Wie verkauft man heute ein Satiremagazin ?

Das „Bananenblatt“ weiß es.

von Frank Becker

Wie verkauft man heute
ein Satiremagazin ?
 
Das „Bananenblatt“ weiß es.
 
In diesen Tagen ein Satire-Magazin zu verkaufen, ohne verklemmten Gender-Forscherinnen, militanten Tierschützern, grundbeleidigten Kommunisten, frechen Griechen, tumben Rassisten, durchgeknallten Moslemisten, radikalen Veganern oder peinlichen Regierungen auf die breit gestellten Füßchen zu treten ist nachgerade ein Tanz auf dem Seil und beinahe unmöglich. Aber muß man eigentlich ständig auf all diese Knallchargen des öffentlichen Lebens Rücksicht nehmen? Wir meinen: Nein! Mehr noch: ganz im Gegenteil! Danken wir ihnen allen doch mit angemessenen Scherzen, daß sie uns Tag für Tag mit unermüdlichem Fleiß Futter für gerne auch mal derbe Späße auf ihre Kosten Futter geben, womit sie dazu beitragen, daß die Welt der Satire stets neue Impulse bekommt.
 
Das „Bananenblatt“ No. 19, das jetzt zumindest in der Bundesrepublik Österreich (früher Ostmark, vgl. S. 20) an allen Kiosken, gelegentlich in der neutralen Schweiz und mit Glück auch hie und da in (fast wieder) Großdeutschland zu haben ist zu haben ist, geht den einfachen Weg der pauschalen Watschen für alle. Das macht es einfach. Wobei die No. 19 denn doch zumindest einmal, nämlich auf dem Umschlag, die Frage aufgreift, womit man Gazetten-Käufer locken könne. Daß einer vielleicht sogar repräsentativen Umfrage bei drei Personen (Redaktionsstab) zufolge das Tortendiagramm knapp die Mohammed-Karikatur aus dem Rennen schlägt, mag überraschen. Aber wer will sich schon am Schreibtisch erschießen lassen?

Was aber ist das Kernthema des neuen Heftes? Sex. Ja, Sex, in allerlei Facetten und der (siehe oben) auch gerne mal derb. Und Krisen, denn davon haben wir in der Welt und im eigenen Dunstkreis genug. Und ein bißchen Philosophie. Und eben keine Mohammed-Karikatur. Und genau das ist die Satire: wenn jetzt der streithungrige Salafist und sein Freund der Moslemist gierig herumblättern, um einen Grund zum Stänkern zu finden und dafür, auch mal eine österreichische Fahne anzuzünden – ist er der Angeschmierte. Ätsch. Da ärgerst Dich, gell?

Wer noch nicht die jüngsten Cartoon-Themenbände des Holzbaum Verlages kennt, der hinter der das „Bananenblatt“ publizierenden Komische Künste Verlagsgesellschaft steckt oder umgekehrt, lernt en passant diese neben den das Kernthema des aktuellen Heftes absteckenden Aufsätzen mit hübschen Beispielen kennen.

   © Teja Fischer
 
Aber dafür gibt es auf 32 Seiten eine Menge wundervoll unkorrekter Cartoons über Krisen, veganes Essen, Pornographie und Leute mit Masken, Schwertern und Kalaschnikows (Honi soit qui mal y pense), und die ärgern Dich dann doch, weil Du a. keinen Humor hast und b. Dich ja unbedingt ärgern willst. Ärgern dürfen sich aber auch Pfaffen, Kriegstreiber, Kapitäne und die ÖVP, das Lieblingskind alpenländischer Satire. Cartoons von u.a. Ari Plikat, Michael Holtschulte, Til Mette, ADAM, Gerhard Glück, Teja Fischer, Uwe Krumbiegel, MOCK, Andreas Prüstel u.a.m. sind dabei. Ein Blick über den Gartenzaun stellt auch den neuen Lappan-Band von Til Mette vor.


 © Ari Plikat
 
Das „Bananenblatt“ ist um 3,99 € an einschlägigen Kiosken zu erhalten. Wo nicht, kann man es auch beim Verlag bestellen bzw. abonnieren: www.bananenblatt.org