Ich würde doch alles für meinen Mann tun. Alles! Außer schieben.     
    Und von dieser Liebe möchte ich Ihnen so gerne etwas rnitgeben. Liebe ist doch das Einzige, was wächst, wenn wir es verschwenden! Es ist die einzige Chance, sich dumm und doof zu verschenken und dabei reich zu werden. Und zwar in alle Richtungen.
 
Zu gefühlig? Wie recht Sie haben!
 
    Aber in den letzten Jahren sind in meiner Welt so viele traurige Dinge passiert. Dinge, von denen man denkt, die passieren immer nur den anderen. So viele Leute mußten gehen, die hatten noch gar keinen Bock zu gehen. Und immer muß erst so etwas passieren, bis man endlich mal aufhört, sich über die letzte nebensächliche Grütze zu streiten. Manchmal muß man eben einfach mal vor Güte strotzen. Da ist die Wahrheit dann doch wieder einfach um nicht zu sagen: regelrecht unterkomplex. Und falls Sie nun das Gefühl haben, Sie hätten nicht gerade den Tollsten abgekriegt, rufe ich Ihnen zum dritten Mal in aller Entschiedenheit zu: Sie finden sowieso keinen anderen, denn die anderen sind alle genauso.
    Wissenschaftler und kluge Frauen schließen inzwischen nicht mehr aus, daß es das Glück gar nicht gibt. Mit Sicherheit gibt es aber die Fähigkeit, glücklich zu sein. Es ist doch schön, daß Sie überhaupt einen gefunden haben! Was sagt ein französisches Sprichwort: Die Liebe bringt selbst einen Esel zum Tanzen. Baden Sie also umgehend in Ihrem begrenzten Glück!
Oder um es einmal deutlich in eindimensionaler Chansonettenkunst gesagt zu haben:
 
Es bringt uns einfach gar nichts, an unserem Recht zu kleben recht bat nur die Liebe und das Leben!    
 



© Tina Teubner

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