Da scheint die Sonne

ah voix bass – „soleil“

von Steffi Engler

Da scheint die Sonne
 
Wie gut Kontrabaß und Stimme harmonieren, wissen wir aus den vergnüglichen Aufnahmen des Duos „Frau contra Bass“. Daß es auch ganz vorzüglich mit dem E-Baß und anderen, auch akustischen Baß-Instrumenten klappt, belegen in französisch-deutscher Harmonie die Chanson-Sängerin Dany Tollemer aus Châtellerault und Lutz J. Mays, Komponist und Bassist aus Nürnberg auf ihrem Debüt-Album „soleil“.

Mit der jugendlich klaren Stimme und den mal poetischen mal humorvollen überwiegend eigenen Texten und Melodien, welche Dany Tollemer ansteckend fröhlich interpretiert, geht für den Hörer tatsächlich die Sonne auf, während Mays´ Baßlinien mal funky, mal dezent Ohr und Zwerchfell kitzeln. Das feine Gespür für die kleinen und großen Dinge, die uns bewegen, zeichnet die Lieder von „ah voix bass“ aus – und da muß man nicht einmal alles der französischen Texte verstehen. Daby Tollemer hat das, was auch andere große Chansonniers auszeichnet: den stimmlichen Ausdruck, der auch schon mal Worte ersetzen kann, bzw. diese verstehbar macht.
Fein greift Mays im Opener „Ado africain“ über das Schicksal eines Bootsflüchtlings die afrikanische Rhythmik auf. Rhythmus ist auch das bestimmende Merkmal des frühlingshaft fröhlichen Titelstücks „Soleil“, das zum Frühstück auf dem Balkon einlädt und „Butterfly“ verzaubert mit dem poetischen Moment in englischer Sprache. Kann man ein Lied darüber machen, daß man eine ganze Menge zuviel weiße Bohnen gegessen hat und was sich deshalb in einem abspielt? Geht das auch bei Migräne? Ja, das geht, das kann man, höchst unterhaltsam übrigens, das temperamentvolle „Flageolets“ und das stille „Migre haine“ belegen es. Dany Tollemers Lied-Texte haben als Erbteil des französischen Chansons dessen besondere sensitive und intellektuelle Qualität.

Ein ganz besonderes Bonbon haben die beiden Künstler in die Mitte des Albums gestellt: „L´amour sur le fil“ (Die Liebe auf des Messers Schneide) kombiniert mit Johann Sebastian Bachs „Inventio Nr. 4“ – hier zeigt sich Dany Tollemer als veritable Scatterin. Man könnte sich ein komplettes Bach-Album mit „ah voix bass“ vorstellen. „Vieux mots tards que jamais“ schließt sich als gleichwertiges Schmankerl an. In die Füße fährt unmittelbar, tanzbar und voller Lebensfreude „T'as pas tout dit / Ta Katie t'a quitté“. Daß sie auch die leisen Töne können, zeigen „Summer & Fire“ und „Ma prière“ kurz vor Schluß.
Ein abwechslungsreiches, auch beim wiederholten Hören immer wieder aufs Neue spannendes, überraschendes Album, Genuß und Gewinn. Dafür unsere Auszeichnung, den Musenkuß!
 
ah voix bass – „soleil“
© 2015 Beste Unterhaltung
Dany Tollemer (voc) - Lutz J. Mays (b) – Flo Leuthold, Romin Katzer (perc)
Titel:
1. Ado africain – 2. Flageolets – 3. Soleil – 4. Butterfly – 5. Quelques jignes – 6. L'amour sur le fil / Inventio Nr. 4 – 7. Vieux mots tards que jamais – 8. Lili – 9. Migre haine – 10. T'as pas tout dit / Ta Katie t'a quitté – 11. Summer & Fire – 12. Ma prière – 13. Papillon
Gesamtzeit:  50:56
 
Weitere Informationen:  www.ahvoixbass.com  -  www.besteunterhaltung.biz